Mittwoch, 15. Juli 2020

Aufzeichnungen eines Aussenseiters, 15.7.2020

Talia al Ghul (circa 2017).png
Zeichnung von Joelle Jones und Jordie Bellaire)

Bei DC Comics läuft zurzeit das serienübergreifende Crossover-
Event "Das Jahr des Schurken", was heisst, dass einige der
bekannten DC-Schurkenfiguren wohl mal etwas genauer unter
die Lupe genommen werden. Für mich als Comicfan Grund ge-
nug, dieses Jahr mal einige der bekanntesten Schurken aus Co-
mic, Film und Literatur zu analysieren. Klar, das ist eine völlig
subjektive Analyse und keineswegs wissenschaftlich, aber es
könnte durchaus interessant sein. Heute geht es um eine Frau,
die oft als Batmans grosse Liebe betrachtet wurde. Nein, nicht
Catwoman, sondern Talia al Ghul, die Tochter des Ökoterro-
risten Ra's al Ghul, die ihren ersten Auftritt- durch Dennis
O'Neill, Bob Brown und Dick Giordano- sogar einen Monat
vor ihrem Vater hatte: im Mai 1971. Talia nur als Anhängsel
ihres Vaters zu betrachten, tut dieser Figur unrecht. Zwar ist
sie die Erbin von Ra's al Ghul und wird eines Tages die Lea-
gue of Assassins anführen, doch Talia hat durchaus auch ein
Leben abseits dieser Rolle. Natürlich, als Mitglied der Lea-
gue of Assassins, der ersten Garde von Meuchelmördern im
DC-Universum, ist sie eine gefährliche und tödliche Kämpfe-
rin, sowohl im Nahkampf als auch mit dem Schwert, ihrer
bevorzugten Waffe. Und sie ist den Plänen ihres Vaters treu
ergeben, kann also ebenso wie er zu den "Öko-Terroristen"
gezählt werden. Dass ökologische Themen durchaus auch
in Comics aufgegriffen werden können, das zeigte sich be-
reits Ende der 1960er mit der Einführung von Poison Ivy,
und das Vater-Tochter-Gespann al Ghul führte diesen An-
satz weiter. Sicherlich war dies auch Ausdruck zeitgenössi-
scher Bewegungen, es war die Zeit der Hippies, als auch
das ökologische Bewusstsein zu erstarken begann. Eben-
so wie Poison Ivy ist auch das al Ghul-Duo eher ambiva-
lent, es geht ihnen nicht um Reichtum oder die Weltherr-
schaft, sondern um die Rettung der natürlichen Ressourcen
der Erde, und zwar mit allen Mitteln, inklusive der Vernich-
tung von Millionen von Menschen- die Methoden sind es,
welche die Ghuls erst zu Schurkenfiguren machen. Genau
so oft, wie sie die Welt bedroht haben, so oft haben sie auch
an der Seite von Batman und anderen Helden zu ihrer Ret-
tung beigetragen. Und dann ist da noch die Romanze zwi-
schen Talia und Batman, dessen Geheimidentität sie kennt-
und mit dem sie sogar einen Sohn hat: Damian Wayne, der
inzwischen das Kostüm von Batmans Sidekick Robin ange-
zogen hat. Dass Talia durchaus auch auf sich allein gestellt
gefährlich sein kann, zeigen die Tatsachen, dass kein Gerin-
gerer als Lex Luthor ihr, als er für das Amt des Präsidenten
kandidierte, seinen Millionenkonzern LexCorp anvertraute,
den sie- unter dem Namen Talia Head- sehr erfolgreich führ-
te, sowie ihre Rolle als Gründerin einer weiteren Terrororga-
nisation namens Leviathan. Und die Zuneigung zwischen
Batman und ihr macht den Konflikt alles andere als einfa-
cher. Während Batmans andere Liebschaft Catwoman sich
immer mehr auf die Seite des Helden geschlagen hat, ist Ta-
lia ihrer Linie und ihren Prinzipien treu- und als Figur viel-
leicht gerade deshalb auch interessant- geblieben...

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