Mittwoch, 25. März 2015

Aufzeichnungen eines Aussenseiters, 25.3.2015

Am Sonntag waren wir, das heisst, meine Verlobte und ich,
mal wieder im Zoo. Den ersten tierischen Eindruck hatten
wir aber bereits auf dem Weg dorthin. Nein, nicht weil tie-
risch viel Verkehr gewesen wäre! Sondern, weil wir, unter-
wegs zum Zoo, im letzten Teilstück des Weges, der durch
einen Teil eines Waldes führt, einen sehr lauten Vogel hör-
ten, von dem wir nicht wussten, was für einer es war. Gese-
hen hatten wir ihn nämlich nicht. Eine Amsel konnte es nicht
sein, zu wenig melodiös; für einen Spatz wiederum war der
Gesang zu melodiös. Wobei Spatzen, meiner Meinung nach,
oft so klingen, als wären sie schlecht geölt worden...
Glücklicherweise hatten wir eine Möglichkeit, herauszufin-
den, um was für einen Vogel es sich handelte. Vor einiger
Zeit hatte ich nämlich ein Buch mit Vogelstimmen, inklusive
Hörproben, nach Hause gebracht. Und als wir wieder zuhause
waren, nervte ich meine Verlobte damit, dass ich mir alle Vo-
gelstimmenhörproben anhörte, mit Ausnahme der Greif,-
Eulen,-Raben und Wasservögeln, die wir allesamt von vorne-
herein ausschliessen konnten. Zum Schluss blieben zwei Kan-
didaten übrig, die sich meine Verlobte auch anhören musste,
und so kamen wir zu dem Schluss, dass es kein Schwarz-
specht war, sondern ein Kleiber.
Aber zurück zum Zoo. Das Wetter war eher leicht trüb, aber
dennoch waren viele Leute gekommen, die meisten hielten
sich im warmen Vivarium auf. Da! Vor dem Becken mit den
Fischen aus dem Kongo huschte etwas aus dem Gebüsch an
uns vorbei und blieb dann, schön sichtbar, stehen. Ein Basi-
lisk! Viele Leute hielten an, um sich diese schöne Echse
anzusehen, einige gar, um sie zu fotografieren, und diese
hielt erstaunlich lange still.

"Sicher ein Tier, das irgendwo aus einem Gehege ausge-
brochen ist", meinten viele. "Ob wir es wohl melden sollten?"
Dank der Vivariumsführung, die meine Verlobte und ich
mal mitgemacht hatten, wussten wir, dass dem nicht so war.
"Die bewegen sich frei im Vivarium", erklärte ich. "Aber
meistens sind sie versteckt, wir haben Glück, einen von so
nah zu sehen."
Erstaunlicherweise zeigte niemand Angst, als das Wort
"Basilisk" fiel. Entweder hatte niemand Harry Potter ge-
lesen oder die Ausführungen des zoologisch versierten
Professoren Rubeus Hagrid wurden nicht für bare Münze
genommen... Klar, dieser und dieser Basilisk, das sind
zwei ganz unterschiedliche Wesen... Wobei... einen stechen-
den Blick hat sie schon, diese Echse... Falls dieser Text also
plötzlich mitten im Satz oder gar in einem Wort aufhören
sollte, dann bin ich mittlerweile vielleicht doch zu Stein
erst...

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