Montag, 4. August 2014

Aufzeichnungen eines Aussenseiters, 4.8.2014


Wer, so wie ich, in einem Binnenland aufwuchs und lebt, der wird, wenn
es ums Thema Urlaub geht, immer wieder gefragt: "Warst du auch schon
mal am Meer?" Viele Menschen, gerade aus Binnenländern, scheinen auf
das Meer als Urlaubsdestination zu schwören. Ich persönlich kann mich
aber sehr gut beim Schwimmen im Süsswasser entspannen, ohne allzu
grosse Wellen, Salzgeschmack im Mund, Seeigel, Haialarm, Ebbe und Flut.
Ich schwimme also nach wie vor lieber im See, was aber nicht heisst, dass
ich dem Meer gegenüber ablehnend eingestellt bin. Tatsächlich war auch
ich schon am Meer, wenn auch nur dreimal. Zweimal in Italien und einmal
in Spanien. In Italien war ich beide Male im Rahmen eines Schullagers,
einmal mit der 10. Schulklasse, einmal mit der Gewerbeschule. Und beide
Male fand dieses Lager am selben Ort statt, sogar in der selben Ferienhütte.
An die Geckos in den Schlafzimmern, die uns alle mehr faszinierten als
störten, erinnere ich mich allerdings besser als an das Schwimmen im Meer.
Und daran, dass ich dort zum ersten Mal Simenons "Inspektor Maigret" las
und todlangweilig fand. Ansonsten waren es sehr schöne Lager, in denen
wir eine Menge Spass hatten. In Spanien war ich im Urlaub mit der Familie,
das war, als meine Grosseltern mütterlicherseits dorthin ausgewandert waren.
Meine Grossmutter kam schon bald in die Schweiz zurück, mein Grossvater
verstarb in Spanien. Da erinnere ich mich an ein Sangria-Gelage bei der
Strandbar, bei dem eine ganze Menge Schweizer, alle aus der selben Gegend
und unabhängig von uns dorthin gekommen, in nicht mehr ganz nüchternem
Zustand auf die hirnverbrannte Idee kamen, sie müssten auf den Tisch stehen,
der dann natürlich unter ihnen zusammenbrach. Und eine der Schweizer
Urlauberinnen schaffte es, in einen Seeigel zu treten und musste umge-
hend hospitalisiert und in die Schweiz zurückgeschafft werden. Auf solche
Erlebnisse kann ich dann doch verzichten und schwimme lieber in heimi-
schen Gefilden in seeigel-freiem Süsswasser, wo höchstens die Zange eines
Krebses wehtun könnte. Aber die, die Krebse nämlich, sind meist schon ge-
flüchtet, wenn die Schwimmer kommen.

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