Musik ist Geschmackssache. Es gibt Musik, die mir unheimlich gut gefällt und
Musik, die ich nicht ausstehen kann. Zum Beispiel kann ich nichts mit Techno
und Hip-Hop anfangen, obschon es auch dort durchaus gute Sachen dabei hat.
Die Reime der Rapper zeugen oft von einem unglaublichen Sprachtalent.
Meine Musik aber, das ist die Country-Music.
Country-Music, die Musik des Wilden Westens, der Cowboys, der Eisenbahn-
Tramps (im Fachjargon "Hobos" genannt), der Trucker, der Stetson-Hüte und
Cowboystiefel. Nun bin ich kein Cowboy, noch nicht einmal Amerikaner, ich
sprang noch nie auf Güterzüge, ich kann nicht Auto fahren, geschweige denn
einen Truck, ich habe keinen Stetson und in Cowboystiefel komme ich mit
meinen Füssen gar nicht rein. Was mich an der Country-Music fasziniert, das
sind die Geschichten, die in diesen Songs erzählt werden. Songs, in denen eine
Geschichte erzählt wird, zählten immer zu meinen Favoriten, und gerade die
Country-Music hat von diesen sehr viele zu bieten. Da ist z.B. die Geschichte
von dem Goldsucher, dessen Tochter ertrinkt ( "Clementine", ein Klassiker
aus der Feder des Wildwest-Komponisten Stephen Foster ). Oder die Ge-
schichte des jungen Cowboys, der von seiner Mutter davor gewarnt wird,
eine Waffe mit in die Stadt zu nehmen, sich nicht daran hält und prompt bei
einer Schiesserei um's Leben kommt ("Don't Take Your Guns To Town",
Johnny Cash). Oder jene von dem Mann, der erst aufhört, seine Verflossene
zu lieben, wenn sie ihn zu Grabe tragen ("He Stopped Loving Her Today",
ein Riesenhit für George Jones). George Jones wird oft als letzter, noch le-
bender "echter" Country-Sänger bezeichnet, und da ist etwas Wahres dran.
Zwar, Merle Haggard ist auch noch mit von der Partie, aber ansonsten sind
die grossen alten Meister dieses Genres schon beinahe ausgestorben. Am
letzten Donnerstag hat auch Jack Greene den Löffel abgegeben. Zwar, für
ihn mag es eine Erlösung gewesen sein (er hatte schon seit Jahren Alzheimer),
für die Country-Welt ist es aber immer ein Verlust, wenn wieder einer der
Grossen gegangen ist. Zu hoffen bleibt nur, dass die Musik von Jack Greene
dadurch wieder etwas mehr Gehör findet, zählt er doch zu den vielen alten
Country-Stars, die ziemlich in Vergessenheit geraten sind. Als wäre es nicht
Greene gewesen, der an Alzheimer litt, sondern die Radioredakteure... Dabei
sang Greene mit "There Goes My Everything" immerhin mal einen Welthit.
Oder das Original eines Welthits. Zum wirklichen Welthit wurde der Song,
wie so oft, in der, meiner Meinung nach sehr viel schwächeren Coverversion
eines Mannes namens Elvis Presley. Aber, in den Zeiten von Garth Brooks
und Alan Jackson, von Shania Twain und LeeAnn Rimes, von Lady Gaga
und Madonna, da scheint eine Rückkehr der Musik eines Jack Greene eher
unwahrscheinlich zu sein. Ob an seiner Beerdigung wohl "There Goes My
Everything" gespielt wurde? Ehre, wem Ehre gebührt...
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