Sonntag, 22. September 2019
Kurzgeschichte: "Pandemonia"
(Bild von Arunion)
Der Aufstieg auf den Schauinsland war hart, vor
allem für die mollige Joy, während Dr. Destiny
weniger Probleme hatte. Der Meister des Okkul-
ten und seine Assistentin waren von deutschen Ok-
kultismusforschern angefordert worden, da diese
mit einigen Vorkommnissen auf dem Hausberg
der baden-würtembergischen Stadt Freiburg im
Breisgau überfordert waren. Wanderer berichteten
von einer leicht gekleideten, schlanken und attrak-
tiven Frau mit violetten Haaren, aus deren Händen
plötzlich Flammen gekommen und aus ihrem Kör-
per Dämonen gekrochen seien, welche die Wan-
derer aufgefressen hätten. Menschliche Knochen-
reste, die ihnen auf dem Weg begegneten, schienen
diese Schauergeschichte ebenso zu bestätigen wie
der Umstand, dass, je näher sie dem Gipfel kamen,
desto mehr Joy zu frieren begann. Durch ihre über-
sinnlichen Kräfte, der ihr innewohnenden sogenann-
ten "Seelenessenz", fror Joy Sweater eigentlich nie-
ausser, es waren Dämonen, Geister oder Vampire
in der Nähe. Und tatsächlich, als sie oben angelangt
waren, stand da eine Frau, die der Beschreibung ent-
sprach.
"Guten Tag", sprach Dr. Destiny sie an. "Sprechen
Sie englisch?"
"Ich habe euch schon erwartet", sagte die Frau und
ihre Hände begannen zu funkeln, violette Flamen
kamen aus ihnen. "Welche der sieben Todsünden
sind eure grössten Schwächen?"
Die Flammen manifestierten sich zu sieben funkeln-
den Wesen, die sich auf Destiny und Joy stürzten.
Ein besonders dickes Wesen mit einem riesigen Maul
und ein satyrnähnliches mit einem gewaltigen, erigier-
ten Penis versuchten, sich auf Joy zu stürzen, doch
diese setzte ihre Seelenessenz ein: Sie konzentrierte
sich, bis ein Leuchten von ihr ausging, das diese We-
sen zurück hielt. Der Satyrn versuchte, stattdessen
Destiny anzugreifen.
"Einige Weibergeschichten", erklang die Stimme der
Frau durch den Mund des sonst so männlich scheinen-
den Wesens, "aber es ist zu wenig, um satt zu werden."
"Das darf nicht wahr sein!" rief die Frau, als alle ihre
Zauberwesen wieder in ihren Körper zurückkehrten.
"Ihr habt von allen Todsünden etwas in euch", erklärte
sie, "aber keine davon nimmt so sehr überhand, dass ihr
meinen Kindern Nahrung bietet. Heute muss ich mich
wohl geschlagen geben..."
"Ich glaube, ich weiss, wer du bist", wandte Destiny sich
an die Frau. "Du bist Pandemonia, die dämonische Hüte-
rin und Bewahrerin der Sünden. Aber wieso hat es dich
auf den Schauinsland verschlagen, wo es doch viel grös-
sere Sündenpfuhle gibt?"
"Chicago, New York, New Orleans", begann Pandemonia
aufzuzählen. "Gute Städte für Nahrung, aber ich war dort
schon zu oft, die Menschen sind dort vorsichtiger gewor-
den. In der unberührten Natur fühlen sie sich unschuldig
und tappen in die Sündenfalle, und hier, wo in alten Zeiten
mal Kultplätze waren, haben mystische Wesen wie ich
besonders viel Macht. Aber nun bin ich geschwächt..."
"Weil ich deinen Namen wusste", erklärte Destiny. "Du
kennst die Regeln...""
"Ja, ich muss zurückkehren, von wo ich gekommen bin.
Doch wie heisst der Mensch, der mich besiegt hat?"
"Das wirst du noch früh genug herausfinden. Füge dich
deinem Schicksal!"
Pandemonia begann zu glühen, doch bevor sie ganz ver-
schwand, liess sie noch durchblicken, dass sie den Hin-
weis verstanden hatte: "Schicksal! Destiny! Ich hätte es
wissen müssen!"
Und dann war sie verschwunden, wie vom Erdboden ver-
schluckt, und der Schauinsland stand friedlich wie eh und
je bei Freiburg im Breisgau und wartete auf seine nun wie-
der sicheren Besucher...
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