Da ich diese Woche noch Ferien habe (ab Montag geht die
Arbeit wieder los), konnte ich die Zeit nutzen und zwei
Zoos besuchen, von denen ich einen noch nicht kannte, den
ich aber schon lange mal anschauen wollte. Es handelte
sich um den Walter Zoo in Gossau im Kanton St. Gallen,
den ich gestern besuchte. Der Hauptgrund, warum ich gerade
diesen Zoo besuchen wollte, waren die Mississippi-
Alligatoren, die sogar, wenn das Wetter warm und schön
genug ist, auf eine Aussenanlage können. Mississippi-
Alligatoren sind die einzigen Krokodilartigen, mit denen man
so etwas machen kann, weil sie unsere Temperaturen etwas
besser ertragen als die anderen Arten.
Und diesmal hatte ich sogar Glück. Nicht, wie damals, als
ich meine Verlobte nach Lausanne mitgeschleppt hatte, um
Leistenkrokodile zu sehen und das dortige Vivarium ge-
schlossen war. Mittlerweile hat es seine Pforten sogar ganz
zu getan, weil es zu wenig rentierte.
Der Walter Zoo hingegen war offen. Etwas schade fand ich
zwar, dass ich nicht mehr direkt mit dem Zug nach Gossau
fahren konnte, da die Linie Bern-Zürich-Winterthur-
St.Gallen seit dem Fahrplanwechsel dort nicht mehr hält.
Aber mit Umsteigen in Zürich hatte ich sehr gut Anschluss.
In Gossau hatte ich dann auch gleich einen Bus zum Walter
Zoo. Erst beim Zurückreisen stellte ich fest, dass dieser nur
einmal pro Stunde fährt. Was mich in solchen Fällen immer
etwas überrascht, vor allem, wenn es eine Busfahrt ist, die
nur 12 Minuten dauert. Da merkt man dann erst, wie gut es
die Berner Verkehrsbetriebe mit ihren Passagieren meinen
und weiss die häufigen Verbindungen erst richtig zu
schätzen.
Den Eingang zum Zoo sah ich nicht sofort und musste
fragen. Von aussen sieht er eher wie so eine Art Vergnü-
gungspark aus, man merkt, dass dieser Zoo ursprünglich
aus dem Tingeltangel entstanden ist. Im Zoo angekom-
men, musste ich mich erst etwas zurecht finden, doch
dann fand ich ihn recht gut. Einzig die Verpflegungs-
und Rastmöglichkeiten, fand ich, liessen etwas zu wün-
schen übrig.
Gleich nach dem Eingang entdeckte ich Leoparden, darun-
ter sogar einen Schwärzling. Der sogenannte Schwarze
Panther ist ja keine eigene Art, sondern eine Fellverfärbung
des Leoparden. Nebst Leoparden hält der Walter Zoo auch
Sibirische Tiger, einen konnte ich hautnah betrachten und
war erstaunt, wie gross dieses Tier ist. In der sogenannten
"Tigerhöhle" war ein Bistro, in dem ich etwas Kleines
ass. Leider- und das meinte ich mit den Verpflegungs-
und Rastmöglichkeiten- sind die Stühle nicht besonders
bequem. Da wurde wohl gespart, und es wurden billige
Korbstühle verwendet. Diesen Punkt bitte verbessern!
Sehr interessant auch, dass der Walter Zoo die schweiz-
weit grösste Schimpansenfamilie hält, die über einen
recht grossen Aussenbereich verfügt.
Kommen wir nun zu den Tropenhäusern. Im ersten Tro-
penhaus kam ich zuerst an Papageien vorbei, dann
ging eine Treppe runter, und da kamen Reptilien. Und-
mir stockte fast der Atem!- Stumpfkrokodile. Nun hat
Bern auch Stumpfkrokodile, aber diese in Gossau hatten
Junge! Junge, die im Dezember 2014 geschlüpft waren,
also gerade jährig wurden. Es war mir also doch noch
vergönnt, junge Stumpfkrokodile zu sehen, obschon
Bern seine Eier nicht ausbrüten liess, da- wie der Pfleger
erzählte- Leipzig (wo auch das Zuchtbuch für diese Art
geführt wird) alle 20 Eier ausbrüten liess! Ich hatte
das Glück, zuschauen zu können, wie die Pflegerin
in Gossau die Jungen gerade fütterte. Dazu benutzte
sie eine lange Pinzette, mit der sie ihnen den Fisch hin-
hielt. Die Anlage der Stumpfkrokodile in Gossau hat
mich sehr beeindruckt, sie ist grösser als jene im Dähl-
hölzli und naturbelassener. Zwar sind die Krokodile
dadurch schwerer zu entdecken- sie können sich auch
besser zurückziehen-, doch wenn es dem Wohl der
Tiere dient, nehme zumindest ich es gerne in Kauf, wenn
ich nicht gleich jedes Zootier auf Anhieb entdecke.
