Mittwoch, 27. Juni 2018
"Elsa", Kapitel 1
(Bild von Aka-FA)
"Aber warum willst du denn nicht wieder zu uns
ziehen?" fragte Frau Mauser ihre 18-jährige
Tochter Elsa, die gerade dabei war, ihren Koffer
zu packen. Mit 17 war sie von zuhause ausgezo-
gen, heiratete einen 20 Jahre älteren Mann. Die
Ehe scheiterte an Elsas Nymphomanie. Das
kleine, leicht mollige Mädchen konnte keinem
attraktiven Mann widerstehen. Sie wusste auch
genau, wie sie ihre körperlichen Vorzüge am
effektivsten einsetzen konnte. Schon in ganz
jungen Jahren war sie körperlich ihren Klassen-
kameradinnen immer einen Schritt voraus und
inzwischen konnte sie üppige Formen und einen
grossen Busen vorweisen, von dem andere Mäd-
chen in ihrem Alter nur träumen konnten. Damit
verdrehte sie den Männern den Kopf.
"Weil ich kein kleines Kind mehr bin", antwortete
sie ihrer Mutter mit Nachdruck.
"Aber wovon willst du denn die Miete bezahlen?"
"Von Erwins Abfindung."
"Warum muss er dir eine Abfindung bezahlen?
Dass die Ehe scheiterte, war doch wohl deine
Schuld!"
Elsa hielt beim Packen inne und seufzte. Sie war
die ewigen Vorhaltungen und Zurechtweisungen
ihrer Eltern leid. Als einziges Töchterchen, noch
dazu ohne Geschwister, wurde sie von ihnen immer
mehr als nur behütet, direkt verwöhnt. Sie war es
schon lange satt, und peinlich war es ihr schon im-
mer. Sie begann, sich aufzulehnen, sich gegen die
Gartenzaunmentalität ihres Elternhauses zu stellen.
Sie wollte sich nichts mehr verbieten oder befehlen
lassen, wollte ihr eigenes Leben leben. Ziemlich
früh schon begann sie, heimlich zu rauchen. Ein
älterer Mann, ein zärtlicher Schürzenjäger, war es,
der sie entjungferte, als sie noch nicht einmal 16
war. Sie sah in nur etwa ein- oder zweimal. Er starb
während eines heissen Liebesakts mit einer beson-
ders üppigen Frau, der Art von Frau, der er am Al-
lerwenigsten widerstehen konnte. Jakob Neuhaus
hiess er, und obwohl sie sich kaum kannten, konnte
sie ihn, den Mann, mit dem sie das erste Mal Liebe
machte, nie vergessen. Dann heiratete sie Erwin von
Tavel, einen Mann aus gutem Hause, der sich nicht
nur eine schöne, sondern auch eine häusliche Frau
wünschte. Letzteres traf auf Elsa überhaupt nicht zu.
Für sie war es das Schönste, fremde Männer anzu-
machen und mit ihnen ins Bett zu steigen, sich in
der Aufmerksamkeit zu sonnen, die diese ihr zu-
teil kommen liessen. Verliebte Narren! Dabei brauch-
te Elsa gar nicht viel zu tun, um diese Aufmerksam-
keit zu erlangen. Sie war von Natur aus schön, brauch-
te kaum Schminke oder sonstige Hilfsmittel, die Frauen
benutzen, um Männern zu gefallen. Ihr Gesicht war
hübsch, ihre braunen Haare liess sie heute länger
wachsen als während ihrer Schulzeit, aber ihre Geheim-
waffe waren ihre weichen, weiblichen Rundungen.
"Er hat einen Job", erklärte sie ihrer Mutter. "Ich ha-
be keinen."
"Da bist du selber schuld." Schon wieder Tadel. "Wa-
rum hast du dir keine Lehrstelle gesucht?"
"Ich will jobben", antwortete Elsa. "Und mir davon
ein Studium finanzieren."
Die Miene der Mutter hellte auf. "Was willst du denn
studieren?" fragte sie.
"Philosophie", sagte Elsa.
"Philosophie?" Frau Mauser schnappte nach Luft. "Was
willst du denn damit? Das ist doch keine praktische
Wissenschaft! Wozu kannst du so was denn gebrauchen?
Du solltest lieber etwas Anständiges studieren! Informa-
tik odet Wirtschaft, damit bringt man's heutzutage zu was!"
Elsa seufzte.
Elsa fand eine kleine Wohnung in der Innenstadt, in die
sie so bald als möglich einzog. Sie besass nicht viel,
einzig ein Bett, einen Tisch und vier Stühle, ein paar
Bücher und CDs und einen alten, nicht mehr tadellos
funktionierenden CD-Player. Sie war froh, endlich von
ihren Eltern getrennt zu sein. Jetzt konnte sie leben, wie
sie wollte! Jetzt sollte ihr Leben beginnen! Aber in der
Nacht machte sich ein Gefühl der Einsamkeit und Ver-
lorenheit in ihr breit, dass sie sich nicht erklären konnte.
Manche Nacht weinte sie, bevor der Schlaf sie von ihren
Tränen erlöste und sie ins Reich der Träume führte. Im
Traum begegnete ihr oft ihr erster "Liebhaber", der char-
mante Jakob.
"Ich habe dich auf meiner Beerdigung vermisst", sagte
er mit seiner wohlklingenden, tiefen Stimme und legte
zärtlich seine Hand um ihre breite Hüfte.
"Ich durfte nicht kommen", sagte sie.
"Denk bitte nicht, dass es deine Schuld war, dass es so
kam", sagte er. "Ich war genau so schuld. Warum konn-
te ich nicht widerstehen, als ich dich sah?"
"Kannst du es jetzt?" fragte sie und blickte ihm in sei-
ne dunklen, feurigen und doch warmen Augen.
"Ich bin endlich zur Ruhe gekommen", sagte er, ver-
schmitzt lächelnd. Dann löste er sich vor ihren Augen
in Luft auf. Regelmässig an dieser Stelle erwachte
Elsa, unabhängig davon, welche Zeit gerade war.
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