"Alle wollen den Gürtel enger schnallen. Aber jeder fummelt
dabei am Gürtel des Nachbarn herum."
(Norbert Blüm, deutscher Politiker )
Egal, in welchem Land, welcher Stadt, welcher Ortschaft,
überall wird dasselbe verlangt und gefordert: sparen.
Gleichzeitig werden die Preise für alles Mögliche erhöht
und die Arbeiter fordern mehr Lohn. Wie geht das zusam-
men? Unser Dilemma, und das scheint mir in unserer west-
lichen Welt wirklich ein Dilemma zu sein, ist, dass wir
zwar sparen müssen, aber in einer Konsumwelt leben.
Aber wer, so die Frage, muss den sparen? Und wie komme
ich überhaupt auf gerade dieses Thema, abgesehen davon,
dass ich allgemein eher knapp bei Kasse bin? Nun, Gemein-
den, Kantone, die Politik will sparen. In meinem Heimat-
und Wohnkanton hat der Grosse Rat beschlossen, da der
Kanton nicht nur ver-sondern überschuldet ist, den Rot-
stift kreisen zu lassen und dies rigoros. Gegen das Sparen
wäre an und für sich nichts dagegen einzuwenden, das
Problem ist aber- und hier stellt sich die wichtigste Frage:
Wo kann und darf gespart werden? Denn wie immer bei
Sparrunden, die Politiker lancieren und deren Folgen das
Volk zu (er)tragen hat, regt sich Widerstand. Und dies zu
Recht! Denn wer soll wieder mal dran glauben? Diejenigen,
die so oder so schon am schwächsten Hebel sitzen!
Schulklassen z.B. sollen zusammengeführt werden, so dass
Lehrkräfte eingespart werden können. Sehen die Politiker
überhaupt so weit, um zu erkennen, dass diese dadurch
der Arbeitslosenversicherung auf der Tasche sitzen müssen?
Wir waren während meiner Schulzeit bereits bis zu 30
Schüler pro Klasse, und das war schon viel. Wenn nun ein
Lehrer zu einer solchen Klasse noch die Parallelklasse dazu-
nehmen muss- das wird kein Zuckerschlecken. Für die
Schüler nicht und für den Lehrer nicht. Wie z.B. soll ein
Lehrer bei einer solchen Anzahl von Schülern noch auf die
spezifischen Eigenheiten einzelner Schüler eingehen können?
Gerade die schwachen Schüler, die mehr Förderung brauchen,
können dabei nur verlieren! Und was geschieht mit Schülern,
die kaum Bildung mitkriegen oder schulisch schwach sind?
Die Gefahr ist gross, dass sie durchs soziale Netz fallen und
von unserem Sozialstaat aufgefangen werden müssen! Und
den Sozialstaat wollen die Sparpolitiker natürlich auch ab-
bauen! Wie soll das gehen, wenn, ihrer eigenen Politik wegen,
immer mehr Menschen, und zwar, das möchte ich betonen,
ohne eigenes Verschulden, auf diesen angewiesen werden!?
Nicht nur Lehrer, auch Schüler sind inzwischen sogar schon
auf die Strasse gegangen, um gegen diese Abbaupläne zu
demonstrieren. Was deutlich zeigt, dass unseren heutigen
Jugendlichen ihre Bildung eben doch wichtig ist!
Ebenfalls auf die Strasse gegangen sind die Behindertenver-
bände. Auch im Bereich der Behindertenbetreuung will der
Grosse Rat sparen. Und dabei wäre auch dies ein rotes Tuch!
Irgendwo in unserer Bundesverfassung steht so was wie ein
Solidaritätsgedanke, der besagt, dass der Stärkere für den
Schwächeren einsteht! Diesem Gedanken verdankt die
Schweiz ihren Sozialstaat, ihre Sozialwerke, an denen nicht
gekratzt werden dürfte.
