Donnerstag, 6. Februar 2014

Aufzeichnungen eines Aussenseiters, 6.2.2014



                               "Der Druck und die Anforderungen in der
                                 Arbeitswelt sind zu hoch."
                                    (Eine junge IV-Bezügerin im Interview
                                      mit der Pendlerzeitung "20 Minuten")

Während meiner IV-Abklärung, in der ich in einer Psychiatrie-
gärtnerei arbeiten gehen darf, kam es kürzlich zu meiner ersten
Standortbestimmung. Nun kann ich- und es schaut alles danach
aus, dass dies auch klappt- ab März versuchsweise in einer Gärt-
nerei in der Privatwirtschaft arbeiten gehen. Dabei geht es darum,
festzustellen, inwieweit ich in der Leistungsfähigkeit eingeschränkt
bin. Das Ganze findet also auch im "betreuten Rahmen" statt, und
dabei soll sich dann herausstellen, ob ich Anrecht auf IV habe oder
mir wieder eine Stelle in der Privatwirtschaft suchen muss. Nach
so vielen Kurzzeitjobs, die dann doch zu nichts längerfristigem
führten, ist es, denke ich, verständlich, dass ich mich davor ein
wenig fürchte. Arbeiten will ich, was mir aber fehlt ist Sicherheit.
Ich denke, das ist wohl auch der Grund, warum heutzutage so viele
Leute durchdrehen, weil es kaum noch Sicherheit gibt. Und nach-
dem sie durchgedreht sind, landen sie bei der IV. Dort wird dann
abgeklärt, inwieweit sie eingeschränkt sind und ob man sie wieder
in die Privatwirtschaft entlassen kann, damit sie erneut durchdrehen
können.
Was für mich natürlich besonders wichtig war,ist, dass der Arbeits-
ort, an den ich komme, mit dem öffentlichen Verkehr gut erreich-
bar ist, da ich nicht autofahren kann. Und hier stand ich kürzlich
vor einem Problem, das allerdings nichts mit der Erreichbarkeit
dieses Ortes zu tun hatte, sondern mit Politik. Genauer gesagt,
mit der Abstimmungsvorlage zur sogenannten "Fabi"-Initiative.
("Fabi"= "Finanzierung- und Ausbau der Bahninfrastruktur, oder
irgendwas ähnliches...). Dieses Projekt soll helfen, den öffentlichen
Verkehr aus-, statt abzubauen, und darüber soll das Schweizer Volk
an der Urne abstimmen. Nun käme mir als Pendler eine solche Vor-
lage natürlich sehr entgegen, was mir aber Sorgen macht, ist der
Plan, die Gelder für diese Finanzierung ab 2017 von der IV abzu-
ziehen, welche dadurch natürlich noch mehr wird sparen müssen.
Und je nachdem, wie das Resultat dieser Abklärung ausfällt, wäre
ich auch davon möglicherweise direkt betroffen. Und nicht nur ich!
Ganz viele Menschen bekämen die Auswirkungen zu spüren, und
was resultiert daraus? Noch mehr Fälle von Menschen, die erneut
durchdrehen! Irgendwie blieb mir im Fall "Fabi" nichts anderes
übrig, als mich der Stimme zu enthalten, da ich mit mir selber zu
sehr im Clinch war. Bei den anderen Abstimmungsvorlagen, über
die das Volk am Wochenende zu bestimmen hat, konnte ich mir
wenigstens eine feste Meinung bilden und dementsprechend stim-
men, aber bei "Fabi"...? Da komme ich mir irgendwie vor wie
Waylon Jennings, als er sang: "I've always been crazy, that's kept
me from going insane..."

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