Zum 75. Geburtstag von Morris' einsamem Comic-Cowboy erscheinen das ganze Jahr hindurch verschiedene Hommagen, in denen Künstler, die sonst nichts mit Lucky Luke zu tun haben, ihre Versionen des Cowboys darstellen. Inzwischen ist bereits die vierte Hommage erschienen. Nun ist es mit Hommagen immer so eine Sache. Einerseits sollen sie der Vorlage gerecht werden, andererseits sind die meisten Künstler aber auch ihrem eigenen Stil verpflichtet. Matthieu Bonhomme hat dieses Problem einigermassen gelöst bekommen. Seine Lucky Luke-Geschichte "
Wanted" präsentiert einen eher rätselhaft bleibenden Lucky Luke, der sich von nichts und niemandem vereinnahmen lässt, auch nicht von drei hübschen Schwestern, die er durch Indianerland begleitet. Und auch nicht von dem widrigen Umstand, dass überall Steckbriefe mit seinem Konterfei auftauchen... Dass in der Geschichte fast schon vergessene Figuren aus der langen Lucky Luke-Historie auftauchen, so etwa Joss Jamon und seine Bande, zeigt, dass Bonhomme sich tatsäschlich mit Lucky Luke befasst hat. Die Zeichnungen sind realistischer als man es sich von einer Lucky Luke-Geschichte gewöhnt ist, aber trotzdem- oder gerade deswegen- grandios. Was leider fehlt, ist der Humor, für den Morris (und sein Nachfolger Achdé) bekannt sind- Bonhomme erzählt eine ernsthaftere, düsterere, traurigere, erwachsenere Geschichte, eher mit einem Italowestern vergleichbar als mit einer Westernkomödie. Aber die nächste Hommage, die von Ralf König sein wird, soll schon bald herauskommen... und der dürfte wohl kaum einen solche ernsten Tonfall anschlagen. Wem dieser nichts ausmacht und wer gute Comickunst mag, der hingegen kommt bei "Wanted" voll auf seine Kosten...
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