I don't care about your modern-time preachers"
(Stev Bager/ Doron Medalie: "Toy")
Gestern nacht war es wieder so weit: Das Finale
des Eurovision Song Contest, dieses Jahr in Lis-
sabon, da letztes Jahr Portugal gewonnen hatte.
Leider scheidete die Schweiz bereits im Halbfinal
aus, aber immerhin schaffte es Deutschland auf
den vierten Platz. Es war eine interessante Mi-
schung dieses Jahr. Dänemark trat mit einem mit-
telalterlich angehauchten Song an, der mich aller-
dings melodisch stark an irgendeinen Titel von
Santiano erinnerte. Hollands Beitrag gefiel mir
besonders gut, ein Countryrocksong mit dem Titel
"Outlaw In 'Em", gesungen und gespielt von einem
Mann namens Waylon. Allerdings kam ich nicht
umhin, mir vorzustellen, wie ihn der Geist des gros-
sen Waylon Jennings nachts besucht und zu ihm sagt:
"Hey, man, give me back my name."
Besonders schön fand ich auch den österreichischen
Beitrag, der sogar etwas Gospeleinschlag hatte und
sogar eine geraume Zeit in Führung war. Auch
Schweden war ziemlich gut drin, doch dieser Beitrag
war mir zu technohaltig. Frankreich trat mit einem
Song über ein Flüchtlingsboot namens "Mercy" an,
und so hiess auch der Song. Allerdings sangen sie
das englische Wort Mercy, was Gnade heisst, mit
französischem Akzent, so dass es klang wie merci,
was natürlich völlig was anderes bedeutet. Wahr-
scheinlich wurde der "Grand Prix d'Eurovision de
la Chanson" damals in "Eurovision Song Contest"
umbenannt, weil den früheren Namen niemand aus-
sprechen konnte ausser den Franzosen. Den heutigen
Namen können alle aussprechen ausser den Franzo-
sen. Was mich auch überrascht: Es heisst immer, am
ESC wären politische Songs nicht zugelassen, aber
fast alle Songs waren im weitesten Sinn irgendwie
politisch. Ein immer wiederkehrendes Thema in den
Songs war der Kampf gegen Mobbing. Das traf auch
auf den Siegertitel zu, der allerdings vordergründig
von der MeToo-Debatte inspiriert war. Israel trat mit
dem Titel "Toy" als Favorit an und gewann tatsächlich,
obwohl das Stück meiner Meinung nach kein Song
ist, sondern eine Ansammlung komischer Geräusche,
durchsetzt von Textpassagen. Immerhin fanden die
Israelis eine sympathische Interpretin, der man die
Freude an ihrer Performance anmerkte. Netta Bar-
zilai heisst die Dame, die von Figur und Kleidungs-
stil her etwas an Beth Ditto erinnert, aber das hüb-
schere Gesicht und die schönere Stimmme als die
Gossip-Frontfrau hat.

Am Schluss des Events meinte die Siegerin, nächstes
Jahr würde der Contest wohl in Jerusalem stattfinden.
Was mich zu der Frage führt, ob denn die Israelis dem
US-Präsidenten so sehr aus der Hand fressen, dass sie
nur einer Aeusserung von ihm wegen die Hauptstadt
gewechselt haben? Tel Aviv wäre doch viel sicherer,
wer weiss, ob die Palästinenser in Jerusalem den Plä-
nen des Contests einen Strich durch die Rechnung
machen könnten? Hoffen wir, dass nächstes Jahr alles
gut geht und es auch dann einen friedlichen Eurovi-
sion Song Contest geben wird. Pam pam pa hoo!
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