Die Philosphiestunde war zu Ende. Professor Meister gab noch
Hausaufgaben bekannt, dann wandte er sich speziell an zwei
seiner Schüler: "Elsa von Tavel und Charles Mouliére- würden
Sie bitte noch mit mir kommen?"
Elsa und Charlie folgten dem Professor durch das Universitäts-
gebäude, bis dieser vor dem Büro der Direktorin anhielt und
klopfte.
"Herein!" rief die Stimme der Direktorin von drinnen. Der Pro-
fessor öffnete die Tür.
"Da wären wir, Frau Mühlenberger", sagte er.
"Setzen Sie sich", bat Frau Mühlenberger und deutete auf die
Stühle um ihren Schreibtisch herum. Als sich alle gesetzt hat-
ten, begann sie, zu sprechen: "Ich musste Ungeheuerliches von
Ihnen hören. Der Wachmann soll Sie beim gemeinsamen Ge-
schlechtsakt im Gebüsch entdeckt haben! Wie konnten Sie sich
so etwas nur erlauben?"
"Lassen Sie sich erklären...", begann Charlie.
"Nein!" wehrte Frau Mühlenberger ab. "Keine Erklärungen!
Wir sind ein seriöses Institut. Sollte so etwas also noch einmal
vorkommen, werden Sie sich nach einem anderen Studienplatz
umsehen müssen. Und Sie, Frau von Tavel- ich hörte, Sie hät-
ten versucht, Ihren Lehrer zu becircen?"
"Entschuldigen Sie", sagte Elsa missmutig, "auf solche alber-
ne Anschuldigungen muss ich nicht antworten."
"Professor Meister und ich, wir werden Sie im Auge behalten.
Passen Sie also auf, was Sie treiben! Es wäre schade, wenn wir
Sie verlieren würden. Sie sind eine gute Schülerin. Der Profes-
sor sprach nur in lobenden Tönen von Ihrem Aufsatz über Pla-
ton."
"Danke, Professor", wandte Elsa sich an ihren Lehrer. "Können
wir nun gehen?"
Auf dem Campus unterhielten sich auch diesmal wieder die
Jungen aus der Klasse und rauchten Zigaretten. Als sie sahen,
dass Elsa und Charlie rauskamen, rief einer: "Da sind sie!"
"Tut mir leid, dass es so kommen musste", sagte Charlie.
"Mir tut es leid", erwiderte Elsa. "Es war meine Schuld."
Sie küsste, dann verliess sie ihn. Er steuerte die anderen Jungs
an.
"Du hast es also geschafft, du Lump!" meinte der Erste.
"Habt ihr's zusammen gemacht?" fragte der Zweite.
"Wart ihr zusammen im Bett?" ergänzte der Dritte.
"Ja, wir haben's gemacht", antwortete Charlie süffisant lä-
cheln. "Aber nicht im Bett."
"Wo dann? In der Küche?"
"Dort drüben." Er deutete mit der Hand hin. "Im Gebüsch."
"Erzähl keinen Scheiss, Mann!"
"Doch, ehrlich", bekräftigte Charlie. "Ich schwör's!"
"Wie war sie?" fragte einer.
"Sie war toll."
"Wenn sie so toll war", begann einer und deutete mit dem
Blick etwas zur Seite, "warum fällt sie dann jetzt der Brillen-
schlange aus der Wirtschaftsklasse um den Hals?"
Charlie blickte sich um, und tatsächlich- da stand Elsa, in inni-
ger Umarmung mit einem blonden, dürren, brilletragenden Stu-
denten.
"Na warte!" knurrte er und schritt auf die beiden zu.
"Aber hast du denn nicht schon was mit einem Jungen aus dei-
ner Klasse?" fragte der Brillenträger.
"Das ist doch bloss Schein", machte Elsa. "Charlie ist viel zu
grob. Ich mag dich, Kurt." Sie gab ihm einen Kuss.
Da ertönte Charlies Stimme hinter ihnen. "Elsa!"
Erschrocken wandten sie sich um.
"Was treibst du da, Elsa?" fragte Charlie rauh.
"Ich krieg das in Ordnung", flüsterte Elsa Kurt zu. "Bis später."
Dann kam sie auf Charlie zu. "Ich wollte doch nur mal sehen,
ob du eifersüchtig wirst", beteuerte sie.
"Dann war das also nur ein Spiel?" fragte Charlie.
"Natürlich. Kurt ist doch viel zu mager. Was soll ich denn mit
so einem Klappergestell?"
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