Sonntag, 30. August 2020
Aufzeichnungen eines Aussenseiters, 30.8.2020
(Zeichnung von Tom Heyburn)
"Wenn man einem Menschen beim Singen zuhört, erfährt
man eine Menge." (Patrick Jane)
Vor einiger Zeit, es ist noch gar nicht so lange her, war ich
Teil einer Gruppe, bei der auch ein Fernfahrer dabei war.
Ich nannte ihn spasseshalber manchmal Dave Dudley, ein
Name, der ihm aber nichts sagte, da er keine Countrymusik
mochte. Ja, das gibt es tatsächlich, dass Trucker keine Count-
rymusik mögen! Ein Anderer aus der Gruppe fragte mich:
"Weisst du, welchen ich den besten Countrysong finde? Hör
mal..."
Und er spielte seinen Lieblingscountrysong auf seinem Mo-
biltelefon ab. Ich erkannte die Instrumentierung sofort.
"Das klingt nach Hank Williams", meinte ich.
"Das ist Hank Williams", machte er.
Und dann begann Hank zu singen: "I got a feeling called the
blues..." Der "Lovesick Blues"! Einer seiner grössten Hits,
obschon einer der wenigen seiner Songs, die nicht aus sei-
ner eigenen Feder stammten.
"Das ist es, was mir an Country nicht gefällt", meinte der
Trucker. "Diese nasal-nörgelnden Stimmen!"
Nun, da unterscheiden sich die Geschmäcker. Gerade die-
se nasal-nörgelnden Stimmen à la Hank Williams liebe
ich. Nicht, weil sie besonders toll klingen würden, son-
dern weil so etwas heute kaum noch im Radio läuft, es
klingt noch echt, echte Stimmen und echte Instrumente.
Hank Williams fand viele Nachahmer, doch ans Original
kamen nur die wenigsten heran. Leider verstarb er viel
zu jung, mit nur gerade 29, am Silversterabend 1953.
Alkohol und Tabletten hatten ihn kaputt gemacht. Hätte
er überlebt, was wäre wohl aus ihm geworden? Hätte
er im Alter eine zweite Karriere erlebt wie Johnny Cash
oder hätte Altmeisterstatus erreicht wie George Jones?
Niemand weiss es, doch eines ist klar: Sein früher Tod
trug massgeblich zur Legendenbildung bei... und meh-
rere Countrysongs erzählen von Begegnungen mit sei-
nem Geist. Der Geist von Hank Williams, in den echten
Countrymusikern lebt er weiter... und das hoffentlich
noch lange.
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