Sehr sympathisch fand ich auch, dass der Besucher
durch ein Schild darauf hingewiesen wurde, dass die
Tiere Junge hätten und er sich bitte ruhig verhalten solle.
Aus diesem Tropenhaus wieder raus, kam ich direkt zur
Aussenanlage der Alligatoren. Dieser waren- schliesslich
ist immer noch Winterhalbjahr- im zweiten Tropenhaus.
Drei Stück, zwei Weibchen und ein Männchen namens
Hektor. Ich hatte extra gefragt, wie die Zusammen-
setzung sei. Plötzlich platschte etwas, ein Alligator schien
mit dem anderen zu kämpfen, und, im Gespräch mit der
Pflegerin, erläuterte diese, dass das kleinere Weibchen
das grössere gerne mal piesackt. Eine Art Zickenkrieg
quasi. Diese Pflegerin war nämlich gerade in der Nähe
als dies passierte, und sie kam sofort herangestürmt und
schimpfte mit dem grösseren Weibchen, wie Hundehalter
mit ihren Hunden, wenn diese sich daneben benehmen,
also ziemlich resolut. Bei solchen Tieren muss so was
wohl sein. Gut möglich auch, dass bei Krokodilartigen
eine gewisse Zahmheit vorhanden sein muss, um sie
überhaupt halten zu können. Das weiss ich nicht, aber
das zählt zu den vielen, vielen Fragen, die ich, bei
Gelegenheit, einem Tierpfleger einmal stellen möchte.
Alles in allem hatte sich der Besuch in Gossau gelohnt,
und ich werde wohl wieder einmal dorthin gehen.
Heute nun waren meine Verlobte und ich gemeinsam
unterwegs, wir besuchten erneut das Papilliorama in
Kerzers. Sehr gut war, dass wir in Kerzers nicht mehr
umsteigen mussten, sondern eine Station weiter fahren
konnten, da der Zug- was für mich neu war- ab Kerzers
nach Lyss weiter fährt. "Kerzers Papilliorama" ist die
Haltestelle gleich nach Kerzers.
Wir begannen mit der Nachtabteilung, dem Nocturama.
Neuerdings sind die Vogelspinnen und Gespenstheu-
schrecken dort untergebracht. Leider wird zur Zeit die
Anlage des Brauen-Glattstirnkaimans, des kleinsten
Krokodilartigen der Welt, gerade umgebaut, so dass
ich das Tier, das mich dort am meisten interessiert hätte,
nicht sehen konnte. Aber im Nocturama gibt es auch so
noch sehr viel Interessantes zu entdecken, auch wenn
wir von den eben erst eingezogenen Krabbenwasch-
bären, über die sogar in der Presse berichtet wurde,
leider keinen einzigen entdeckten. Dafür waren wir
sehr erstaunt, als wir feststellten, dass sich Faultiere
durchaus auch mal etwas schneller bewegen können,
als dies in Fernsehdokumentationen immer gezeigt
wird.
Nach der Nachtabteilung assen wir estmal zu Mittag,
etwas vor der Hauptmittagszeit, damit wir nicht zu
sehr in die Menschenmassen geraten. Als dann näm-
lich die meisten Mütter mit ihren Kindern essen kamen,
waren wir bereits auf dem sogenannten "Jungle Trek".
Diesmal zeigten sich nicht ganz so viele Vögel wie
letztes Mal, aber immerhin sahen wir ein paar Weiss-
flügeltauben, einen Regenbogentukan und einen Rosa
Löffler, der recht eindrücklich wirkt, wenn er fliegt.
Irgendwie faszinierten uns diesmal einige der riesigen
tropischen Bäume und Palmen besonders.
Zuletzt gingen wir dann noch zu den Schmetterlingen.
So schön die auch sind- wir sahen u.a. Blaue Morphos
und Eulenfalter aus nächster Nähe-, ich persönlich
finde die beiden anderen Abteilungen irgendwie inte-
ressanter. So war ich denn auch mehr von den im
Teich schwimmenden Riesenguramis und den mir
bis dahin noch unbekannten Krötenkopfschildkröten
fasziniert als von den Schmetterlingen selber.
Dennoch, es ist immer wieder toll, dort von so vielen,
teilweise riesigen, tropischen Faltern umschwirrt zu
werden. Und es wird garantiert nicht unser letzter
Besuch im Papilliorama sein.
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