Aber nicht nur im Bereich der Betreuung körperlich Behin-
derter will der Kanton sparen, sondern auch die Seele soll
bluten (als ob sie das nicht schon längst täte?) Auch in der
Psychiatrie soll gespart werden. Dabei braucht es die Psy-
chiatrie heute mehr denn je zuvor! Mal ehrlich, wer in einer
Gesellschaft wie dieser nicht hin und wieder mal durchdreht,
der ist doch nicht ganz normal! Zu viele Aenderungen in
einem Bereich, in dem wir es vorwiegend mit psychotischen
Menschen zu tun haben- das kann nicht gut gehen! Leider
fallen wir, das Volk, die Wähler, immer wieder auf psycho-
pathische Politiker herein. Diese Aussage mag etwas befrem-
dend wirken, doch hat sie durchaus ihre Berechtigung. Der
Psychopath ist, nach Lehrbuch, nämlich nicht unbedingt der-
jenige, der Amok laufen und alle niedermetzeln muss (er
kann so einer sein, muss aber nicht). Der Psychopath ist
ein Mensch, der selber nicht zu Einsicht und Reue fähig ist,
dabei aber meist hochintelligent, oft gebildet und sehr ein-
nehmend ist. Und er ist eine oft charismatische Person, die
sich von der Macht über andere angezogen fühlt und diese,
wo er sie kriegt, auch ausübt. Mit anderen Worten: Psycho-
path könnte beinahe ein Synonym für Politiker sein!
Der Psychotiker hingegen lebt in einer für uns fremden
Welt, die oft mit der Realität korreliert, was beim Psycho-
tiker, der die Welt nicht mehr versteht, zu Angst-oder
Blockadezuständen führen kann. Ein aufgewühlter Psy-
chotiker, der mit seiner Welt (oder seinen Welten) nicht
mehr zurechtkommt, kann auch (muss aber nicht) gefähr-
lich werden. Während der Psychopath davon überzeugt
ist, stets richtig zu handeln und die Fehler nie bei sich
selber sieht, handelt der Psychotiker, wenn er durchdreht,
aus einem Gefühl der Angst, der Unsicherheit, der Panik
heraus. Es ist bezeichnend für unsere Gesellschaft, dass
diese beiden so unterschiedlichen Geisteskrankheiten
oft verwechselt werden. So gilt vielen Norman Bates aus
Alfred Hitchcocks Filmklassiker "Psycho" als der Vorzei-
gepsychopath schlechthin, dabei ist Bates gar kein Psycho-
path, sondern ein Psychotiker, der durch den Tod seiner
Mutter aus der Bahn geworfen wurde. Eine berühmte
Filmfigur, die hingegen wirklich ein Psychopath ist, mit
allem, was dazugehört, ist Hannibal Lector. So viel zum
Unterschied zwischen Psychopathen und Psychotikern,
wobei ich unbedingt noch erwähnen muss, dass der gröss-
te Teil beider Menschen niemals gewalttätig werden und
Vorurteile gegenüber Psychiatriepatienten, wie sie durch
Filme und Medien geschürt werden, alles andere als hilf-
reich sind! Bei einem Abbau im Bereich Psychiatrie
gehen nicht nur Arbeitsplätze verloren, die nötig sind,
sondern auch ein enormes Potenzial an Wissen über
die spezifischen Eigenheiten einzelner Patienten, die
möglicherweise Mühe damit haben könnten, wenn gerade
ihre Vertrauenspersonen plötzlich nicht mehr für sie zu-
ständig sein können. Nein, die Psychiatrie ist schlichtweg
kein Ort für Sparmassnahmen! Einer, der das gemerkt
hat, ist der sozialdemokratische Politiker Roland Näf,
der eine Petition gestartet hat, die diesem Sparzwang,
diesem Abbauwahnsinn etwas entgegenhalten will.
Und nun breche ich erneut die Regel, dass ich keinen
Einfluss auf die politische Meinung meiner Leser nehmen
will- auch wenn es diesmal nur jene im Kanton Bern be-
trifft-. und führe an, wo, wer dies möchte, diese Petition
unterschrieben werden kann. Das geht nämlich sogar
übers Internet, auf einer Seite mit dem Titel
www.stop-abbau.ch. Da ich möglicherweise selber
davon betroffen sein könnte, da ich zur Zeit in einer
Psychiatrischen Institution arbeite und meine Freundin
in der Psychiatrie tätig ist, habe ich meine Stimme
bereits abgegeben. Natürlich kann und will ich nie-
manden zwingen und ich kann auch nicht versprechen,
dass das Ganze frei ist von Parteiwerbung jener Poli-
tiker, die es lanciert haben- ich hatte diesbezüglich
einige Bedenken, da ich Unterschriften zu politischen
Themen bisher immer nur auf der Strasse und von
Hand gegeben habe- aber diesmal nehme ich dieses
Risiko in Kauf. Es gibt ja auf meinem E-Mail-
Account auch eine Funktion, die nennt sich "löschen".
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