Sonntag, 14. Juni 2020

Aufzeichnungen eines Aussenseiters, 14.6.2020

DETECTIVE COMICS -23.3 THE SCARECROW (vol.2 2013).jpg
(Zeichnung von Jason Fabok)

Bei DC Comics läuft zurzeit das serienübergreifende Crossover-
Event "Das Jahr des Schurken", was heisst, dass einige der
bekannten DC-Schurkenfiguren wohl mal etwas genauer unter
die Lupe genommen werden. Für mich als Comicfan Grund ge-
nug, dieses Jahr mal einige der bekanntesten Schurken aus Co-
mic, Film und Literatur zu analysieren. Klar, das ist eine völlig
subjektive Analyse und keineswegs wissenschaftlich, aber es
könnte durchaus interessant sein. Diesmal wird es furchterre-
gend, denn diesmal geht es um den "Meister der Angst":
Scarecrow. Scarecrow heisst übersetzt "Vogelscheuche", und
einer solchen ist das Kostüm dieses Schurken, der ein klassi-
scher Batman-Gegner ist, nachempfunden. 1941 trat er erst-
mals in einer Batman-Geschichte von Bob Kane und Bill Finger
auf. Aber wer ist Scarecrow? Und wieso sollte man sich so sehr
vor ihm fürchten? Nun, hinter Scarecrow verbirgt sich der Psy-
chiater Dr. Jonathan Crane, dessen spezielles Forschungsgebiet
die Angst ist. Er hätte einen Lehrstuhl als Professor an der Uni-
versität von Gotham City gehabt, doch seine Unterrichtsmetho-
den waren fragwürdig, weshalb ihm dieser entzogen wurde.
Ohne Verständnis für seine Forschung wurde Crane vom renom-
mierten Wissenschaftler zum Gespött und beschloss, sich zu rä-
chen. Jonathan Crane, der seiner spindeldürren Gestalt wegen eh
schon als "Vogelscheuche" verspottet wurde, kleidet sich seither
in ein Vogelscheuchenkostüm und verbreitet Angst und Schrecken
in Gotham City. Dazu bedient er sich gerne eines von ihm selbst
entwickelten Angstgases, das bei seinen Opfern Halluzinationen
auslöst. Daher wirken viele Scarecrow-Geschichten ziemlich psy-
chedelisch und sind nicht immer ganz einfach zu verstehen. Trotz-
dem zählt Scarecrow zu den beliebteren und bekannteren Batman-
Gegnern. In der Batman-Fernsehserie der 1960er wurde dennoch
auf ihn verzichtet, da die Figur den Produzenten zu finster war für
eine fürs Familienpublikum konzipierte Sendung. In späteren Zei-
chentrick-Serien trat er zwar auf, aber bis auch in einer Realver-
filmung Scarecrow auftrat, dauerte es bis zu Christopher Nolans
"Dark Knight"-Trilogie, in der Cillian Murphy die Rolle übernahm.
Jonathan Crane war der einzige Schurkencharakter, der in allen
drei Teilen einen kurzen Auftritt hatte. Allerdings ist Murphys
Darstellung in Nolans Trilogie bisher die einzige dieses Charak-
ters in einem Film geblieben. Interessant an Scarecrow ist, dass
er in einigen seiner Handlungen zwar an verrückte Schurken wie
den Joker erinnert, aber keineswegs wirklich durchgeknallt ist.
Er hat sogar einen sehr gut funktionierenden Verstand, und das
macht ihn nur um so gefährlicher. Und er arbeitet, im Gegensatz
etwa zu Hugo Strange, dem anderen Psychiater in Batmans Schur-
kengalerie, auch gut mit anderen Verbrechern zusammen. Obschon
er selber auch seine Ängste hat, insbesondere eine Angst vor Vö-
geln, insbesondere Krähen, arbeitet er ausgerechnet mit dem Pin-
guin, einem grossen Vogelliebhaber, besonders gut zusammen,
was vielleicht aber eher daran liegt, dass beide sich intellektuell
ungefähr ebenbürtig sind und auch der Pinguin ein Opfer von
Hohn und Spott war. Oft konnte Batman Scarecrow nur besiegen,
indem er es schaffte, dessen Furchtgas entweder nicht einzuat-
men (etwa durch den Gebrauch einer Gasmaske) oder indem er
sich klar wurde, was Wirklichkeit und was Illusion war- und dies
ist bei Cranes Toxin nicht immer einfach! Buuuh!

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