Sonntag, 12. Juli 2020
Aufzeichnungen eines Aussenseiters, 12.7.2020
(Zeichnung von Joshua Middleton)
Bei DC Comics läuft zurzeit das serienübergreifende Crossover-
Event "Das Jahr des Schurken", was heisst, dass einige der
bekannten DC-Schurkenfiguren wohl mal etwas genauer unter
die Lupe genommen werden. Für mich als Comicfan Grund ge-
nug, dieses Jahr mal einige der bekanntesten Schurken aus Co-
mic, Film und Literatur zu analysieren. Klar, das ist eine völlig
subjektive Analyse und keineswegs wissenschaftlich, aber es
könnte durchaus interessant sein. Nachdem wir uns in den letz-
ten Abhandlungen sehr stark mit Marvel-Schurken befasst ha-
ben, wenden wir uns nun endlich mal wieder einer DC-Figur
zu. 1966 wurde sie von Robert Kanigher und Sheldon Moldoff
erstmals eingeführt, und heute zählt sie zu den bekanntesten
Comic-Schurkinnen überhaupt, ist sogar Teil der Popkultur ge-
worden: Poison Ivy. Sie gehört zu den beliebtesten Kostümie-
rungen auf Comic-und Cosplay-Festivals, und ihr Name hat
sich zu einem Markenzeichen entwickelt, das wohl für immer
mit dieser Figur in Verbindung gebracht werden wird. Dabei
bedeutet Poison Ivy übersetzt nichts anderes als Giftefeu. Aber
wie kommt eine Schurkin dazu, sich ausgerechnet "Giftefeu"
zu nennen? Nun, hinter Poison Ivy steckt die Botanikerin Pa-
mela Lilian Isley, die früher ein unscheinbares Mauerblümchen
war. Doch dann führte der Botaniker Jason Woodrue Experimen-
te mit ihr durch, durch die sie sich für immer veränderte. Jason
Woodrue ist in Wirklichkeit der Floronic Man, ein Mensch-Pflan-
zen-Wesen aus einer anderen Dimension und Gegner des Su-
perhelden Atom. Er machte aus Pamela eine ähnliche Mensch-
Pflanzen-Mischung wie er selber eine ist. Seither kommuni-
ziert sie mit Pflanzen und verfügt über Giftstoffe und Phero-
mone, die vor allem der Männerwelt den Kopf verdrehen.
Sie wurde zu einer Art Öko-Terroristin, die, da sie sich in
Gotham City niederliess, schon bald auf Batman stiess.
Poison Ivy wurde im Laufe der Zeit immer wieder etwas
anders interpretiert und aufgenommen. So gibt es ebenso
viele Stimmen, die Poison Ivy als sexistisch empfinden,
wie es Stimmen gibt, die sie eher als feministisch einord-
nen- obschon sie von Männern erfunden wurden. Zwar
wurde sie als Schurkenfigur konzipiert, doch durch Öko-
bewegungen im realen Leben wird sie heute auch immer
mehr als Vorreiterin für Naturschutz angesehen- eine wirk-
liche Heldenrolle hat sie zwar nie eingenommen, doch ihre
Rolle ist inzwischen sehr viel ambivalenter geworden, als
sie ursprünglich konzipiert war, und sie hat sich eher zu
einer Art Antiheldin entwickelt, ähnlich wie dies auch mit
Catwoman und Harley Quinn geschah. Die Entwicklung
von Poison Ivy scheint aber auch nach so vielen Jahren
noch immer nicht ganz abgeschlossen zu sein, und man
darf gespannt sein, wohin ihre weitere Metamorphose sie
noch führen wird...
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