wird in vielen Familien grilliert (wie der Schweizer sagt) und Feuerwerk
entzündet.

Ich selber bin kein Freund von Feuerwerk. Klar, es sieht toll aus,
mir ist es aber schlicht und einfach zu laut, und der Natur tut es auch
nicht unbedingt gut. Bengalische Zündhölzer oder etwas in der Art
sind mir da doch lieber, auch wenn ich selber sie nicht unbedingt in
der Hand halten möchte, zu nahe ist mir dabei das Feuer. Vulkane
oder Zuckerstöcke hingegen, die finde ich wunderschön. Aber auch
die sollten später weggeräumt und nicht einfach stehen gelassen wer-
den. Als Kinder hatten wir noch Freude an den kleinen Knallern, die
bei uns "Frauenfürze" genannt werden (warum auch immer) oder
an den sogenannten "Knallteufeln", die ohne Feuer knallen, nur in-
dem sie zu Boden geworfen werden. Diese Zeiten sind heute aber
definitiv vorbei. Heute, finde ich, kann gut auch ohne Feuerwerk
und Knallerei gefeiert werden. Wobei die grossen 1.August-Feuer,
die in einigen Ortschaften entzündet werden, die finde ich nach wie
vor schön. Schade, dass viele Gemeinden diese Tradition aus Kosten-
gründen (wie sie meistens behaupten) nicht weiterführen.
An diesem 1.August kamen die Eltern meiner Freundin zu Besuch.
Meine Eltern luden zum Brunch ein. Seit einigen Jahren gilt der
1.August nämlich als "offizieller Feiertag", ist also arbeitsfrei.
Und heutzutage ist es schon längst nicht mehr so, dass sich die
Eltern erst treffen, wenn ein Paar heiratet. Bei der heutigen Heirats-
rate würden sich viele Eltern sonst gar nie kennen lernen. Die
modernen Zeiten haben eben auch ihre guten Seiten. Da meine
Freundin Deutsche ist, war dies auch (mal wieder) fast ein biss-
chen wie ein Kulturaustausch. Ihre Eltern erlebten die Schweiz
an ihrem Nationalfeiertag, an ihrem "Geburtstag", und sie schie-
nen fasziniert gewesen zu sein, wie stark wir Schweizer unseren
Nationalfeiertag zelebrieren. Bei ihnen gäbe es, so erfuhren wir,
am "Tag der deutschen Einheit", der noch am ehesten mit unserem
1.August zu vergleichen wäre, "bloss" Politikerreden... Okay,
die gibt's bei uns auch, mit dem Unterschied, dass ihre Politiker
die Sprache können... Edmund Stoiber mal ausgenommen.
Zwar erlebten sie kein Feuerwerk und kein Augustfeuer- sie
fuhren während des Nachmittags zurück-, doch die Flaggen auf
den Balkonen und die Lampions mit dem Schweizer Kreuz in
den Gärten, das schien ihnen neu, gar etwas fremd zu sein. Für
meine Freundin übrigens auch, denn obschon sie bereits meh-
rere Jahre in der Schweiz lebt, verbrachte sie dieses Jahr erstmals
den 1.August hier. Würden Deutsche ihre Flaggen in ihrem Land
so auf die Balkone hängen, sie würden wohl schräg angesehen,
würden sogar für Neonazis gehalten. Da spielt nach wie vor die
Erinnerung an die unrühmliche Vergangenheit mit. Wir Schweizer
hingegen gehören, nebst den Amerikanern, zu den Völkern, welche
ihren Nationalfeiertag am ausgiebigsten zelebrieren. Man kann
davon halten, was man will, kann es für gut oder schlecht befinden,
sicher ist nur eines: Am 1.August muss eine Schweizer Flagge auf
dem Balkon nicht heissen, dass dort SVP-Wähler wohnen. Nur
diejenigen, bei denen die Flagge das ganze Jahr über dort bleibt,
bei denen ist Vorsicht geboten... Bei allem Respekt gegenüber
unserer Parteienlandschaft und deren Vertreter, aber die Parolen
dieser Partei erinnern mich manchmal auch ein bisschen an die
deutsche Vergangenheit... Heil dir, Helvetia!
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