Die Schweiz hat schon wieder ganz anders gewählt als ich,
ganz anders, als ich gehofft hatte. Der befürchtete Rechts-
rutsch fand leider doch statt. Da konnte ich an dieser Stelle
noch so sehr dazu aufrufen, dass auch die Linksgerichteten
und Jungen wählen sollen, es brachte doch nichts. Und dass
die Grünen für mich, seit ihrer "Ecopop"-Initiative, nun auch
nicht mehr wählbar waren, machte die Sache auch nicht gerade
einfacher. Nicht nur, dass die SVP erneut grosse Wahlsiegerin
war- was sogar verständlich war, da viele Schweizer, selbst
ohne das Zutun "ihrer" von mir immer als "Verblödungspartei"
betitelten SVP, durch das Flüchtlingsdrama nun noch mehr
Angst vor einer Islamisierung des Abendlandes haben. Ich sage
bewusst noch mehr, denn diejenigen, die diese Angst schon
vorher hatten, bei denen verstärkte die aktuelle Lage diese noch,
während diejenigen, die diese Angst nicht oder nur wenig ken-
nen, die ganze Sache wohl weniger überstürzt, durchdachter
auch, angingen- und weniger auf die Hassparolen der SVP hör-
ten. Sehr überraschend war der Wahlsieg von SVP-Hardliner
Erich Hess, insbesondere nach seinem gemeinen Reitschul-
trick kurz vor den Wahlen. In seinem Kamp gegen die Berner
Reitschule, deren Schliessung er fordert- an die Arbeitsplätze,
die dadurch verloren gehen, denkt er natürlich nicht-, brachte
er Beschwerden wegen Ruhestörung vor. Nur kamen die Ge-
räusche gar nicht von der Reitschule, sondern von der nahen
Schützenmatte, wo eine- bewilligte!- Feier stattfand. So etwas
sollte, meiner Meinung nach, nicht belohnt werden, deshalb
stört mich der Wahlerfolg von Erich Hess sogar noch mehr als
normalerweise. Aber es gibt auch gute Nachrichten: Der intel-
lektuelle Dauergrinser Christoph Mörgeli ist endlich weg! Ab-
gewählt! Dass dies sogar einem Vordenker der SVP passieren
kann, macht wenigstens wieder ein bisschen Mut. Schade aber,
dass das Parlament nicht verjüngt wurde- zum Zug kamen vor-
wiegend ältere Semester und dies parteienübergreifend. Ich
selber hätte gerne ein paar Jüngere noch im Parlament gesehen.
Tamara Funiciello von der SP zum Beispiel.
Tamara Funiciello hat es geschafft, dass ich zum ersten Mal
in meinem Leben eine Kandidatun zweimal auf meinen Wahl-
zettel schrieb. Vorher hatte ich das immer abgelehnt, war der
Ansicht, einmal drauf, gleiche Chancen für alle. Aber Tamara
Funiciello hat es geschafft, zweimal auf meiner Liste zu landen.
Nicht etwa mit ihrem sympathischen, hübschen Gesicht, das
sie zweifellos hat, sondern mit ihrem Wahlspruch, der lautete:
"Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist, wie sie ist. Es wär
nur deine Schuld, wenn sie so bleibt." Diese Aussage fand ich
so treffend, dass ich diese junge Frau im Parlament sehen woll-
te und sie deshalb zweimal aufschrieb. Schade, dass es nicht
gereicht hat...
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