Freitag, 18. Oktober 2013
Das lesenswerte Buch: "Das wahre Leben" von Milena Moser
Die Zürcherin Milena Moser erweist sich mit ihrem neuesten Roman als wahrer
Lichtblick in der Schweizer Literatur. Das Intellektuellisierende eines Peter
Bichsel, Friedrich Dürrenmatt, Max Frisch oder Franz Hohler fehlt hier voll-
kommen; da ist endlich eine Autorin, die sich auf das beschränkt, worauf es an-
kommt: eine Geschichte zu erzählen. Und dies in oft kurzen, prägnanten Sätzen,
die gar an Ernest Hemingway erinnern. Ganz anders also, als man sich dies
von einer Frau erwarten würde. Die Hauptpersonen sind hier natürlich weib-
lich, und abwechseln wird aus dem Leben der beiden Protagonistinnen Erika
und Nevada berichtet, deren Leben sich zwar kreuzen, die sich im Roman
selber aber nur kurz begegnen. Erika will aus der gutsituierten Gesellschaft,
in der sie mit ihrem Ehemann und der fettleibigen Tochter Sukeika wohnt,
ausbrechen und zieht in eine Siedlung, um ihr Leben neu zu ordnen. Nevada
ist Yoga-Lehrerin und wegen MS im Rollstuhl. Nevada verliebt sich in Dante,
der einen Hirntumor hat. Sukeika folgt ihrer Mutter nach und erlebt zum ersten
Mal so etwas wie Freundschaft. Doch als Suleika in Nevadas Yoga-Stunde
zusammenbricht, muss sich Erika einem lange gehüteten Familengeheimnis
stellen. Moser versteht es, ihre Protagonisten stets die ihnen angemessene
Sprache sprechen zu lassen, ihre Zeilen zeigen eine Liebe zu ihren Figuren,
die selten von einem Autor erreicht wird; sie alle wirken uns irgendwie ver-
traut. Ein Roman von einer Frau, das durchaus auch von Männern mit Ver-
gnügen gelesen werden kann.
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