Freitag, 29. Juni 2018

"Elsa", Kapitel 3

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Elsa hatte in der ganzen Stadt herumtelefoniert, ob irgendwo
eine Teilzeitstelle für sie frei wäre, wo sie abends, nach den
Vorlesungen, ein paar Franken verdienen könnte. Nichts als
Absagen. Aber dann schien sie doch noch Glück zu haben.
Die Inhaberin eines kleinen Ladens für ausgefallene Wünsche-
so nannte sie ihr Etablissement- bat sie zu einem Vorstellungs-
gespräch. Elsa fragte nicht weiter nach, um was für "ausgefal-
lene Wünsche" es sich handelte. Sie war entschlossen, jeden
Job anzunehmen. Also machte sie sich auf den Weg. Doch als
sie merkte, dass dieser Laden sich direkt beim Rotlichtviertel
befand, wurde es ihr ungemütlich. Sie hoffte, dass niemand sie
für eine Nutte hielt und fragte sich, ob sie noch doch besser
etwas weniger Gewagtes angezogen hätte. Wie immer war sie
so gekleidet, dass ihre Kurven gut zur Geltung kamen. Sie
fand den Laden, erkannte, dass es sich um einen Sex-Shop
handelte, ging rein und fragte nach Frau Lederer. Frau Lede-
rer, die Chefin, war eine Frau um die 40 mit breiten Hüften.
"Sind Sie Frau von Tavel?" fragte sie.
"Sie werden doch Referenzen haben?" Frau Lederer blickte
fragend.
"Tut mir leid, nein."
"Dann tut es mir auch leid", sagte Frau Lederer. "Ich brauche
Leute mit guten Referenzen. Es gibt genügend Gesindel in
dieser Gegend."
Sie verabschiedeten sich. Elsa verliess, mit gesenktem Kopf,
den Laden. Warum hatte sie auch nicht für Referenzen gesorgt?
Aber nach ihrer Hochzeit, hatte sie geglaubt, so was nicht nö-
tig zu haben. Sie hatte geglaubt, einen Halt im Leben gefunden
zu haben. Einen Halt, aus dem sie mit diversen Seitensprüngen
wieder ausgebrochen war. Warum nur? Sie wusste es selber
nicht. 'Vielleicht sollte ich in psychologische Behandlung',
dachte sie.
Als sie ein paar Schritte gegangen war, wurde sie von einem
schwarzhaarigen Mann mit einer dunklen Sonnenbrille im
Gesicht angequatscht: "He, Kleine!"
Sie blickte ihn an. "Auf Jobsuche?" fragte er.
"Ja."
"Ich hätte einen Job für dich."
Sie trat näher, sie trat sehr nahe, und ohne viel zu überlegen,
begann sie, sein Bein zu streicheln. "Was für einen Job?"
fragte sie.
"Ich habe einen Club in der Nähe. Kannst du tanzen?"
"Ein bisschen."
"Würd' es dir was ausmachen, dich auszuziehen?"
"Gleich hier?"
"Nein, im Club. Auf der Bühne."
"Macht mir nichts aus." Ausserdem brauchte sie das Geld.
"Und meinen Kunden ihre Wünsche zu erfüllen?"
"Kommt auf die Wünsche an."
Plötzlich küsste er sie auf den Mund. "Du darfst ihnen
jeden Wunsch erfüllen", sagte er danach, "nur das darfst
du niemals tun."
Nun wusste Elsa, um was für eine Art von Job es sich
handelte. Obschon sie doch etwas Bedenken hatte, reizte
sie das Abenteuer. Und vielleicht, so hoffte sie, würden
ihre sexuellen Begierden endlich befriedigt.
"Ich geh' drauf ein", sagte sie und tat mit ihm genau das,
was sie eigentlich niemals tun sollte.

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