Wenn ich mir die Zeitungen durchlese, frage ich mich
manchmal echt, wo die Redakteure ihre Proiritäten
setzen. Da las ich zum Beispiel kürzlich eine Werbe-
schlagzeile für eine bekannte Tageszeitung: "Pärchen
hat nackt Sex auf Insel im Luganersee".
1. Interessiert das wen?
2. waren das sicher nicht die ersten und nicht die letzten,
die auf einer Insel in einem Tessiner See nackt Sex
haben oder hatten.
Auch seltsam fand ich, dass es einen Monat brauchte, bis
unsere Zeitungen darüber berichteten, dass im Tierpark
Dählhölzli in Bern ein junger Moschusochse geboren
wurde, und das obwohl Bern das Zuchtbuch für die Mo-
schusochsen führt. Es dauerte auch einen Monat, dass
berichtet wurde, dass, ebenfalls im Dählhölzli, junge
Zwergtaucher geschlüpft sind. Wer regelmässig dorthin
geht, hat diese schon längst gesehen, das macht sie aber
nicht weniger interessant. Aber das Interessanteste, über
das keine Zeitung bisher berichtet hat- jedenfalls keine,
die ich gelesen habe- ist, dass die jungen Baumwarane im
Dählhölzli geschlüpft sind.
Letzten Winter berichteten die Zeitungen darüber, dass
die Baumwarane Eier hätten und die Inkubationsdauer
etwa ein halbes Jahr dauert. Und nun sind die Jungen da,
drei Stück. Was daran so interessant ist- und weshalb ich
nicht ganz verstehe, weshalb die Medien darüber nichts
verlauten liessen- ist, dass diese Art, Reisingers Baum-
waran (Varanus reisingerii) erst vor ca. 15 Jahren ent-
deckt wurde und dies eine der wahrscheinlich ersten
dieser seltenen Nachzuchten in einem Zoo überhaupt ist.
So etwas ist für einen Zoo natürlich die beste Bescheini-
gung, dass sich Tiere durchaus auch im Zoo- und das
Dählhölzli zählt zu den tierfreundlichsten Zoos weltweit-
wohlfühlen können, wenn es gelingt, sie möglichst art-
gerecht zu halten.
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