Mittwoch, 24. Juni 2020

Aufzeichnungen eines Aussenseiters, 24.6.2020

Doctor Doom (2018).jpg
(Zeichnung von Gabriele Dell'Otto)

Bei DC Comics läuft zurzeit das serienübergreifende Crossover-
Event "Das Jahr des Schurken", was heisst, dass einige der
bekannten DC-Schurkenfiguren wohl mal etwas genauer unter
die Lupe genommen werden. Für mich als Comicfan Grund ge-
nug, dieses Jahr mal einige der bekanntesten Schurken aus Co-
mic, Film und Literatur zu analysieren. Klar, das ist eine völlig
subjektive Analyse und keineswegs wissenschaftlich, aber es
könnte durchaus interessant sein. Der Schurke, den ich heute
vorstellen möchte, trat 1962 erstmals auf und zwar bei Marvel,
als Gegner der Fantastic Four. Er wurde nicht nur deren Erz-
feind, er trat auch gegen fast alle weiteren Marvel-Charaktere
an, und er war der Beweis, dass Marvel bzw. Stan Lee und
Jack Kirby interessante Schurkenfiguren schaffen konnten.
Die Rede ist von keinem Geringeren als Doctor Doom.
Victor von Doom- manchmal auch van Doom geschrieben-
entstammt einer Zigeunerfamilie aus dem fiktiven Balkan-
staat Latveria. Seine Mutter war eine Hexe, und so kam er
schon früh mit den magischen Künsten in Kontakt. Sein Weg
führte ihn aber zu einer wissenschaftlichen Karriere. Ein Sti-
pendium ermöglichte ihm ein Studium in den USA, wo er
sich mit seinem Zimmergenossen und Kommilitonen Reed
Richards, dem späteren Mister Fantastic, anfreundete. Trotz
seines wissenschaftlichen Genies war Doom schon damals
ein eitler Mensch mit einem übergrossen Ego, und als Richards
bei Berechnungen, die Doom für ein Experiment gemacht hat-
te, Fehler entdeckte und ihn vor diesen warnte, sah Doom dies
eher als Einmischung an. Er führte das Experiment aus, doch
durch seine fehlerhaften Berechnungen kam es zu einer Explo-
sion, durch die Dooms Gesicht entstellt wurde. Doom kehrte
in sein Heimatland Latveria zurück und stürzte die dortige Re-
gierung, um seither als alleiniger Herrscher über Latveria zu
wirken. Um sein entstelltes Gesicht zu verbergen, schmiedete
er sich eine eiserne Maske, ohne die er niemals auftritt. Doom
regiert Latveria als Diktator mit eiserner Hand. Zwar herrscht
seit seiner Herrschaft Frieden im Land, doch sein Volk leidet
unter Armut und schlechter Versorgung. Doom sieht leider
nur das Gute, was er dem Land, seiner Meinung nach, gebracht
hat, und ist für die Nöte seines Volkes blind. Und nicht nur das:
Doom ist überzeugt davon, dass nur er es schaffen würde, der
Welt Frieden zu bringen- wenn er über sie herrschen würde!
Klar, dass er sich damit so ziemlich jeden Superhelden im Mar-
vel-Universum zum Feind gemacht hat! Man kann darüber strei-
ten, welcher Schurke der gefährlichste Mann der Marvel-Welt
ist, ob Magneto, Apocolypse oder Doctor Doom, aber mit Si-
cherheit ist Doom derjenige, der den meisten Helden zusetzt
und somit der wohl wichtigste und bekannteste Bösewicht im
gesamten Marvel-Universum. Dabei war Doom in mehrfacher
Hinsicht eine neue Art Figur, die verschiedene Einflüsse ver-
mischte. So finden wir etwa Dumas' "Mann mit der eisernen
Maske" in Dooms Erscheinungsbild wieder; er war wohl der
erste Schurke, der zugleich Wissenschaftler und Magier ist-
und Politiker. Doom war der erste Comic-Schurke, der ein
ganzes Land regiert. Okay, der Sub-Mariner war noch sehr
viel früher, aber der ist eher ein Antiheld, nicht wirklich Held
und nicht wirklich Schurke. Und dass Doom als König von Lat-
veria über diplomatische Immunität verfügt, macht die Sache
für die Helden alles andere als einfacher. Doctor Doom- der
Schurke, mit dem man bei Marvel immer wieder rechnen muss...
und der erste wirklich interessante Marvel-Bösewicht.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen