Sonntag, 8. Dezember 2013

Aufzeichnungen eines Aussenseiters, 8.12.2013

Frühere Tüftler hiessen beispielsweise Gottlieb Daimler, Isaac Newton oder
Benjamin Franklin, die heutigen heissen CERN, ETH, Apple oder Micro-
soft. Letztere, normalerweise für Computerprogramme bekannt, haben sich
nun der Damenmode angenommen. Nicht etwa durch weitere Erotik-Web-
sites, nein, die Microsoft-Leute tüfteln an etwas Innovativem. Glauben sie
zumindest. Alle Tüftler glauben, an etwas Innovativem zu arbeiten, bis sie
es dann ausgetüftelt haben. Jedes Kreuzworträtsel ist irgendwann gelöst,
und Sherlock Holmes und Dr. House haben auch keine Fälle mehr zu bear-
beiten. Also werden innovative Dinge entwickelt, bei denen man sich manch-
mal fragt, wer bloss auf solche Innovationen kommt, weil nicht so recht klar
ist, wer, ausser dem Erfinder, an seiner Erfindung interessiert sein sollte.
Microsoft hat sich insofern der Damenmode angenommen, als dass sie BHs
entwickeln, welche durch eingebaute Sensoren, die Herzfrequenz, Blut-
druck etc. messen, den Stress ihrer Trägerinnen messen sollen.

Das Ganze soll dabei helfen, zu bemerken, wenn z.B. Fressattacken durch
Stress ausgelöst werden. Und dabei hat für einmal noch nicht einmal das
Bundesamt für Gesundheit (BAG) seine Finger im Spiel! Erstaunlich, denn
solche Schnapsideen kommen normalerweise nur dorther. Dabei macht so was
das Leben nicht einfacher, sondern im Gegenteil, eher noch komplizierter.
"Schatz, es ist Mittag, komm essen!"
"Ich kann nicht, mein BH zeigt Stress an!"
Was sogar bereits erfunden wurde, ist ein BH, der bei einer Vergewaltigung
Alarm schlägt. Bei einer Vergewaltigung? Vor einer Vergewaltigung würde
sehr viel mehr Sinn machen! Und überhaupt: Wie unterscheidet der BH
zwischen Vergewaltigung und einvernehmlichem Sex? Durch Stress-Sensoren?
Und wann wird so was Aehnliches auch für Männer erfunden? Unterhosen,
die vor stalkenden Journalistinnen warnen etwa? Womit wir beim Fall Karl
Dall wären. Ich habe nie geglaubt, dass der wirklich eine Frau vergewaltigt
haben soll. Er ist schlichtweg nicht der Typ dazu. Nicht, dass er es nicht,
könnte, aber ich halte ihn für zu intelligent, um so etwas zu tun. Der Komiker,
der sich auf der Bühne gerne mal blöd stellt, ist nämlich in Wirklichkeit ein
hochintelligenter Mensch. Interviews mit ihm haben das in der Vergangen-
heit immer wieder gezeigt. Ansonsten: solche Wortwitze, wie der sie gerne
bringt, auf so etwas käme ein dummer Mensch gar nicht! Ich erinnere mich
an ein Interview mit ihm, das ich mal las, als er noch seine Talkshow auf
RTL hatte. Da wurde er darauf angesprochen, dass in seiner Sendung Alkohol
getrunken wurde, obwohl der Komiker privat Abstinenzler wäre. Dall antwor-
tete, er wolle in seiner Sendung eben keine heile Welt vorgaukeln. Auch wenn
ich den Ausschank von Alkohol in einer Fernsehsendung nicht unbedingt gut
fand- und ausserdem glaube, dass es teilweise auch damit zusammenhing, dass
die Show von einer Bierfirma gesponsert wurde- machte mir diese Antwort
damals doch Eindruck. Ein nüchterner Schauspieler kann besoffen wirken,
aber ein besoffener Schauspieler wirkt niemals nüchtern; das grosse Dilemma,
über das schon Harald Juhnke stolperte.
Aber zurück zum eigentlichen Thema: dem Stress- oder Anti-Stress-BH von
Microsoft. Ich glaube, so ein Teil bewirkt bloss eines: noch mehr Stress.
Und wer profitiert am meisten davon? Nicht Microsoft, nicht das BAG, nicht
die Benutzerinnen, sondern (mal wieder) die Diätindustrie. Na dann, prost!

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