Donnerstag, 11. Juli 2013

Kurzgeschichte: Autumn, die Hexe

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"Es ist gefährlich, in die Höhle des Löwen einzudringen", flüsterte Dr. Destiny seiner
Assistentin Joy Sweater zu. "Hier war ihr früheres Versteck, und ich bin mir sicher,
dass sie hinter den seltsamen magischen Angriffen auf das Pentagon steckt."
Joy blickte ihn fragend an, als sie sich durch die Katakomben unter Washington DC
kämpften. "Warum sollte sie so etwas tun? Wer ist sie überhaupt?"
Destiny blieb stehen und atmete tief durch, bevor er sich zu einer Antwort durch-
ringen konnte, dann aber begann er zu erzählen: "Sie nennt sich Autumn, das ist der
Name, den sie sich als Hexe zulegte, als sie in einen Zirkel eintrat. Ihr bürgerlicher
Name lauter Summer Winterspring..."
Joy hatte Mühe, ein Lachen zurückzuhalten, doch sie schaffte es. Destiny erzählte
weiter: "Sie war in einem dianischen Wicca-Coven, einem reinen Frauenzirkel.
Dianische Hexen nehmen nämlich keine Männer in ihre Zirkel auf. Eines Tages
brach sie die oberste Hexenregel: 'Schade niemandem' und wurde aus dem Zirkel
ausgeschlossen. All ihr Trachten, selbst jenes, Magie zu erlernen, hatte nur ein Ziel:
Robert Hammersmith."
"Der konservative Senator?"
"Konservativ, vordergründig christlich- in Wahrheit aber hat Hammersmith einige
Frauen vergewaltigt. Autumn war eine davon."
"Will sie sich an ihm rächen?"
"Das hat sie schon. Hammersmith wurde, meiner Kristallkugel zufolge, heute morgen
mit psychotischen Symptomen in eine Klinik eingewiesen. Nein, Autumn will noch
viel mehr. Sie will der ganzen amerikanischen, von Männern dominierten, scheinhei-
ligen Politik ein Ende bereiten. Dazu ist ihr jeder Schadenzauber recht."
"Zum Teil ist mir ihr Anliegen sogar verständlich", meinte Joy.
"Gewiss", murmelte Destiny. "Doch nicht mit Autumn als alleiniger Herrscherin über
die USA oder gar die Welt. Sie ist ebenso machtgierig wie unser alter Gegner Baron
Sado."
"Oh", entfuhr es Joy.
Sie kamen an eine Wegkreuzung, da erblickten sie ein Licht und schlugen jenen Weg
ein, von dem dieses herkam. Sie kamen zu einem Art kleinen Raum, in dem ein Tisch,
ein Stuhl, ein Bett und ein Altar standen. Und da stand auch sie: Autumn, die Hexe.
Sie war gross, schlank und kurvenreich zugleich. Sie hatte schulterlanges braunes
Haar und, sehr im Kontrast dazu, stechende blaue Augen. Sie trug kaum viel mehr
als einen Umhang und Lederstiefel, ein Anblick, der Joy an alte Vampirfilme erinner-
te. Sie rauchte aus einer Zigarettenspitze und griff sich ein Messer vom Altar.
"Dr. Destiny", hauchte sie mehr, als dass sie sprach. "Es ist lange her." Sie blickte
auf Joy und fragte ihn: "Ist das deine Mätresse?"
"Das ist meine Assistentin."
"Assistentin, pah! Der grosse Hiram Destiny! Tut mal wieder so, als wäre er heiliger
als alle Anderen."
Sie erhob den Arm und warf das Messer, das fluoreszierend leuchtete, doch Destiny
reagierte schnell genug und erschuf ein Kraftfeld um Joy und sich.
"Ha!" machte Autumn. "Du solltest doch von früher wissen, dass ich mehr auf dem
Kasten habe!" Sie rieb ihre Hände aneinander und dann stiegen aus ihren Hand-
flächen Rauchschwaden auf, die sie zu einer Art Kugel verdichtete und in Destinys
Richtung warf. Dieser öffnete das Kraftfeld und fing die Kugel, so schien es zumin-
dest zunächst, ab. Doch nein, stattdessen murmelte er einen Zeuberspruch, der
sich in etwa wie "Vade retro!" anhörte, und die Kugel drehte um und...traf Autumn
so stark, dass diese zu Boden fiel. Sofort waren Destiny und Joy bei ihr und De-
stiny umgab sie mit magischen Energiefesseln.
"Du hast dazu gelernt, Destiny", hauchte Autumn.
"Ein uralter Abwehrzauber", erläuterte Destiny. "Hättest du auch gekannt, wenn du
dich nicht zu sehr auf Angriffszauber fokussiert hättest. Ich mische mich nicht in
die Politik und die Hexenzirkel ein, wenn es nicht erforderlich ist, also werden die
entscheiden, was mit die geschehen soll. Vorerst bist du ausser Gefecht."

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