Kaum eine klang so sehr nach Country wie die am 4. Oktober dieses Jahres mit 90 verstorbene Bergwerkstochter aus Kentucky. Ihre Songs erzählten Geschichten aus ihrem Leben oder setzten sich für die Rechte der Frauen ein, weshalb Loretta Lynn auch zu einer Ikone der Frauenbewegung wurde. Sie wurde von Ernest Tubb gefördert, der einige Duette mit ihr aufnahm, und förderte ihrerseits Patsy Cline. Mit Conway Twitty nahm sie einige erfolgreiche Duettalben auf, am besten und authentischten war sie aber solo. Ihre Lebensgeschichte wurde mit Sissy Spacek in der Hauptrolle verfilmt, die dafür extra bei Loretta lernte, so zu singen wie sie selber- und in diesem Stil auch einige Platten einspielte. Dennoch blieb Loretta Lynn das Original, und mit ihrem Tod verlor die Welt die wahrscheinlich letzte echte Country-Sängerin.
Platz 2: Patsy Cline
Wohl keine Country-Sängerin erreichte ein so grosses Publikum wie Virginia Patterson Hensley, besser bekannt als Patsy Cline. Obschon sie von Loretta Lynn gefördert wurde, konnte ihre Art von Country-Musik nicht unterschiedlicher sein. Mit ihrer rhytmusbetonten Musik und ihrer starken Stimme begeisterte sie nicht nur Country-Fans, sondern fand auch in der Pop- und sogar der Jazz-Welt Gehör. Da sie mit keiner eigenen Band tourte, sondern stets regionale Musiker ihrer jeweiligen Veranstaltungsorte buchte, brachte ihr von deren Seite zwar Sympathien ein, ihre Live-Auftritte litten aber oft etwas darunter, dass kein wirklich eingespieltes Team am Werk war. Ihr Gesangstalent wurde dadurch aber keineswegs geschmälert. Obschon sie- im Gegensatz zu Loretta Lynn- ihre Songs nicht selber schrieb, verlor die Welt schon viel zu früh, durch einen Flugzeugabsturz, eines der überragendsten Gesangstalente aller Zeiten.
Platz 3: LeeAnn Rimes
Viele kennen LeeAnn Rimes seit "Can't Fight The Moonlight" und ihrer Mitwirkung im Film "Coyote Ugly" inzwischen eher als Pop-Sängerin, doch eigentlich komm die Texanerin aus dem Country-Bereich. In der 1990ern war sie der aufkommende Kinderstar am Country-Himmel, mit einem Song, der eigentlich für Patsy Cline geschrieben wurde, den diese aber nicht mehr aufnehmen konnte. Und tatsächlich klang LeeAnn Rimes in ihren frühen Jahren fast wie eine Wiedergeburt von Patsy Cline, die nicht nur mit einer tollen Stimme, sondern auch mit wunderbarer Phrasierung überzeugen konnte. Ihr Wechsel ins Pop-Fach mag ihr zwar mehr Publikum und mehr Plattenverkäufe beschert haben, ihr Talent konnte sie aber nur in ihren Country-Jahren wirklich zeigen.
Platz 4: Mandy Barnett
Bedauerlich, dass LeeAnn Rimes zum Pop gewechselt hat, doch für Fans von Parsy Cline-ähnlichen Stimmen gibt es Alternativen. Mandy Barnett machte kurz nach dem Durchbruch von LeeAnn Rimes auf sich aufmerksam, als eine ganze Reihe junger Frauen mit ähnlicher Stimmlage deren Erfolg zu wiederholen versuchten. Barnett hatte da schon einige Jahre Gesangs- und Bühnenerfahrung, da sie in einem Musical über Patsy Cline die Hauptrolle gespielt hatte. Obschon ihre Stimme durchaus auch Pop-Potential hat, ist sie der Country-Musik weitgehend treu geblieben und hat sich auch dem Pop-Country der neueren Zeit eher verweigert. Dadurch ist sie zwar eher zu einem Geheimtipp geworden, und auch wenn ihre Phrasierungskünste nicht ganz an jene von LeeAnn Rimes heranreichen, so ist ihr diese Entscheidung hoch anzurechnen.
Platz 5: Crystal Gayle
Loretta Lynns jüngere Schwester gilt nicht nur als die Frau mit den längsten Haaren in der Country-Szene (auch heute noch, trotz fortgeschrittenem Alter), sie hat auch eine der schönsten Stimmen. Mit dieser kann sie so ziemlich alles singen, ob Country, Pop oder gar Soul. Und sie singt auch so ziemlich alles, lässt sich musikalisch kaum festlegen. Zwar schreibt sie, im Gegensatz zu ihrer Schwester, ihre Songs nicht selber, doch was stilistische Vielfalt angeht, da macht ihr kaum eine andere Sängerin etwas vor. In ihrem Repertoire finden sich Lieder aus der Feder ihrer Schwester (okay, nur eines) bis hin zu Songs von Bill Whitman... und alles, was musikalisch dazwischen liegt.
