Freitag, 1. März 2024

Top Ten: Die besten europäischen Comics

PLATZ 1: Asterix
Asterix ist ein gallischer Krieger und Bewohner eines kleinen Dorfes in Aremorica, der heutigen Bretagne, das, als letzte noch übriggebliebene Bastion, den römischen Eroberern unter
Julius Cäsar um das Jahr 50 v.Chr. herum, Widerstand leistet. Die Bewohner des Dorfes schöpfen übermenschliche Kraft aus dem Zaubertrank ihres Druiden Miraculix. Asterix ist zwar klein, aber sehr gewitzt und schlau. Sein bester Freund ist der dicke und verfressene Hinkelsteinlieferant Obelix.
"Asterix" wurde 1959 von Autor René Goscinny und Zeichner Albert Uderzo für die französische Zeitschrift "Pilote" erfunden. Die Mischung aus Comic, Satire und Historie kam sehr gut an,
die Serie wurde in Albenform herausgebracht und in der ganzen Welt bekannt.

PLATZ 2: Lucky Luke
Lucky Luke ist ein einsamer Cowboy, der auf seinem treuen Pferd Jolly Jumper durch den Wilden Westen reitet und überall dort für Recht und Gerechtigkeit eintritt, wo er gebraucht wird, bis er sich am Ende jedes Abenteuers klammheimlich wieder aus dem Staub macht und in den Sonnenuntergang reitet. Bei seinen Abenteuern trifft er immer wieder auf historisch reale Persönlichkeiten des Wilden Westens, allerdings wurde auf exakte Chronologie und Lebensdaten jener kaum Wert gelegt. Lucky Luke, der schneller ziehen kann als sein Schatten, wurde vom Belgier Maurice de Bevere alias Morris erfunden und erschien erstmals 1946. Ab 1955 arbeitete Morris mit dem Szenaristen René Goscinny zusammen, und die Reihe wurde zum bekanntesten und beliebtesten Western-Comic weltweit. Nach Goscinnys Tod übernahmen andere Szenaristen, und nach Morris' Tod führt der Zeichner Achdé die Serie bis heute weiter.

PLATZ 3: Tim und Struppi (Tintin et Milou)
Der junge belgische Reporter Tim und sein Hund Struppi erlebten von 1929 bis 1983 überall auf der Welt spannende Abenteuer. Georges Rémy alias Hergé entwickelte mit dieser Serie den Klassiker des europäischen Comics schlechthin, sein einfach gehaltener und dennoch detailtreue Zeichenstil beeinflusst die Comickünstler in Frankreich und Belgien bis heute und führte zum als "Ligne claire" bekannten Comicstil. Da Hergé testamentarisch festlegte, dass die Abenteuer von Tim und Struppi nach seinem Tod nicht weiter geführt werden sollen, blieb das letzte Abenteuer, "Tim und die Apha-Kinst", unvollendet. 
PLATZ 4: Corto Maltese 
Corto Maltese ist ein Abenteurer und Weltenbummler, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts einige Abenteuer erlebt, in denen er auf historische Persönlichkeiten jener Zeit trifft und versucht, sich möglichst aus den Wirren des Zeitgeschehens herauszuhalten- oft vergebens. Der verträumte, melancholische Corto Maltese wurde von dem Italiener Hugo Pratt 1967 erstmals vorgestellt und entwickelte sich zu einer der hochwertigsten europäischen Comicreihen. Die meisten Bände sind koloriert erschienen, doch war Hugo Pratt ein Meister der Schwarz-Weiss-Zeichnungen, weshalb die unkolorierten Bände unter Kennern sogar noch beliebter sind. Im Gegensatz zu den Serien auf Platz 1 bis 3 richtet sich Corto Maltese eher an ein erwachseneres, intellektuelleres Publikum, da die Geschichten für Kinder oft etwas zu komplex sind- wahrscheinlich der Hauptgrund, warum Corto Maltese noch immer ein Geheimtip für Comic-Liebhaber geblieben ist... Immerhin wurde die Reihe aber sogar in den USA so bekannt, dass DC Comics einen fiktiven Inselstaat nach Pratts Figur benannte...

PLATZ 5: Umpah-Pah
Asterix war nicht die erste Zusammenarbeit von René Goscinny und Albert Uderzo. Bereits 1951, acht Jahre vor Asterix, brachten sie die ersten Abenteuer von Umpah-Pah, einem Indianer vom fiktiven Stamm der Wascha-Wascha heraus, der zur Zeit der Kolonialisierung Amerikas lebt. Nach nur fünf Alben war dann aber Schluss mit den Geschichten um Umpah-Pah, da sich Goscinny und Uderzo nun auf Asterix konzentrierten, der um einiges beliebter wurde als der kräftig gebaute Indianerkrieger. Auch wenn Umpah-Pah damals kein grosser Erfolg wurde, so gilt er heute doch als Klassiker, in dessen Stories einige Gags und Eigenheiten bereits auftauchten, die später für Asterix wiederverwendet wurden.

PLATZ 6: Spirou und Fantasio 
Spirou war Hotelpage, bevor er diesen Beruf an den Nagel
hängte und eine Art Abenteurer wurde, was spätestens seit
seiner Freundschaft mit dem Reporter Fantasio der Fall wurde. In seiner ständigen Begleitung befindet sich ein zahmes Eichhörnchen namens Pips.
Spirou wurde 1938 von Rob Velter alias Rob-Vel, einem bel-
gischen Comiczeichner, erfunden und titelgebende Figur der
frankobelgischen Jugendzeitschrift "Spirou". Erst 1943, als
die Serie bereits von Jije übernommen worden war, führte
dieser Fantasio in die Geschichten ein. Am berühmtesten und beliebtesten sind bis heute jene Geschichten von Andrè Franquin, der die Serie am längsten betreute und die meisten wichtigen Nebenfiguren erfand. Nach Franquin wurde sie von anderen, wechselnden Zeichnern und Autoren weitergeführt- was bis heute anhält-, die Grösse, den Charme und den Humor Franquins erreichten dabei leider alle nicht.

