müssen, bedeutet nicht nur, dass keine Glasscher-
ben auf dem Boden liegen."
(Bernd Schildger: "Mensch, Tier!")
Der Berner Bärengraben ist Geschichte! Na ja,
nicht ganz, er existiert noch und wird auch noch
genutzt, beispielsweise wenn im Bärenpark Ar-
beiten im Gehege durchgeführt werden müssen
oder als Rückzugsort für die Bären, aber die Hal-
tung der Berner Braunbären in einem Graben, da-
mit ist es vorbei, seit der Bärenpark eröffnet ist.
Die Europäischen Braunbären Berns haben seit-
her endlich Naturboden unter den Tatzen und kön-
nen artgerechter gehalten werden.
Gerade in der Bärenhaltung hat sich in der Schweiz
einiges getan. Zwar gibt es immer noch Bärenan-
lagen, die verbesserungswürdig wären, doch wir
sind auf einem guten Weg.
Wie sehr sich die Bärenhaltung geändert hat,
ist im Berner Tierpark gut zu sehen, wo der alte
Bärenzwinger zu Anschauungszwecken noch bei-
behalten wurde, damit der Besucher vergleichen
kann, wenn er dann vor der aktuellen Anlage der
Ussurischen Braunbären steht.
Die Haltung von Eisbären wurde in Schweizer
Zoos vollständig aufgegeben.
Ich weiss noch, dass während meiner Kindheit in
Basel welche zu sehen waren, dies ist heute längst
nicht mehr der Fall. Die Schweiz hat erkannt, dass
es so gut wie unmöglich ist, Eisbären wirklich art-
gerecht zu halten. Wer Eisbären in einem Zoo se-
hen will, der muss nach Deutschland. Eisbären-
haltung in Zoos ist seltener geworden, obschon
der Eisbär zu jenen Tieren zählt, bei denen es
auch hierbei durchaus um die Arterhaltung geht.
Wenn der Eisbär nicht mehr gehalten wird, wird
diese Aufgabe schwieriger. Und doch muss wie-
derum gesagt werden: Auch zum Zweck der Art-
erhaltung sollte das Tier nicht leiden müssen.
Eisbärenhaltung ist also ein ziemlich ambivalen-
tes Thema. Allein schon die Frage nach dem rich-
tigen Gehegeboden stellt Zoos vor ein fast unlös-
bares Rätsel. Das ewige Eis der Arktis kann ein
Zoo nicht bieten. Was also ist für den Eisbären
besser: steiniger Boden oder Gras unter den Tat-
zen wie beim Braunbären? Wie gross ist die Ar-
throsegefahr beim Eisbären? Beim Braunbären
konnte mit dem Verzicht auf Betonböden zugun-
sten von Gras die Krankheit weitgehend vermie-
den werden, früher aber waren so gut wie alle
Braunbären in Gefangenschaft von diesem Lei-
den betroffen. Beim Eisbären scheint es keine
verlässlichen Quellen oder Studien zu diesem
Thema zu geben. Dabei ist der Eisbär ein wich-
tiges Tier. Er ist das grösste Landraubtier und
gleichzeitig dasjenige mit dem nördlichsten Ver-
breitungsgebiet. Und er ist das Symboltier für
den Klimaschutz. Denn es ist der Lebensraum
des Eisbären, der dahin schmilzt, das ewige Eis.
Aber es ist nicht der Eisbär, der als grosser Ver-
lierer draufgeht, wenn das arktische Eis schmilzt.
Es sind die arktischen Robben, deren Junge auf
dem Eis geboren werden und die in ihrem Jugend-
kleid noch nicht schwimmen können. Robben-
babys ertrinken, wenn ihnen das Eis unter den
Flossen wegschmilzt. Der Eisbär fängt dann zwar
weniger Robben, der leidet dadurch auch unter
der Situation, aber im Gegensatz zu der immer
noch gängigen Lehrmeinung ist der Eisbär kein
reiner Fleischfresser. Bereits jetzt ist es so, dass
Eisbären weiter nach Süden vordringen und da-
bei auch vermehrt pflanzliche Nahrung zu sich
nehmen. Der Klimaschutz wirbt also eigentlich
mit der falschen Tierart. Ob es daran liegt, dass
wir Menschen auf das Bild eines putzigen Bären
am ehesten anspringen, eher als auf dasjenige
eines trägen Meeressäugers? Bären waren schon
immer Sympathieträger und Symboltiere, ob bei
den Kelten oder den Indianern, sie stehen für
Weisheit, Medizin, Ruhe, aber auch für Kraft.
Vielleicht ist diese Symbolik noch immer so ar-
chetypisch in uns vorhanden, als Erbe unserer
Vorfahren, dass wir uns, wenn wir Schutz brau-
chen, wenn wir für etwas Kraft brauchen, auch
wenn wir ihn durchaus fürchten, als Symboltier,
wenn immer möglich, einen Bären aussuchen,
selbst wenn man uns damit einen aufbindet?
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