Platz 6: Trisha Yearwood
Eine der schönsten Frauen der Country-Szene, und eine der schönsten Stimmen. Trisha Yearwood ist nicht bloss die Frau von Garth Brooks, sondern eine ernstzunehmende und starke, eigenständige Künstlerin, die schon lange, bevor sie mit Brooks zusammen kam, ihre eigene Karriere hatte. Yearwoods Stimme wie auch ihre Musik haben Pop-Potenzial, ohne dass sie ganz ins Pop-Lager abdriftet. Zwar schreibt Yearwood ihre Songs nicht selber, bei ihrer Songauswahl zeigt sie aber immer wieder ein gutes Gespür für Melodien und Geschichten, die es wert sind, erzählt bzw. besungen zu werden. Platz 7: Tammy Wynette
Die leider zu früh verstorbene Virginia Wynette Pough, besser bekannt als Tammy Wynette, sagte stets von sich, sie wäre nicht die beste Sängerin, aber die lauteste. Tatsächlich hatte Wynette eine sehr starke Stimme, der die leisen Töne aber genau so lagen wie die lauten. Mit "Stand By Your Man" landete sie 1968 einen der erfolgreichsten Country-Pop-Crossover-Hits aller Zeiten, und auch sonst kurvte ihre Musik oft irgendwo zwischen Country und Pop. Ihre Ehe mit dem Country-Grossmeister George Jones verlief zwar katastrophal, doch die gemeinsam eingespielten Duette gehören zum Besten, was im Bereich der Country-Musik je veröffentlicht wurde. Platz 8: Emmylou Harris
Wenn es eine Frau gibt, über die man sagen kann, sie singe wie ein Engel, dann ist dies Emmylou Harris. Ihre klare Stimme klingt so schön, dass die teilweise leider etwas undeutliche Aussprache der Musikerin und Songschreiberin aus Alabama völlig egal ist. Gefördert wurde sie vom legendären Gram Parsons, mit dem sie wohl auch eine Beziehung hatte, und so reicht ihr musikalisches Spektrum von Country über Rock bis hin zu Bluegrass, doch eignet sich ihre Stimme am besten für Balladen, da sie immer ein bisschen was Verträumtes hat. In ihrer Band förderte sie Musiker wie Ricky Skaggs und Rodney Crowell, die später ihre eigenen Karrieren starteten. Platz 9: Nanci Griffith
Wenn es eine Sängerin gab, deren Stimme oft ein bisschen wie jene von Emmylou Harris klang, dann war dies Nanci Grifftith. Allerdings war Griffith, die leider nicht mehr unter uns weilt, als Songschreiberin bekannter und erfolgreicher denn als Interpretin. Zu Unrecht, denn wenn sie ihre Titel selber sang, dann klang dies oft sehr viel besser als wenn andere Künstler diese coverten- egal, wie gut oder erfolgreich diese Künstler und Künstlerinnen waren. Ähnlich wie Emmylou Harris war auch Griffith am besten, wenn sie Balladen sang. Ihr musikalisches Repertoire war allerdings nicht ganz so breit gefächert wie jenes von Harris, ihr Publikum fand sie vorwiegend in der Country- und Folk-Szene. Platz 10: Dolly Parton
Dolly Parton ist ein Phänomen. Aus ärmlichen Verhältnissen in Tennessee stammend, die sie immer wieder gerne besingt, gibt sie sich wie eine Art "Glitzer-Barbie"; obschon stark gläubig, scheut sie nicht davor zurück, über Sex zu reden und zu ihren Schönheitsoperationen zu stehen- wobei nie so ganz klar ist, ob ihr gewaltiger Busen- über den sie selber immer wieder Witze macht- echt ist oder nicht. Ihre hohe Mädchenstimme ist wahrscheinlich die berühmteste Frauenstimme der Welt, jedenfalls diejenige mit dem höchsten Wiedererkennungswert. Egal, was sie singt, ob Country, Pop oder Bluegrass, diese Stimme erkennt man vom ersten Ton an. Viele ihrer Lieder hat sie selbst geschrieben, ausserdem ist sie- was viele nicht wissen- eine begabte Instrumentalistin, die Gitarre und Banjo und noch einige weitere Instrumente beherrscht. Und schliesslich ist sie auch noch eine toughe Geschäftsfrau, die es mit Pop-Ikonen wie Madonna problemlos aufnehmen kann...
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