"Was ist das?"
"Das, was Sie suchen. Ein Hauch von Magie in dieser von Wissen-
schaft besessenen Welt."
(Aus dem Film "Der Tod steht ihr gut")
Letzten Mittwoch war im Tierpark eine Führung zum Korallenriff-
becken.
Da sehr viele Leute angemeldet waren, wurden zwei Gruppen ge-
macht; die eine ging mit einem Tierpfleger mit, die andere mit
einer ursprünglich aus Oesterreich stammenden Meeresbiologin.
Ob die Frage wohl gestattet sein darf, wie eine Oesterreicherin
dazu kommt, ausgerechnet Meeresbiologin zu werden? Ich war
in der Gruppe, die mit ihr mitging.
Wir betrachteten nicht ausschliesslich das Korallenriff, sondern
machten auch kurz Halt beim Krokodil, beim Amazonasbecken
und beim Mangrovenbecken.
Beim Amazonasbecken erklärte sie uns, wie es komme, dass sich
Rochen im Süsswasser des Amazonas angesiedelt hätten, wo doch
Rochen eher mit Salzwasser assoziiert werden. Als Südamerika
und Afrika noch zusammen lagen, also noch nicht durch Meer
getrennt, floss der Amazonas in die entgegengesetzte Richtung.
Rochen und Delfine aus dem Meer wären dort eingedrungen und
hätten sich mit der Zeit zu Süsswasserarten umgewandelt.
Beim Korallenriff hielten wir uns am längsten auf, schliesslich
war dieses auch das Thema dieser Führung. Das Gestein in die-
sem Becken ist nicht echt, sondern aus einer speziellen Kera-
mik, auf welche die Korallen draufgesetzt wurden. Die Koral-
len hingegen sind 100%-ig echt.
Ein Mann stellte eine sehr gute Frage, die lautete: "Weshalb
sind Korallen Tiere und keine Pflanzen?" Die Antwort war,
dass Korallen ihre Nahrung von aussen holen müssen oder
durch die Symbiose mit den winzigen einzelligen Algen, die
an ihnen haften. Ausserdem können Korallen zwar ihre Eier
ins Wasser abgeben, was mich etwas an die Sporen der Farne
erinnerte, sich aber auch sexuell vermehren. Das war eine für
uns Laien verständliche Antwort- dass der Unterschied auch
noch in der Anzahl der Chromosomen besteht, das wäre für
uns Nichtbiologen wahrscheinlich zu kompliziert geworden.
Bei den Fischen erläuterte sie einfach kurz diejenigen, die
uns gerade vor die Augen schwammen. Einzig bei den
Clownfischen und den Juwelen-Fahnenbarschen erzählte
sie etwas länger. Clownfische schlüpfen zunächst alle als
Männchen, das dominanteste Männchen wird schliesslich
zum Weibchen; von all den übrigen Männchen ist immer
nur eines sexuell aktiv. Bei den Juwelen-Fahnenbarschen
ist es genau umgekehrt, da schlüpfen nur Weibchen, und
das dominanteste Weibchen wird zum Männchen, das nun
seinen Harem zusammen hält.
Das Salzwasser für das Korallenriffbecken und das Man-
grovenbecken, das zu 2/3 aus Süss- und zu 1/3 aus Salz-
wasser besteht, wird im Tierpark selber aufbereitet. Die
Tanks dafür sahen wir nachher auch noch, aber erst war
das Mangrovenbecken dran. Hier erläuterte sie uns die
Augen des Vieraugenfischs, der zwar nur zwei Augen
hat, aber diese haben zweigeteilte Pupillen. Das macht
den Vieraugenfisch zum einzigen Wirbeltier, das gleich-
zeitig über und unter Wasser scharf sehen kann.
Um die Jagdmethode des Schützenfischs zu demonstrieren,
setzte sie ein paar Heimchen auf die Mangrovenblätter. Der
Schützenfisch "spuckt" einen Wasserstrahl auf seine Beute,
damit diese, davon getroffen, ins Wasser fällt. Das Erstaunli-
che ist, dass er, da er von unter der Wasseroberfläche her
zielt, den Brechungswinkel des Lichts entweder berechnen
oder sehen kann. Er zielt leicht daneben- und trifft! Unglaub-
lich, was die Natur alles zustande bringt!
Zum Schluss ging es dann noch hinter die Kulissen, zu den
Tanks, Aufbereitungsanlagen und den Aufzuchtbecken. In
letzteren werden sogar Korallen "vermehrt", man kann sich
das ein bisschen wie Stecklinge vorstellen. Ursprünglich war
das Ganze für den Fall gedacht, dass, sollte eine Koralle im
Becken eingehen, sie ersetzt werden kann. Inzwischen gedei-
hen die Korallen dort aber so gut, dass, auf Anfrage, Korallen
an Aquarianer verkauft werden können.
Auch diesmal wieder: eine sehr interessante Führung, gerade
weil ich über Korallen noch kaum etwas wusste. Dennoch
muss ich eingestehen, dass ich die Reptilien- das Thema der
letzten Führung, an der ich teilgenommen hatte, ich habe
darüber berichtet- um einiges einfacher finde...
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