Freitag, 10. Juli 2020
Aufzeichnungen eines Aussenseiters, 10.7.2020
(Zeichnung von Ryan Ottley)
Bei DC Comics läuft zurzeit das serienübergreifende Crossover-
Event "Das Jahr des Schurken", was heisst, dass einige der
bekannten DC-Schurkenfiguren wohl mal etwas genauer unter
die Lupe genommen werden. Für mich als Comicfan Grund ge-
nug, dieses Jahr mal einige der bekanntesten Schurken aus Co-
mic, Film und Literatur zu analysieren. Klar, das ist eine völlig
subjektive Analyse und keineswegs wissenschaftlich, aber es
könnte durchaus interessant sein. Es wird immer wieder gerne
diskutiert, ob die ganzen Superschurken nur existieren, weil es
die Superhelden gibt. Wenn es einen Schurken gibt, bei dem
dies tatsächlich zutrifft, dann ist es jener Mann, der unter sei-
nem bürgerlichen Namen MacDonald Gargan im Dezember
1964 erstmals bei Marvel Comics auftauchte und im Januar
1965 durch Stan Lee und Steve Ditko seine Schurkenidentität
erhielt: Der Skorpion. Der Skorpion ist ein klassischer Spider-
Man-Gegner, und würde es Spider-Man nicht geben, würde
auch er nicht existieren. Gargan war ein eher glückloser, da
untalentierter und nicht besonders intelligenter Privatdetektiv,
der von Daily Bugle-Herausgeber J. Jonah Jameson, der Spi-
der-Man bekanntlich hasst, angeheuert wurde. Jameson ge-
wann Gargan für ein Experiment, bei dem ihm ein Kostüm
verpasst wurde, das einem Skorpion nachempfunden war,
inklusive eines Schwanzes, den er mental steuern kann und
der durch seinen "Giftstachel" Strahlen abfeuern kann- wel-
cher Art diese sind, wurde nie wirklich dargelegt. Der Skor-
pion versagte und entwickelte einen Hass sowohl gegen Spi-
der-Man als auch gegen Jameson, der ihn erst in sein heutiges
Leben als Krimineller getrieben hat. Gäbe es den Joker ohne
Batman? Diese Frage wurde immer wieder anders beantwor-
tet. Beim Skorpion hingegen ist die Antwort klar- und er
war damit Vorreiter für spätere Spider-Man-Gegner wie Ve-
nom, die erst durch die Existenz des Wandkrabblers entstan-
den sind. Die oft gestellte philosophische Frage, ob die Super-
helden überhaupt erst schuld daran sind, dass Superschurken
auf den Plan treten, kann aber auch hier nicht schlüssig beant-
wortet werden- die meisten Stories lassen kaum je einen so
eindeutigen Schluss zu wie beim Skorpion. Und das ist wohl
auch gut so, denn der klassische Kampf Gut gegen Böse ist
immer noch das Grundkonstrukt beinahe jeder Geschichte-
und braucht nicht immer wieder aufgeweicht zu werden...
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