"Ich kämpfe für Tiere, nicht für uns Menschen!"
(Paul Watson, kanad. Umweltschützer)
Wer mich kennt oder meine Texte mitverfolgt, der
weiss, dass ich ein begeisterter Zoobesucher bin.
Oder wäre, denn mein letzter Zoobesuch- ich ha-
be darüber geschrieben- war ja leider etwas ver-
hangen. Vor Kurzem lernte ich einen jungen Mann
kennen, der sehr zookritisch eingestellt ist, und
wir kamen ins Gespräch. Es war ein gutes Gespräch,
wir liessen beide dem Anderen seine Meinung, oh-
ne die eigene zu verschweigen. Durch dies und
durch meinen letzten Zoobesuch denke ich, wäre
es mal wieder an der Zeit, ein paar Worte über Zoos
im Allgemeinen zu verlieren. Zunächst mal sind
Zoos heutzutage nicht mehr bloss Museen für le-
bende Ausstellungsobjekte, sondern erfüllen wich-
tige Aufgaben im Bereich Artenschutz. Viele Tie-
re wären ohne die Arbeit der Zoos inzwischen be-
reits ausgestorben. Leider ist es nicht mit allen Tier-
arten möglich, Wiederansiedelungen oder Auswil-
derungen vorzunehmen, aber diejenigen Projekte,
die gemacht werden, sind sehr wichtige Meilenstei-
ne auf dem Weg zu einer wieder intakteren Natur-
und wären ohne die Zoos nicht machbar. Trotzdem
muss auch ich oft einiges kritisch hinterfragen.
Ganz besonders gilt dies bei Meerwasseeraquarien.
Meerwasseraquarien sind die kritischsten Anlagen,
die ein Zoo haben kann. Das betrifft nicht nur den
hohen Energiegehalt, den so ein Aquarium ver-
braucht. Die Zeit, als Korallen aus der freien Wild-
bahn entnommen wurden, ist glücklicherweise vor-
bei, daran liegt es also nicht. Tatsächlich vermehren
sich Korallen in Zoos mittlerweile erstaunlich gut.
Nein, das Problem sind die Fische. Nicht alle Fische,
klar, aber viele Meerwasserzierfische vermehren sich
in Gefangenschaft sehr schlecht bis gar nicht. Und
wenn doch mal im Handel welche aus Zucht angebo-
ten werden können, sind diese teurer als... Wildfänge,
genau! Ein grosser Teil der Meereszierfische in den
Zooaquarien stammt immer noch aus Wildfängen!
Ein Zoo, der ein Meerwasseraquarium oder mehrere
zeigen will, hat sich das- so hoffe ich zumindest-
also vorher gut überlegt. Will der Zoo so etwas zei-
gen oder lieber darauf verzichten? Das Widersprüch-
liche an der ganzen Sache ist, dass es tatsächlich auch
Umwelzschutzgedanken sind, die einen Zoo dazu veran-
lassen, ein solches Aquarium zu haben. Die Korallen-
riffe brauchen Schutz, klar, aber nur wenige Menschen
können es sich tatsächlich leisten, ein Korallenriff per-
sönlich zu besuchen. Was dem Korallenriff zwar auch
hilft, wenn es nicht von noch mehr Touristen über-
schwemmt wird. Das Problem ist nur, dass die Menschen
nur das schützen, was sie kennen. Und deshalb liegt es
am Zoo, seinen Besuchern diesen Lebensraum, diese ge-
heimnisvolle Welt bekannt zu machen, um dadurch mehr
Leute für die Belange dieses Ökosystems zu sensibilisie-
ren. Eines der schönsten Korallenriffbecken hat, meiner
Meinung nach, der Tierpark Bern. Wenn allerdings, wie
dies in Bern der Fall ist, der Screenkasten mit den Infos
zu den einzelnen Tieren abgedeckt wird, weil auch dort
die Angst vor Corona herumgeistert, dann stellt sich die
Frage, ob dadurch dieser Anlage denn nicht ihre eigentli-
che Daseinsberechtigung genommen wird...? Der Berner
Tierparkdirektor Bernd Schildger, sonst ein intelligenter
Mensch, scheint unheimlich Angst vor einer zweiten Wel-
le zu haben. Er hat während seiner Amtszeit sehr viel zum
Wohl der Tiere im Berner Tierpark getan, und sehr viele,
ich eingeschlossen, werden ihm dafür ewig dankbar sein.
Trotzdem wünschte ich, dass, wenn Herr Schildger in Ren-
te geht, dass sein Nachfolger seine Linie zum Wohle der
Tiere zwar weiter führt, aber ohne Angst vor Keimen und
ohne der Politik dauernd in den Arsch kriechen zu müs-
sen...Danke!
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