"Trinkt, o Augen, was die Wimper hält,
aus dem goldnen Ueberfluss der Welt!"
(Gottfried Keller: "Abendlied")
Am Sonntag nahm ich- schon wieder!- an einer
Führung teil, diesmal allerdings nicht im Tier-
park, sondern im Botanischen Garten. Das Thema
der Führung war Kakteen.
Es waren erstaunlich viele Leute, die von diesem
Thema angelockt wurden, so um die 30 Personen,
grob geschätzt. Der Botaniker, der uns führte,
musste teilweise möglichst laut sprechen, zumal
die Wege in den Schauhäusern ziemlich eng sind
und wir uns deshalb möglichst gut verteilen muss-
ten.
Zunächst blieben wir aber noch draussen, wo er
uns erläuterte, was ein Kaktus eigentlich ist und
uns ein paar Exemplare zeigte, die selbst unsere
Kälte ertragen können, erwähnt wurde u.a. die
Opuntia gracilis, eine Kakteenart, die Tempera-
turen von bis zu minus 40 Grad Celsius überle-
ben kann.
Bevor wir in die "Wüste" gingen, also dorthin,
wo Kakteen eigentlich vermutet werden, zeigte
er uns eine der wenigen Dschungelkakteen, den
Korallenkaktus, der auf Bäumen wächst und he-
runterhängt.
In diesem Zusammenhang erwähnte er auch den
Weihnachtskaktus, den er uns aber nicht zeigen
konnte, da es zur Zeitb keinen hat.
Er erzählte uns etwas über die Bestäubung bei
Kakteen, die vorwiegend durch Fledermäuse ge-
schieht, ein Phänomen, das es bei uns gar nicht
gibt.
Dann ging es endlich in die Wüste, d.h. ins Suk-
kulentenhaus. Unterwegs betrachteten wir noch
kurz die Königin der Nacht, von der ich noch
gar nicht gewusst hatte, dass sie klettert.
Und dann standen wir endlich in der Wüste. Hier
erklärte er uns den Unterschied zwischen den nur
in der Neuen Welt auftretenden Kakteen und den
in den Altweltwüsten wachsenden, stacheligen
Vertretern der Wolfsmilchgewächse. Die Dornen
der Kakteen stehen zu mehreren zusammen, jene
der Wolfsmilchgewächse nur zu zweit. Zu hören,
dass Kakteen nur aus Amerika stammen, war für
mich sehr überraschend.
Zum Schluss durften wir die Frucht einer Kakteen-
art probieren, die Drachenfrucht.
Und er zeigte uns einen Peyote-Kaktus, jenen hallu-
zinogenen Kaktus, der von den Medizinmännern
gebraucht wird und dem William S. Burroughs,
Schriftsteller und bekennender Junkie, extra nach
Südamerika nachreiste. Peyote, erzählte er uns,
würde in der Ausstellung aber nicht mehr gezeigt,
da er immer wieder von Besuchern abgeschnitten
und geklaut wurde. Hier wurde natürlich nicht de-
gustiert...
Alles in allem, eine interessante Führung, die wir
sogar ohne "Flash" überstanden haben...
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