Dienstag, 2. August 2016

Aufzeichnungen eines Aussenseiters, 2.8.2016

Am Samstag hatten meine Verlobte und ich
mit meinem Bruder abgemacht, und zwar
wollten wir zum Fluss, um dort zu grillieren
oder, wie meine Verlobte auf hochdeutsch
sagen würde: grillen.

Meine Verlobte und ich waren vor meinem
Bruder dort, an jenem Uferteil, an dem die
Gemeinde, zu dem dieser Teil des Flusses
gehört, Grillstellen zur Verfügung stellt.
Auch Holz wird zur Verfügung gestellt, damit
niemand illegal Holz schlagen muss. Wir
holten also Holz und brachten dieses zu der
Grillstelle, die unserem Platz am nächsten lag.
Da brannte noch kein Feuer, nur ein grau-
haariger Herr lag daneben. Als wir das Holz hin-
legten, war der plötzlich wach und fragte, was
wir da machen.
"Wir wollen nachher grillieren", antwortete ich.
"Das geht nicht", meinte der. "Da kommen nach-
her 20 Amis."
Der wollte doch tatsächlich die Grillstelle reser-
vieren! Und er war überhaupt nicht bereit, uns
vorzulassen, auf die Frage, wann denn diese
Amis kamen, reagierte er nicht, sondern beharrte
darauf, dass niemand an diese, "seine" Grillstelle
kommen dürfe. Wahrscheinlich wären wir schon
längst mit unseren Würsten fertig gewesen, bis
seine Amis eingetroffen wären!
Alle anderen Grillstellen waren auch bereits
besetzt, und da wir nicht zu weit vom Platz weg
wollten und nicht überall anfragen wollten,
gab meine Verlobte mir das Geld mit, um einen
Einweggrill kaufen zu gehen, so einen, den man
aufstellen kann, damit wir kein illegales Feuer
machen mussten.
Als ich mit dem Einweggrill zurückkam, war
mein Bruder auch eingetroffen und hatte einen
gemeinsamen Kollegen mitgebracht, und die
beiden diskutierten auch gerade mit dem grau-
haarigen- nein, Herr ist der falsche Ausdruck,
Arschloch trifft es besser. Das meinte jedenfalls
unser Kollege als erstes zu mir, als er uns be-
grüsse: "Das ist ein richtiges Arschloch! Aber
weisst du, wer das ist? Schau dir sein Gesicht
genau an! Das ist ein Politiker! Ich weiss den
Namen nicht mehr, aber ich hab' ihn erkannt!
Das passte dem gar nicht!"
"Ach so, das erklärt natürlich alles!"meinte ich.
"Hoffentlich hab' ich den nie gewählt, das
mach' ich nämlich nie mehr!"
Natürlich muss man so was, wenn man es mit
Politikern zu tun hat, in einer Lautstärke sagen,
die der Andere garantiert hört. Dummerweise
reagieren nicht mehr alle Politiker darauf,
wahrscheinlich, weil sie genau wissen, dass es
immer noch genügend andere Dumme gibt,
denen sie ihre Stimme abschwatzen können.
Was jedenfalls das Beste an der ganzen Ge-
schichte war: Die 20 Amis erwiesen sich als
vier (!) junge Frauen, halb so alt wie er selber,
und bis die ihr Feuer gebraucht hätten, da
waren wir wirklich schon mit unseren Würsten
fertig! Und aus Amerika war keine einzige
davon, die sprachen alle berndeutsch!
Einer anderen Gruppe hübscher, junger Frauen
gab er das Feuer auch nicht, die waren gerade
dabei, ein illegales Feuer aufzubauen, als wir
ihnen unseren noch warmen Einweggrill zum
Gebrauch rüberbrachten. Und das wohl nur,
weil zwei in dieser Gruppe schwanger waren,
da hätte er wohl nicht drübersteigen können!
Also, sollte euch irgendwo ein Politiker an
einer Grillstelle begegnen, der die ganze
Grillstelle für sich beanspruchen will und den
grossen Macho markiert, STECKT IHM DEN
WAHLZETTEL IRGENDWO HIN, ABER
NICHT IN DIE URNE!

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