paar Tage blieb. Am einen Abend kam sie an, am nächsten ging auch ich zu
meiner Freundin und brachte Frühstücksbrötchen mit, dann gingen wir zum
See. Meine Freundin und ich gingen schwimmen, während ihre Nichte am
Ufer lag, Musik hörte und las, wie dies Teenager eben so tun.

Ich brachte ihr ein paar meiner "Marvel"-Comics mit, die ich sowieso mal los-
werden wollte. Nicht, weil sie nicht gut wären, im Gegenteil, sondern weil sie
Platz wegnehmen. Und da sie diese auch gerne liest, aber in ihrem Wohnort
in Deutschland kaum findet, versprach ich ihr schon beim letzten Mal, dass
ich ihr welche bringen würde. Kurios, diese Comics kommen über einen
deutschen Verlag in die Schweiz, und in der Schweiz kommt man besser
dazu als in Deutschland.
Tags darauf gingen wir in den Tierpark, wo wir diskutierten, ob es "der Wisent"
oder "das Wisent" heisst. Ich war ebenso überzeugt, dass "Wisent" männlich ist,
wie sie beide von "das Wisent" überzeugt waren. Wir schlugen's dann im Wör-
terbuch nach: Ich hatte tatsächlich recht, da stand "der Wisent". Kaum zu glau-
ben, ein "kleiner Kuhschweizer" gewinnt in deutscher Grammatik gegen zwei
Deutsche! Nach dem Tierpark grillten (oder wie man hier sagt: grillierten) wir
und wurden von vorne und hinten durchräuchert. Wir hatten uns zu einer Lie-
gewiese mit verschiedenen Grillstellen begeben, und waren dort mittendrin.
Abends gingen wir dann noch in's Kino, "The Wolverine" anschauen. Wir
fanden den Film alle Drei klasse, nur ich fand den ersten "Wolverine"-Film
besser. Aber ich konnte nie besonders viel mit den Japan-Stories bei "Wol-
verine" anfangen, das lag wohl eher daran. Da der Film Wolverines Zeit in
Japan wiedergab, blieb uns immerhin Sabretooth* erspart.
Am nächsten Abend kamen die Eltern des Mädchens nach, sprich die Schwe-
ster meiner Freundin, ihr Mann und der Familienhund. Während sie disku-
tierten, lief im Fernsehen "The Mentalist".
"Es war der Arzt", meinte ich irgendwann.
"Nicht der Gärtner?" meinte der Mann der Schwester meiner Freundin.
"Da kam doch gar keiner vor?"
"Doch, da war doch vorhin einer. Normalerweise ist es doch immer der
Gärtner."
"Das ist eine amerikanische Serie, keine britische."
"Ach so."
Es war tatsächlich der Arzt, und ich wusste dann nicht, ob ich stolz sein
soll, dass ich es, trotz Geräuschkulisse gemerkt hatte, oder ob ich ent-
täuscht sein soll, dass die Story so einfach gestrickt war. Aber in einer
45-Minuten-Folge einer TV-Serie kann man nun mal nicht allzu viele
Verwicklungen verpacken. Irgendwann kamen wir dann auf die Unter-
schiede zwischen den deutschen und den schweizerischen Bezeichnun-
gen zu sprechen, z.B. grillen und grillieren, parken und parkieren. Wir
machten Raclette, und meine Freundin meinte, wir würden "raclettieren".
Schliesslich versuchten wir spasseshalber dasselbe mit allen möglichen
Verben, so dass Worte wie "fonduelieren" heraus kamen.
Am letzten Tag schliesslich hatten wir ein Schlauchboot gemietet, um
damit den Fluss hinunter zu fahren. Der Schlauchbootvermieter erklärte
uns, worauf wir zu achten hätten, und zwar in einer Mischung aus
deutsch und englisch, die kaum Jemand verstand. Dann gab er uns
das Schlauchboot, das Platz für fünf bis sieben Personen bot. Wir wa-
ren zu fünft plus Hund, doch hatten sie meine Freundin und ihre
Schwester beide doppelt berechnet. Wir kriegten ein wasserfest
verschliessbares Fass, in das wir unsere Sachen reintun konnten,
Paddel und Schwimmwesten. Jene für meine Freundin und ihre
Schwester waren etwas eng, aber sie schafften es in diese hinein.
Bei einer Eisenbahnbrücke sollten wir, so hiess es, möglichst rechts
halten, da wir sonst in gefährliche Strudel geraten würden. Nachdem
wir die Brücke überstanden hatten, verlief alles Weitere relativ ruhig,
ausser dass wir einmal gegen das Geäst abdrifteten. Bei der Liege-
wiese mussten wir an Land und das Boot abgeben. Wir legten uns
dort noch etwas hinund gingen im Fluss baden, zumindest ein Teil
von uns. Schwimmen war dort leider kaum machbar, dafür war das
Wasser zu seicht, da waren unsere nicht unbedingt kurzen Beine
eher ein Hindernis. Ausserdem war die Strömung doch ziemlich
stark. Ich las die Aufschrift auf der Sonnenmilch meiner Freundin und
meinte: "Da ist ein schweizerdeutsches Wort: 'reduzieren'. Das müsste
bei euch 'reduzen' heissen..."
Abends waren wir dann noch zum Grill(ier)en eingeladen, bevor Alle
wieder nach Hause fuhren, und wir Alle fanden, dass wir so eine Boots-
tour nächstes Jahr wieder machen wollen. Also, gebt acht, ihr Süss-
wassermatrosen, beim Klabautermann!
*Wolverines Erzfeind
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