Dienstag, 5. Juni 2018

Aufzeichnungen eines Aussenseiters, 5.6.2018

"Was macht dein Humor?"
"Der ist angeblich okay."
(Charles Bukowski: "Notes Of A Dirty Old Man",
12.5.1972)

Kaum etwas hilft im Leben so viel wie Humor. Manchmal macht
man sich damit Freunde, manchmal aber auch Feinde. Das muss
nicht heissen, dass ein Witz oder Spruch besser oder schlechter
ist, unterschiedliche Leute reagieren nur unterschiedlich darauf.
Klar, man kann auf die Frage: "Wie viel wiegst du?" antworten
mit: "Zweimal die Hälfte". Das ist ein Spruch, der ist harmlos.
Ähnliches Foto
Der dürfte niemanden stören und dennoch rüberbringen, dass
den Fragesteller dies gar nichts angehe. Aber man kann immer
an die falschen Abnehmer für Sprüche geraten. Beispielsweise
dieses Paar beim Abendspaziergang, sie schaut hinauf und sagt:
"Der Mond ist wieder voll heut' nacht." Und er entgegnet:
"Warum trinkt er auch so viel?" Das war der Romantik eher ab-
träglich und fehl am Platz.
Karl Dall soll in einer Sendung zu Roland Kaiser mal gesagt
haben: "Und nun wirst du was für uns singen, dann haben wir's
hinter uns." Der Sänger soll beleidigt das Studio noch während
der Sendung verlassen haben. Wer so was nicht aushält, war
in den Sendungen von Karl Dall allerdings sowieso fehl am
Platz. Manchmal sind solche Sachen aber auch von vornherein
eingeplant. Als Götz George erstmals bei Thomas Gottschalk
in "Wetten, dass..." zu Gast war, gerieten beide grausam anei-
nander; bei Georges zweitem Besuch war der Konflikt einge-
plant, sogar abgesprochen, siehe dazu Gottschalks Autobio-
graphie "Herbstblond". Freunde wurden sie dennoch nie, dafür
war George wohl ein zu schwieriger Charakter.
Als Otto Waalkes einen Witz über den Papst machte, erhielt
er danach einen bitterbösen Anruf des damaligen Bundes-
Kanzlers Helmut Schmidt, siehe hierzu Ottos soeben erschie-
nene Biographie "Kleinhirn an alle". Wieso sich Schmidt
über einen Papstwitz aufregte, ist mir allerdings nicht ganz
klar- Deutschland war schliesslich nie ein Gottesstaat.
Ein guter Witz kann Herzen öffnen, ein Bonmot an der fal-
schen Stelle hingegen kann Freundschaften zerstören. Es
ist eine Gratwanderung, die jeder für sich selbst rausfinden
muss... Der Satiriker Karl Kraus wurde mal gefragt, warum
er einen bestimmten Menschen noch grüsse, der wäre doch
ein erklärter Feind von ihm. Kraus erwiderte: "Ja, aber ein
alter." Mit dieser Anekdote- ob sie wahr ist oder nicht, weiss
ich nicht-, entlasse ich meine Leser für heute in ihre eigenen
Gedanken.

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