"Ich habe die Kinderwelt nie verloren und die Erwachse-
nenwelt nie erreicht." (Janosch)
Was Janosch in diesem Zitat über sich selbst sagte, das
trifft in gewisser Weise auch auf mich zu. Oft werde
ich gefragt: "Wo nimmst du diese Ideen, diese Witze
her?" Nun, einerseits fällt es mir leicht, Witze zu mer-
ken, sofern ich sie gut finde. Andererseits fallen mir
immer wieder Dinge auf, gerade in der deutschen
Sprache, die geradezu nach einem Wortspiel schreien.
Das fängt schon beim Klassiker an- der leider nicht
von mir ist, sondern längst Bestandteil des Deutsch-
unterrichts-, in dem es um die Wichtigkeit der Komma-
stellung geht: dem Unterschied zwischen "Wir essen,
Opa!" und "Wir essen Opa". Wir hätten unsere Opas
nie gegessen, die wären schon zu ihren Lebzeiten wohl
zu zäh gewesen... der war jetzt hingegen von mir.
Die ganze Spielerei mit der Sprache hat etwas Kindli-
ches an sich. Leider wird von vielen Erwachsenen
kindlich und kindisch in denselben Topf geworfen,
dabei sind es zwei völlig unterschiedliche Verhaltens-
weisen. Peter Pan wollte nie erwachsen werden, weil
er sich das Kindliche, nicht das Kindische, bewahren
wollte. So toll Filme wie "Hook" auch sind, aber wenn
Peter Pan plötzlich doch erwachsen ist, dann geht doch
irgendwie der Zauber dieser Figur verloren.
Erstaunlicherweise scheint es mir, dass gerade uns Män-
nern eher gepredigt wird: "Verhalte dich doch mal wie
ein Mann!", "Sei doch nicht kindisch!" etc.etc.
Sicherlich wird Frauen manchmal auch ähnlich gepre-
digt, aber mir scheint doch, dass Männer deutlich mehr
Schwierigkeiten haben, sich selber zu definieren. Was
wird von einem Mann erwartet? Wann ist ein Mann
ein Mann? Ein Bekannter von mir antwortete auf diese
schon von Herbert Grönemeyer gestellte Frage mit:
"Wenn er so ist wie ich." Das ist zwar sehr selbstbe-
wusst, auf mich bezogen ginge mir diese Aussage dann
aber doch zu weit. Er mag sich wohl so sehen, ich mich
vielleicht auch- das möchte ich offen lassen-, aber wo-
her wissen wir denn, ob andere das auch so sehen?
Wenn es darum geht, dass ein Mann genügend verdient,
um eine Familie zu ernähren, dass er eine geregelte Ar-
beit und ein geregeltes Einkommen hat, dann ist mein
Bekannter um einiges mehr Mann als ich. Aber muss
ich mich über materielle Dinge identifizieren? Wenn
man mich fragt: "Was ist ein Mann?", dann kann ich
nur sagen: "Ein Lebewesen maskulinen Geschlechts."
Alles andere ist meiner Meinung nach gesellschaft-
licher Natur, und da brauchen wir noch nicht mal
in andere Kulturkreise zu kommen, um ca. 100 ver-
schiedene Meinungen zu hören. Aber was hat das mit
Kindlich und Kindisch zu tun? Nun, auch wenn wir
Männer oft so tun, als ob uns nichts was anhaben könn-
te- ausser, wir sind krank, dann neigen Männer eher
zur Uebertreibung als Frauen-, werden wir bei etwas
ertappt, was gesellschaftlich vielleicht nicht so ange-
sehen ist, bspw. lautes Singen beim Spülen oder Selbst-
gespräche beim Spazieren, dann ist uns so was- jeden-
falls nach meinem Dafürhalten- peinlicher, als es Frauen
zu sein scheint. Wobei das natürlich täuschen kann, viel-
leicht sind es hier eben die Frauen, die es weniger zeigen,
dass es ihnen peinlich ist. Wenn wir Männer- oder viele
von uns- nämlich bei so was ertappt werden, dann hören
wir wohl schon diese Sätze: "Sei nicht so kindisch!",
"Führ dich doch mal wie ein Mann auf!" Dabei ist Sin-
gen alles andere als kindisch. Nein, es ist Ausdruck von
Freude, daher kindlich, und daher etwas sehr positives.
Auch Selbstgespräche müssen nicht kindisch sein, wenn
dabei etwas Kreatives herauskommt. Kindisch ist hinge-
gen, um jeden Preis seinen Willen erfüllt zu kriegen, sich
trotzig zu zeigen, dem Anderen ihr Glück nicht gönnen
zu wollen. Die ganzen Grenzstreitigkeiten, alle Kriege,
das ist kindisch. Die meisten Politiker, egal, welchen La-
gers, sind kindisch. Erdogan, Kim, Putin und Trump
sind die Könige des Kindischtuns in seiner schlimmsten
Form. Ein Mann wie Rob Spence hingegen, der auf die
Bühne geht, um dort den Clown zu spielen, damit die
Menschen unterhalten werden und für eine Weile ihre
Sorge vergessen. der ist nicht kindisch, der ist kindlich.
Und deshalb, auch wenn er weniger Geld, Macht und
Prestige hat, bewundere ich einen Mann wie Rob Spence
sehr viel mehr als einen Typen wie Donald Trump. Und
ich selber gebe zu: Ich bin extrem gerne kindlich, Mann!
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