Dienstag, 16. Dezember 2014
Eine Weihnachtszwergengeschichte
(Als ich noch ein Kind war, erzählte mir mein Vater
Gute-Nacht-Geschichten, die er selbst erfand und
deren Protagonisten drei Zwerge waren. An dies
erinnerte ich mich wieder, als ich diese Geschichte
hier schrieb, die ich deshalb meinem Vater widmen
möchte.)
"Papa, Papa," riefen die Kinder, als endlich die ganze
Familie um den Weihnachtsbaum versammelt war,
"erzähl uns doch eine Weihnachtsgeschichte. O bitte,
bitte!"
"Also gut", murmelte der Vater. "Kennt ihr die Ge-
schichte, warum wir überhaupt Weihnachten feiern?"
"Ist das die Geschichte mit dem Kindlein und der
Krippe?"
"Genau die."
"Die hast du schon öfters erzählt. Erzähl uns mal was
anderes."
"Na gut. Wie wär's dann mit der Geschichte vom alten
Geizkragen Scrooge, der an Weihnachten..."
"Die hast du uns letztes Jahr erzählt", maulte das älteste
Kind, das schon schreiben und lesen konnte. "Ausser-
dem ist die gar nicht von dir, sondern von irgend so
'nem alten Engländer."
"Und die andere steht in der Bibel", warf vorwurfsvoll
das Zweitälteste ein. "Das hat unsere Lehrerin gesagt."
"Erzähl uns etwas, was wir noch nie gehört haben",
bat das Jüngste.
"Gut, gut, dann lasst mich kurz überlegen", bat der
Vater und schloss kurz die Augen. Als er sie wieder
öffnete, stopfte er sich seine Pfeife und meinte:
"Okay, ich habe eine Geschichte für euch. Hört zu:
Es waren einmal drei Zwerge, die in einer Höhle in
einem Berg lebten. Der Aelteste unter ihnen sah fast
aus wie eine Miniaturausgabe des Weihnachtsmanns,
denn er trug einen langen, weissen Bart und wurde
Whitey genannt. Der Zweitälteste glich eher einem
Piraten, er trug einen schwarzen Bart und hiess Blacky.
Und der Jüngste trug einen braunen Bart, dieser Zwerg
hiess Brownie, und der war besonders süss."
Hier machte der Vater eine kurze Kunstpause, um die
Kinder lachen zu lassen, dann fuhr er fort:
"Eines Morgens nun erwachten die Zwerge und traten
vor ihre Höhle. Sie schauten hinunter ins Tal und sahen,
dass einige Tannenbäume seltsam verkleidet dastanden,
mit Licherketten, seltsamem Fadengewebe und bunten
Kugeln.
'Whitey', fragte Blacky, 'was hat das alles zu bedeuten?"
'Ach, das', machte Whitey. 'Das hat mit einem Fest zu
tun, dass die Menschen seit mehr als 2000 Jahren feiern.
Sie feiern damit den Geburtstag eines Menschen, der
ihnen beigebracht hat, einander zu lieben und den
Schöpfer zu ehren.'
'Dazu brauchten die Menschen einen, der es ihnen erst
beibringen musste?' fragte Brownie. 'Das ist doch eine
Selbstverständlichkeit!'
'Ja, für uns Zwerge schon', erklärte Whitey. 'Aber die
Menschen sind noch nicht so lange auf der Welt wie
wir, sie sind noch jung und dumm. Hin und wieder
brauchen sie Jemanden, der ihnen den Weg zeigt.
Aber nun kommt, es ist kalt, schlafen wir weiter.'
Und sie gingen zurück in ihre Höhle, um den harten
Bergwinter ruhend zu überstehen, bis sie wahrschein-
lich an Silvester von einer Feuerwerkrakete erneut
geweckt werden. Aber was dann geschieht, das erzähle
ich euch am Neujahrsfest. Jetzt ist Schlafenszeit.
Marsch, Marsch, ins Bett!"
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