Montag, 29. Juni 2020
Aufzeichnungen eines Aussenseiters, 29.6.2020
(Zeichnung von J. Scott Campbell)
Bei DC Comics läuft zurzeit das serienübergreifende Crossover-
Event "Das Jahr des Schurken", was heisst, dass einige der
bekannten DC-Schurkenfiguren wohl mal etwas genauer unter
die Lupe genommen werden. Für mich als Comicfan Grund ge-
nug, dieses Jahr mal einige der bekanntesten Schurken aus Co-
mic, Film und Literatur zu analysieren. Klar, das ist eine völlig
subjektive Analyse und keineswegs wissenschaftlich, aber es
könnte durchaus interessant sein. Diesmal geht es um einen der
bekanntesten Marvel-Schurken, um den Erzfeind der X-Men:
Magneto. Magneto war der erste Gegner der X-Men und wur-
de ebenso wie diese 1963 durch Stan Lee und Jack Kirby ins
Marvel-Universum eingeführt. Ebenso wie die X-Men ist auch
Magneto ein Mutant, er hat seine Kräfte seit Geburt, sie wurden
ihm quasi vererbt. Stan Lee hatte die Idee mit Mutanten, die
ihre Kräfte geerbt hatten, um sich nicht ständig neue Entstehungs-
geschichten ausdenken zu müssen. In den meisten Fällen zeigen
sich die Kräfte während der Pubertät. Auch bei Max Eisenhardt
war dies der Fall, dem Jungen, der zu Magneto werden sollte.
Welcher Herkunft Magneto genau ist, ob polnisch, jüdisch oder
deutsch, das ist nicht ganz klar geklärt, bekannt ist aber, dass
er mitansehen musste, wie seine Eltern während der Naziherr-
schaft im Konzentrationslager in Dachau hingerichtet wurden.
Damals zeigten sich erstmals seine Kräfte des Magnetismus-
alles, was auch nur einen Funken Metall enthält, kann er bewe-
gen, umformen und für sich nutzbar machen. Dies macht ihn zu
einem der gefährlichsten Wesen des Marvel-Universums. Max
tauchte unter, nannte sich nun Erik Magnus Lehnsherr und traf
auf einen anderen mächtigen Mutanten, den Telepathen und Gen-
forscher Charles Xavier, der später als Professor X zum Gründer
der X-Men werden sollte. Die Existenz von Mutanten wurde
immer mehr auch öffentlich bekannt, und einige "normale" Men-
schen begannen sich vor ihren Kräften zu fürchten. Mutanten
wie Professor X und Magneto wurden Opfer von Angriffen und
Hass. Während Professor X auf Aufklärung baut und von einer
Welt träumt, in der Mutanten und Menschen friedlich ko-existie-
ren können, befürchtet Magneto, dass sich Szenen wie jene aus
seiner Jugend wiederholen, dass Mutanten unterdrückt werden-
seiner Meinung nach sollten die Mutanten zurückschlagen. Mag-
neto wurde schon bald als Terrorist wahrgenommen, dessen Ak-
tionen den Mutantenhass, den er eigentlich bekämpfen wollte,
noch weiter ankurbelten. Er gründete ein Team von Gleichgesinn-
ten, die Bruderschaft der bösen Mutanten, da die Welt ihn sowie-
so als Bösewicht betrachtete. Zu den frühen Mitgliedern der Bru-
derschaft gehörten auch die Zwillinge Wanda und Pietro alias
Scarlet Witch und Quicksilver, die Kinder von Magneto, die sich
später von ihm lossagten und sich der Superheldentruppe der Aven-
gers anschlossen. Sicherlich ist Magneto einer der gefährlichsten
Männer im Marvel-Universum, vergleichbar etwa mit Apocalypse
oder Doctor Doom. Doch Magneto ist kein 08/15-Superschurke
er ist sogar mehr als ein ambivalenter Charakter, er ist einer der
vielschichtigsten Charaktere des Marvel-Universums. Da Profes-
sor X und er eigentlich die gleichen Ziele hätten, ist Magneto
immer wieder auch mal Verbündeter der X-Men. Die Unterschie-
de liegen in den Methoden. Während Professor X auf friedliche
Lösungen und den Dialog aufbaut, glaubt Magneto, ohne Gewalt
nichts bewirken zu können. Ebenso vielschichtig wie die beiden
Figuren ist die ganze X-Men-Serie, die von Anfang an eine rie-
sige Parabel zum Thema Rassismus war. Da die Serie auch noch
zur Zeit der Bürgerrechtsbewegung startete, waren die Parallelen
sogar noch offensichtlicher als heute (obschon sie leider wieder
sehr aktuell geworden sind). Es gab sogar Kritiker, die verglichen
Professor X mit Martin Luther King und Magneto mit Malcolm X.
Magneto als Antihelden zu bezeichnen, wird dem Charakter aber
auch nicht gerecht. Im Prinzip ist Magneto kein klassischer Böse-
wicht, seine Ziele sind durchaus nachvollziehbar und in ihren
Grundlagen mit jenen der Helden identisch, die Methoden, die
er anwendet und mit denen er Angst und Schrecken verbreitet,
machen ihn erst zum Schurken... ein Charakter, wie es ihn in den
Comics sehr selten gibt- und gerade deshalb so interessant.
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