Taxi ist nicht gleich Taxi, so scheint es. Es kommt auch noch darauf an,
welche Taxis welcher Taxigesellschaft man ruft. Jedenfalls in meiner
Gegend scheint es so zu sein, wie es anderswo ist, weiss ich nicht.
Ein Kollege arbeitete eine Zeit lang als Taxifahrer, der Stundensatz, den
er verlangen musste, selbst wenn die Fahrt gar keine Stunde dauerte, lag
bei 9 Franken! Selbst für eine kurze Strecke bleiben also bei diesem
Taxiunternehmen so oder so 9 Franken auf der Strecke! Da überlegt man
sich doch besser zweimal, ob man nicht doch lieber früher heimfährt, wenn
man noch den Zug benutzen kann.
Vor vielen Jahren kannte ich mal eine Frau, die sich nicht sicher war, ob
sie mehr von mir wollte oder nicht. Im ersten Augenblick wollte sie bei
mir übernachten, im zweiten wollte sie dann doch wieder nach Hause.
Nur war es leider schon so spät, dass keine Züge mehr fuhren. Wir waren
beide knapp bei Kasse, sie sogar noch knapper als ich, also war es an mir,
irgendwie das Geld für ein Taxi zusammenzusuchen. Das war eine ziem-
lich teure Angelegenheit, 50 Franken, nur für die Fahrt aus einer Agglo-
merationsgemeinde in die Stadt! Die Dame ist heute übrigens verheiratet
und wurde vor Kurzem Mutter eines Kindes.
Das nächste Mal, dass ich ein Taxi brauchte, war, als ich in einem Lager
arbeitete, in dem die Arbeitszeit um 4 Uhr morgens begann. Ich habe weder
Auto noch Führerschein, doch versuchte ich es zunächst mit einem Fahrrad.
Eine Stunde Fahrradfahrt und eine Arbeit, die körperlich ziemlich anstren-
gend werden konnte...zwar war nachmittags um 14 Uhr meistens Feierabend,
doch was nützte das? Ich verschlief den Rest des Nachmittags. Noch schlim-
mer wurde es, als ich versuchte, mit dem letzten Zug in der Nacht zur Arbeit
zu gelangen. Mein gesammter Metabolismus kam völlig durcheinander.
Als ich dort ging, konnte mir die Arbeitslosenkasse dafür glücklicherweise
keine Gelder streichen, eines Gesetzes wegen, das besagt, dass, wer vorher
nie Schichtarbeit geleistet hat, nicht zu dieser gezwungen werden darf. Das
war ein Lager einer Firma, für die ich zuvor im Verkauf gearbeitet hatte;
theoretisch hätten sie mir also, wenn sie mir wirklich eine "Chance geben"
wollten, eine Arbeit zu normalen Tageszeitungen anbieten müssen. Leider
nur theoretisch. Einmal jedenfalls hatte ich verschlafen und den letzten Zug
verpasst, weshalb mir nichts Anderes übrigblieb, als ein Taxi zu rufen. Den
Preis für die Fahrt weiss ich leider nicht mehr, es waren nicht ganz 50 Fran-
ken, aber es war immer noch viel.
Meine Freundin ruft hin und wieder ein Taxi, wenn sie grössere Einkäufe
gemacht hat, insbesondere wenn sie Getränke auf Vorrat eingekauft hat.
Sie fand- das gibt es tatsächlich!- eine Taxigesellschaft, bei der sie nicht nur
unter 10 Franken wegkommt, sondern sogar noch, falls gewünscht, mit Karte
bezahlen kann. Und der Taxifahrer hilft sogar, wenn nötig, die Einkäufe
raufzutragen! Ich habe mir die Telefonnummer dieser Gesellschaft sicher-
heitshalber mal auf meinem Natel gespeichert, auch wenn ich nicht mit Karte
bezahle. Ich bin einer jener Menschen, die noch immer das altmodische Bar-
geld bevorzugen. Eine Kreditkarte habe ich noch nicht einmal. Leider wird
es irgendwie plötzlich schwieriger, bar zu bezahlen. Nicht, weil sich das
Geldsystem verändert hätte- das funktioniert nach wie vor nach den Prinzi-
pien "Angebot und Nachfrage" und "Kaum da, schon weg"-, sondern, weil
überall in den Supermärkten diese Self-Scan-Systeme eingeführt werden,
bei denen der Kunde seine Ware selber scannen kann. Die Sache hat nur
leider ein paar Nachteile:
1. dass man nicht bar bezahlen kann
2. dass zugunsten dieses Self-Scan-Systems die Expresskassen plötzlich
verschwinden, so dass, wer nur einen Artikel hat und bar bezahlen möchte,
hinter Menschen mit überfüllten Einkaufswagen in der Schlange stehen
muss und
3. werden dadurch wieder Menschen arbeitslos, weil es weniger Kassierer
und Kassiererinnen braucht.
Das wären doch eigentlich alles Tatsachen, die nicht ignoriert werden dürften,
aber heutzutage- und gerade im Verkauf ist dies sehr stark spürbar- geht es
vorwiegend um eines: um Gewinnoptimierung. Da will man durch Optimie-
rung des Gewinns gewinnen, dabei verliert man ungleich mehr als wenn man
die Arbeitsbedingungen optimieren würde, da würde man nämlich mehr ge-
winnen, denn zufriedene Mitarbeiter sorgen eher für zufriedene Kunden, was
wiederum dem Geschäft zugute kommt- das, und nicht der Blick auf die nack-
ten Zahlen, wäre Gewinnoptimierung. Da gewinnen nämlich Alle, auch die
Mitarbeiter und die Kunden, andersrum gewinnt nur der Konzern. Und wenn
man, als Kunde, manche Läden betritt, und sich die Gesichter, sowohl der
Angestellten als auch der anderen Kunden ansieht, dann fragt man sich, ob
es sich um einen Konzern oder ein Konzerntrationslager handelt. Da könnten
einige grosse Konzerne noch so einiges von einer kleinen Taxigesellschaft
lernen...
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