Samstag, 20. Juli 2019
Aufzeichnungen eines Aussenseiters, 20.7.2019
(Bild von Denis Mayer jr.)
"Ich glaube, dass wir uns mit der Natur aktiv auseinander-
setzen müssen. Nur so werden wir letztendlich einen Bären
oder Wolf in unserer Umwelt akzeptieren. Wenn wir als
Mensch einen Schritt auf die Tiere zugehen und beim Zoo-
besuch gelernt haben, mit einer Gans ruhig und gelassen
fertig zu werden, dann klappt es auch mit den Nachbarn
Bär und Wolf."
(John-David Bauder: "Der Waschbär schläft hinter dem
Ofen")
Bei der Arbeit entdeckte eine Mitarbeiterin in einer Ecke ein
Grünes Heupferd und erschrak kurz.
"Hast du noch nie ein Grünes Heupferd gesehen?" fragte ich
sie.
"Noch nie so ein grosses", war die Antwort.
Und wieder einmal wurde mir bewusst, wie privilegiert ich in
meinem bisherigen Leben doch war, dass ich mit Natur rund
um mich herum aufwachsen durfte. Ein Grünes Heupferd die-
ser Grösse war für mich völlig normal. Ach ja, für all jene Le-
ser, die solche Privilegien nie hatten: ein Grünes Heupferd ist
kein Huftier, sondern eine der grössten bei uns heimischen
Heuschrecken.
Dieselbe Arbeitskollegin erzählte auch, sie hätte mal schwarze
Salamander gesehen. Sie war etwas erstaunt, zu hören, dass
dies nichts besonderes, sondern schlicht Alpensalamander wa-
ren. Wobei es doch etwas besonderes war: Wie die meisten Am-
phibien sind nämlich auch Alpensalamander sehr selten gewor-
den. Das Privileg, in freier Wildbahn einem Salamander zu be-
gegnen, das hatte ich hingegen bislang noch nicht. Deshalb war
ich auch sehr überrascht, als ich in einem Terrarium Feuersala-
mander sah, wie gross diese sind. Also kann ich das Gefühl, das
meine Arbeitskollegin wohl hatte, als sie dieses Grüne Heupferd
sah, doch irgendwie nachvollziehen.
Aber was hat das alles mit Wolf und Bär zu tun, von denen im
Anfangszitat zu diesem Text die Rede ist? Nun, mehr als wir im
ersten Moment vielleicht denken. Aber wenn wir uns mit den
grossen Tieren befassen wollen, diese schützen und ehren wollen,
wenn uns diese am Herzen liegen, dann dürfen wir die kleinen,
unscheinbaren, uns oft eher kurios oder gar eklig vorkommenden
Tiere nicht ausser acht lassen, denn gerade diese sind noch um
einiges wichtiger. Denn ohne die kleinen Tiere, wären die grossen
gar nicht überlebensfähig.
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