PLATZ 7: Percy Pickwick (Colonel Clifton)
Percy Pickwick (im Original: Colonel Clifton) war Mitarbeiter des britischen Geheimdienstes. Obschon er eigentlich im Ruhestand ist, muss er für den Geheimdienst oder Scotland Yard immer wieder die Kastanien aus dem Feuer holen. Der pfeiferauchende Colonel lebt in einem Haus etwas abseits von London mit mehreren Katzen und einer alten Haushälterin namens
Miss Partridge.
Obschon sie sehr englisch wirkt, ist "Colonel Clifton" eine
Comic-Serie aus belgischer Feder. Erfunden wurde die Figur von Raymond Machérot, der aber nur gerade drei Geschichten mit dem britischen Ermittler schrieb und zeichnete. Danach nahmen sich andere Autoren und Zeichner Pickwicks an, am erfolgreichsten und längsten das Duo Turk und Bob de Groot.

PLATZ 8: Johann und Pfiffikus (Johan et Pirlouit)
Der schwarzhaarige Johann ist der Page eines nicht näher definierten Königs im Mittelalter. Johann ist ein mutiger, junger Mann, der manchem Ritter das Wasser reichen kann und deshalb auch immer wieder für gewagte Missionen ausgesucht wird. Sein treuester Freund und Gefährte ist der kleine, blonde Pfiffikus, ein Schlawiner sondergleichen, der gerne schläft, isst und trinkt und anderen Streiche spielt. Er hält sich für einen
begnadeten Sänger und Musiker, leider steht er mit dieser Meinung allein auf weiter Flur.
Die Serie "Johann und Pfiffikus" ( frz. "Johan et Pirlouit" ) wurde von Pierre Culliford alias Peyo erfunden. Zunächst startete die Serie 1947 unter dem Titel "Les adventures de Johan", erst in der 4. Geschichte trat Pfiffikus auf den Plan, und die Serie wurde als "Johan et Pirlouit" fortgesetzt. In der Folge "Die Schlümpfe und die Zauberflöte" traten zum ersten Mal jene kleinen, blauen Wichtel in Erscheinung, die Peyo fortan unsterblich machten: die Schlümpfe. Die Folge "Die Schlümpfe und die Zauberflöte" kam als Zeichentrickfilm sogar in's Kino. Und selbst in der Schlümpfe- TV-Trickfilmserie der 1980er hatten Johann und Pfiffikus hin und wieder einen Auftritt. Da die Serie eine US- Produktion war, hiess Pfiffikus dort "Peewit", wie er auf englisch genannt wird. 

PLATZ 9: Agent 327 
Otto Otto (O.O.) Eisenbrot (im Original Hendrik IJerbroot) ist Topagent des holländischen Geheimdienstes, bei dem er als Agent 327 fungiert. Und das, obschon er ein ungeschickter Schussel ist, der eher in Schlamassel gerät als irgendwas anderes... Glücklicherweise kann er auf die, von ihm nicht immer gewünschte, Hilfe seiner Mitstreiter zählen, unter denen vor allem die vollbusige Schweizerin Olga Lawina auffällt. "Agent 327" ist eine vom Holländer Martin Lodewijk erfundene Parodie auf James Bond, die mit viel Slapstick-Humor aufwartet. In Holland erscheint die Reihe seit 1966 , auf deutsch wird sie erst seit 1983 veröffentlicht.

PLATZ 10: "Die Gräfin und der grosse Kasino-Coup" von Gerd "Pirg" Pircher 
Gerd "Pirg" Pircher, der sonst stark von den frankobelgischen Comics geprägt ist, wollte stilistisch mal etwas anderes ausprobieren und stellt uns seine ganz eigene Kreation vor: Die Gräfin. Die Geschichte spielt in den 1960ern in einem Dorf namens Hintertupfingen  Dort tritt die füllige Gräfin Kunigunde von und zu Zwickelstein ihr Erbe an- doch ausser der Burg ist nichts mehr vorhanden, ihr verstorbener Vater hatte alles im Casino verspielt. Überzeugt davon, dass nicht alles mit rechten Dingen zuging, macht sich die Gräfin auf, gemeinsam mit ihrem Butler Ferdinand Moosbrugger und dem jugendlichen Tüftler Hansi Havliczek, das Familienvermögen zurückzuholen... So jedenfalls der Plan dieser ersten Gräfin-Story. Zugegeben, ganz neu ist der Plot nicht, Pirg macht auch kein Geheimnis daraus, dass er sich von alten europäischen Gangsterfilm-Komödien inspirieren liess. Auch die meisten Gags sind nicht unbedingt neu, man hat sie bei Grössen wie Goscinny oder Carl Barks auch schon vorgefunden. Trotzdem macht die Geschichte Spass, auch wenn der Zeichenstil und vor allem die Panelanordnung etwas gewöhnungsbedürftig ist. Pirg verbindet Einflüsse aus dem Kubismus mit jenen aus den Funny-Comics... so könnte man es intellektuell umschreiben. Trotzdem ist der Band nicht für Intellektuelle gemacht, hier will einfach nur unterhalten werden. Und das bekommt Pirg mit seiner Gräfin ganz gut hin. So gut sogar, dass man nur hoffen kann, dass die Reihe fortgesetzt wird...

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