Freitag, 15. August 2014

Aufzeichnungen eines Aussenseiters, 15.8.2014


                                                                              (Zeichnung von Countessfayt)


"In meinen Zwanzigern habe ich Tränen vergossen, weil ich nicht dünner oder
hübscher war." (Melissa McCarthy, US-Schauspielerin)


Die meisten Uebergewichtigen werden wohl folgende Situation kennen: Es
geht ihnen nicht gut, sei es gesundheitlich oder seelisch, und zu hören be-
kommen sie so was wie: "Nimm ab, dann geht's dir besser." Als ob das Leben
so einfach wäre! Eine langjährige Kollegin hatte dieses Problem sogar mit
ihrem früheren Hausarzt, bis sie zu einem Spezialisten kam, der bei ihr eine
Krankheit diagnostizieren konnte, von der der andere Arzt noch nicht einmal
die Möglichkeit in Betracht zog. Und auch meine Verlobte kann da manche
Geschichte erzählen. Aber nun haben britische Forscher herausgefunden, dass
diese Theorie- "nimm ab, dann geht's dir besser"- eben keine Universallösung
ist. Im Gegenteil: Viele Personen, die abgenommen hatten, hatten danach
plötzlich Depressionen. Leider scheint diese Studie nur herausgefunden zu
haben, dass es sich so verhält, aber die Frage nach dem Warum schien gar
nicht erst aufgekommen zu sein. Wie in dieser österreichischen Fernsehsen-
dung, in der ein Komiker Wissenschaftler auf die Schippe nimmt; da fragte
der mal einen Physiker nach dem Warum. Warum sich denn etwas so oder
so verhalte. Und der Physiker meinte: "Die Physik kann nur die Frage nach
dem Wie beantworten, aber nicht nach dem Warum."
Darauf der Komiker: "Dann muss ich anders fragen: Wie-so?"
Bei der Medizin scheint es ähnlich zu sein. Die Medizin fragt nicht nach
dem Warum, dazu gibt es schliesslich die Psychologie. Oft aber wünscht
man sich, die beiden würden etwas besser zusammen arbeiten. Stellen
wir also doch mal eine Theorie auf, die vielleicht eine mögliche Erklärung
beinhaltet, warum Menschen, die abgenommen haben, depressiv werden.
Sie beruht auf Berichten, die mir persönlich betroffene Personen einmal
erzählten. Nehmen wir mal an, eine solche Person wäre sehr sensibel
und ihr Uebergewicht hätte sie sich quasi für ein "dickes Fell" angefres-
sen; wie zum Schutz. Nun fällt dieser Schutz wieder weg, sie fühlt sich
wieder so "dünnhäutig" wie vor ihrer Gewichtszunahme. Oder eine Per-
son "frisst" alles in sich rein, dann nimmt sie ab und muss im gleichen
"Atemzug" lernen, mit ihren Problemen auf andere Art umzugehen.
Dies sind nur zwei mögliche Theorien, ohne Zweifel gäbe es noch viele
andere. Die beste Vorsorge, um solchen Situationen vorzubeugen, ist,
meiner Meinung nach, die Menschen so zu akzeptieren, wie sie sind.
Denn weshalb kommt es so oft zu Depressionen und Essstörungen, die
oft miteinander einhergehen? Weil zu viele Menschen nicht so akzep-
tiert werden, wie sie sind! Das geht so weit, bis sich die betroffenen
Personen selber nicht mehr für gut genug befinden und sich selber
nicht mehr akzeptieren! Einige ändern erfolgreich etwas an ihrer Si-
tuation, andere schaden sich beim Versuch dabei selber. Man denke
nur an die vielen Bulemie- und Anorexie-Kranken! Deshalb rufe ich
heute wieder einmal dazu auf, die Mitmenschen so zu nehmen, wie
sie sind, anstatt sie ändern zu wollen! Wenn wir Menschen dies end-
lich begreifen und umsetzen würden, wir wären wahrscheinlich alle
sehr viel glücklicher!

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