Sonntag spielte die Schweiz bereits ihr erstes Spiel, das sie sogar gewann:
2:1 gegen Ecuador. Nun wartet als nächster Gegner Frankreich auf unsere
Nationalmannschaft. Nun habe ich überhaupt nichts gegen Fussball ein-
zuwenden, auch nichts gegen Brasilien, auch dann nicht, wenn sie dort
die Spiele beginnen, obschon das Stadion noch gar nicht fertig gebaut ist.
Das finde ich eher amüsant. Die politische Situation, insbesondere die
grosse Armut und die hohe Kriminalitätsrate, das ist natürlich ein ganz
anderes Kapitel. Das hat aber nichts mit Fussball zu tun. Sport mag zwar
völkerverbindend sein, aber deswegen gleich ein Politikum daraus zu
machen, da weiss ich nicht so genau, was ich davon halten soll. Ich
selber bin ja eher sport-uninteressiert. Ich finde es eher langweilig, 22
Männern zuzuschauen, wie sie 90 Minuten lang einem Ball nachrennen.
Meine Grossmutter väterlicherseits soll dazu gesagt haben, sie sollten
doch einfach jedem von denen einen Ball geben. Später soll gerade sie
jeden Match geschaut haben. Zur Zeit geht es mir wie vielen Ehefrauen,
die ihre Serien nicht schauen können, weil gerade ein Spiel läuft, das ihr
Mann unbedingt sehen muss. Oder weil ein Match in die Verlängerung
geht. Während der Fussball-WM kann man sich auf die Angaben im
Fernsehprogramm nicht verlassen. Ich leide mit euch, liebe Frauen, und
das, obschon ich ein Mann bin. Aber fussballgeschädigt bin ich aus einem
anderen Grund. Und der ist orange.

Ich meine natürlich die Holländer. Nun habe ich nichts gegen Holländer,
aber wenn der holländische Fussballfan auftaucht, na, dann herrscht aber
Party! Das erlebte ich, als die Holländer nach Bern kamen, als bei uns
die Fussball-Europameisterschaft stattfand. Oder war es auch eine WM?
Ich glaube nicht, wieso sollte eine WM ausgerechnet in Bern stattfinden,
aber ich habe da- aus mangelndem Interesse- natürlich den Ueberblick
nicht. Damals arbeitete ich im Verkauf, und die holländischen Fans ka-
men in den Laden und pusteten in ihre Fantröten, direkt neben meinen
Ohren. Derjenige, der die Getränke auffüllen musste, war besonders arm
dran, der Nachschub an "Heineken" war kaum rechtzeitig vom Lager in
den Laden zu kriegen. Die tranken nur das! Unser Filialleiter freute sich
über die Partystimmung und den Umsatz, und am nächsten Morgen, als
er die Treppe kehrte, fluchte er über dieselben Menschen, mit denen er
abends zuvor noch in der Public View-Zone ein Bier getrunken hatte.
Was war ich froh, als diese Meisterschaft zu Ende war! Wer damals den
Final gewonnen hatte, weiss ich nicht mehr. Es war jedenfalls nicht Hol-
land. Die hatten wohl zuviel gefeiert. Na dann, prost, ich zappe jetzt noch
ein bisschen rum und schaue, ob irgendwo ein guter Krimi läuft, da fällt
ja auch ab und zu ein Schuss.
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