"Die Welt ist viel reicher an Erscheinungen, als uns unsere
Sinnesorgane vermitteln."
(Maria Szepes: "Die geheimen Lehren des Abendlandes")
Die Freibäder sind wieder offen, so auch jenes am See, in
dem meine Verlobte und ich immer schwimmen gehen, und
dies, auch wenn wir inzwischen umgezogen sind, weiterhin
zu tun gedenken.
Am Tag vor der Eröffnung wollte ich abends noch kurz zum
See, um zu schauen, ob ich die vier jungen Stockenten und
vielleicht die eine oder andere Fledermaus sehe. Aber-o weh!-
ich stand vor verschlossenen Türen. Das gab es bislang noch
nie. Ich weiss nicht, weshalb die Türen verschlossen waren.
Vielleicht wegen der Fischer. Vielleicht wollten die Strand-
badverantwortlichen vermeiden, dass an der Eröffnung wieder
überall Angelhaken herumliegen. Diese Angelhaken sind
nämlich eine unheimliche Verletzungsgefahr, wenn sie
irgendwo liegenbleiben!
Ich weiss nicht, ich glaube, ich werde dieses Volk- hiermit
meine ich die Fischer- wahrscheinlich nie verstehen. Einer-
seits behaupten sie, was sie da täten, wäre Sport, anderer-
seits sitzen sie einfach da und halten ihre Angel ins Wasser.
Mittlerweile brauchen sie diese nicht mal mehr selber zu
halten,mittlerweile gibt es Vorrichtungen, die dies überneh-
men und piepsen, wenn ein Fisch angebissen hat. Der Fischer
kann sogar ein Nickerchen machen, seine Angel weckt ihn
dann schon, wenn sich ein Erfolg einstellt! Ich weiss nicht,
aber mir persönlich kommt das nicht wie Sport vor...
Da ist Schach, meiner Meinung nach, mehr Sport, da muss
man wenigstens wach bleiben dabei. Oder Billard. Golf.
Minigolf. Darts. Bowling. Kegeln. Was ist eigentlich der
Unterschied zwischen Bowling und Kegeln? Egal. Und
natürlich Schwimmen. Aber einige Angler angeln ja nicht
zum Sport, sondern, um sich zu entspannen. Das macht
schon mehr Sinn. Ich selber könnte mich aber kaum ent-
spannen, wenn ich bei Erfolg einem Fisch einen Knüppel
über die Rübe schlagen müsste. Ich esse zwar Fleisch und
Fisch, aber ich könnte die Tiere nicht selber schlachten.
Weder human, noch halal, noch koscher. Wobei die Frage
zumindest gestellt werden darf, ob hierbei der Tierschutz
oder die Religionsfreiheit höher gewertet werden muss.
Die Frage ist so schwierig, ich habe keine Antwort darauf.
Mein Bruder scheint da weniger Mühe mit der Sache zu
haben, die Fischerei und dem Knüppel, meine ich. Schliess-
lich gab es eine Zeit, da angelte auch er. Ein einziges Mal
hatte er Erfolg, ein Flussbarsch. Den brachte er unserer
Mutter nach Hause, damit diese ihn zubereite. Sie meinte
danach, von den Gräten genervt, sie würde nie mehr einen
frisch gefangenen Fisch zubereiten. Tja, entweder das eine
oder das andere, filettiert beissen die Fische halt leider nicht
mehr an. Auch nicht als Fischstäbchen. Woraus sind die
eigentlich? Aale? Seenadeln? Na klar: aus dem Tiefkühler!
Petri Heil!
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