Sonntag, 6. September 2020

Aufzeichnungen eines Aussenseiters, 6.9.2020

"Ohne geistige Arbeit ist alles sinnlos." (Sherlock Holmes)

Eines meiner Lieblingsspiele ist nach wie vor das gute alte
Schach. Es gibt zwar Leute, die sagen, beim Poker lernt man
die Menschen kennen, ich aber denke, dass dies beim Schach
ebenso der Fall ist. Und ausserdem kann ich nicht pokern.

Schach ist ein Strategiespiel. Okay, einige würden sagen, das ist
Poker auch, aber beim Poker- wie bei den meisten Kartenspielen-
wissen die Spieler nie, was für Karten sie kriegen. Beim Schach
hingegen haben beide Spieler von Anfang an die gleichen Chan-
cen. Leider kann das Spiel nur zu zweit gespielt werden, eine
Schachversion für mehrere Mitspieler ist nie erfunden worden
und wüde von den Schachgemeinschaften wohl sogar als Aff-
ront betrachtet werden. Nun gibt es Spieler, die sehr offensiv
spielen, die schnellstmöglich mit der Dame aufs Spielfeld kom-
men. Die Dame ist die stärkste Figur im Spiel, denn sie darf
als einzige in alle Richtungen ziehen. Wer mit der Dame früh
ins Spiel kommt, kann den Gegner zwar sehr schwächen, weil
er ihm viele seiner Figuren schlagen kann, er riskiert aber auch,
seine Dame zu verlieren. Ein solcher Spieler ist risikobereit,
meist eher extrovertiert und möchte vor allem gewinnen- er
prescht vor, ohne Rücksicht auf Verluste. Im Gegensatz dazu
gibt es den eher defensiven Spieler, der möglichst keine Risi-
ken eingeht, seine Dame erst ins Spiel bringt, wenn er keine
andere Möglichkeit mehr sieht und vor allem darum bemüht
ist, möglichst wenig Figuren zu verlieren. Dieser Spieler
braucht meist etwas länger, um seinen Zug zu überlegen,
denn er wägt ab, geht verschiedene Möglichkeiten im Kopf
durch, bevor er handelt. Er ist eher introvertiert. Das Schö-
ne ist, dass beide eine Chance haben, zu gewinnen, denn
beide müssen vor allem eines tun: den nächsten Zug des
Gegners voraus ahnen. Im Gegensatz zum Poker sind die
Karten offen auf dem Tisch, resp. die Figuren auf dem Brett,
für beide sichtbar. Und dies macht Schach zum echten Stra-
tegiespiel, im Gegensatz zum eher als Glücksspiel geltenden
Poker, obschon durchaus auch beim Schach Glück mit im
Spiel ist: das Glück oder Pech, dass der Gegner die Strate-
gie durchschaut oder nicht. Und irgendwann heisst es dann:
"Schachmatt!"

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