Dienstag, 3. November 2015

Aufzeichnungen eines Aussenseiters, 3.11.2015

Am Bahnhof Worblaufen gibt es ein kleines chinesisches
Take-Away, das heisst "Little Bambus". Was mich dabei
überrascht, ist, dass Ostasiaten, von denen man doch denkt,
dass sie englisch können, englisch und deutsch so sehr ver-
mischen. Bambus heisst auf englisch "bamboo". Ganz nach
dem Motto: "Sprechen Sie denglisch?"

Ein einstiger Arbeitskollege war ein Spezialist in dieser Misch-
sprache. Wenn er versuchte, englisch zu reden, kamen so lustige
Sätze raus wie "I believe I spider" oder"What give you what have
you." Ein Schulkamerad kommt mir in den Sinn, der einen Vor-
trag über Arnold Schwarzenegger hielt. Er hatte einige Filmbil-
der aufgehängt und die jeweiligen Filmtitel hinzugeschrieben.
Allerdings schrieb er statt "Red Heat" "Red Head", sprach den
Titel aber im Vortrag richtig aus. Der Lehrer, mit Schwarzen-
eggers Werk weniger vertraut, glaubte, der Film hiesse "Red
Head" und berichtigte ihn. Man kann aber auch nicht von jedem
Lehrer erwarten, dass er jeden Film kennt. Ebenso wenig kann
man erwarten, dass ein Lehrer die Musikgeschichte kennt. Wo-
bei da doch ein bisschen mehr Geschichtsbewusstein vorauszu-
setzen wäre. Der selbe Lehrer erzählte uns, Bob Dylan wäre der
erste gewesen, der Protestsongs aufgenommen hätte. Den gröss-
ten und bis heute wichtigsten Teil der amerikanischen Musikge-
schichte scheint dieser Lehrer gar nie mitbekommen zu haben:
Jimmie Rodgers, Aunt Molly Jackson, die alten Bluesmen, die
teilweise sehr sozialkritisches Material sangen, und natürlich
Dylans grosses Vorbild Woody Guthrie. Es mag also noch so
sehr so (und vor allem so falsch) in irgendeinem Lehrplan für
Pädagogen stehen- es soll mir nie wieder einer erzählen, Bob
Dylan hätte als erster Protestsongs gemacht! Diese Aussage
schmälert keineswegs Dylans Bedeutung für die amerikanische
Musik oder meine Hochachtung vor ihm und seinem Werk.
Aber Dylan selbst gilt als sehr roots-bewusst, und er würde
diese Aussage wohl ohne Umschweife unterschreiben. Und
was er mit der englischen Sprache anstellen kann, der Mann,
das ist grandios. Vorausgesetzt, man versteht etwas englisch.
Etwas mehr als "What give you what have you."

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