Mittwoch, 27. November 2013
Aufzeichnungen eines Aussenseiters, 27.11.2013
Bild: "Karla" von Les Toil
"Sie nennen mich Bastard oder Penner,
sie nennen mich Habenichts und Lump,
doch sie sitzen alle impotent in ihrem Luxus-
plunder
und alle leben nur auf Pump!
Ich glaube nicht an sichere Renten,
dass alles besser wird nach der nächsten Wahl,
und ich glaube nicht an die frommen Sprüche
der da oben,
die alle, alle können mich mal!"
(Gunter Gabriel, "Ich bin ein Strassenhund")
Masslos enttäuscht! Anders kann ich es nicht ausdrücken: Ich bin mass-
los enttäuscht! Ich bin enttäuscht von meinen Mitmenschen. Warum?
Weil sie absolut unmenschlich gewählt haben bei der Abstimmung über
die Einbürgerung! Weil ihnen irgendeine politische Parteienzugehörig-
keit wahrscheinlich wichtiger ist als die Frage nach den Schicksalen
Einzelner, die unschuldig leiden müssen! Weil sie Parteienpropaganda
und Hetzkampagnen wohl eher Vertrauen schenken als ihren Herzen
und ihrem Verstand! Mit Herz und Verstand ist dieses Abstimmungs-
ergebnis nämlich schlichtweg nicht erklärbar! Und nun? Nun können
wohl-integrierte Menschen, die schon lange hier sind und sich nie
etwas zuschulden kommen liessen, sich nicht mehr einbürgern lassen,
wenn sie mal Sozialhilfe bezogen haben! Was wird nun aus den gemein-
samen Zukunftsplänen meiner Freundin und mir? Kann sie denn etwas
dafür, dass sie aus Deutschland hierherkam? Und ich bin finanziell z.Z.
nicht oder noch nicht in der Lage, an eine Hochzeit denken zu können...
Aber selbst wenn wir verheiratet wären, im Initiativtext, über den am
Wochenende abgestimmt wurde, stand nichts darin, ob in einem solchen
Fall diese Sozialhilfe-Hürde auch gewichtet wird...? Einige meiner Be-
kannten, da bin ich mir ganz sicher, weil ich weiss, dass einige darunter
durchaus mit der SVP sympathisieren, die haben Glück, dass ich selten
im Freundeskreis über Politik rede. Ich weiss nicht, ob die sonst noch
meine Freunde sein sollten! Da kennen sie Leute, die unter einer solchen
Regelung leiden müssen, und trotzdem stimmten sie so ab! Aber vorder-
gründig uns gegenüber so tun, als ob sie uns mögen! Pfui! In Grund und
Boden schämen sollt ihr euch! Und diejenigen, die das Herz auf dem
richtigen Fleck haben und es zum Fühlen und Denken benutzen? Sind
von denen denn nur so wenige abstimmen gegangen? Ich weiss, dass
es einige gibt, die mit Herz und Verstand denken würden, aber garan-
tiert nicht abstimmen gegangen sind, weil sie entweder politisch zu
wenig interessiert sind oder glauben, dass ihre Stimme eh nichts be-
wirkt. Falsch! Ihr hättet dieses Resultat nämlich verhindern können,
wenn ihr zur Abstimmung gegangen wärt! Eine alte Weisheit besagt:
"Man ist nicht nur verantwortlich für das, was man tut, sondern auch
für das, was man nicht tut." Und sogar der Berner Polizeidirektor
Hans Jürg Käser meinte, diese neue Regelung wäre unmenschlich
und liess sich mit dem Satz verlauten: "Nicht jeder Sozialhilfeem-
pfänger ist ein Schmarotzer." Da ich selber weiss, wie es ist, wenn
man aufs Sozialamt muss, ist mir diese Aussage eines Mannes, der
es, als Polizeidirektor, schliesslich wissen muss, besonders wichtig.
Ansonsten aber ist es mir für einmal scheissegal, ob sich nun aus
meinem Bekanntenkreis Jemand durch diese Zeilen angegriffen
fühlt- diejenigen sind schliesslich selber schuld-; denn wenn ihr mir
und meiner Freundin unsere gemeinsame Zukunft verbockt, dann
hau' ich euch so lange meinen Vorrat an Wörtern und Buchstaben
um die Ohren, bis ihr selber einseht, dass ihr wie Arschlöcher ge-
handelt habt! Und ihr wisst: Ich habe einen grossen Wortschatz!
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