Sonntag, 12. März 2023
Aufzeichnungen eines Aussenseiters, 12.3. 2023
Seit Jahren höre ich mir sonntags die Sendung "Country Special" auf dem Schweizer Radiosender SRF 1 an, die sich meiner Lieblingsmusik widmet. Als ich anfing, mir diese Sendung regelmässig anzuhören, lief sie noch dienstags und auf SRF 3 (das damals, glaube ich, noch DRS 3 hiess), danach lief sie sonnntags auf DRS 3 beziehungsweise SRF 3 (inzwischen hatte der Sender seinen Namen gewechselt), dann wurde die Sendung auf SRF 1 verbannt, aus Gründen, die ich nie ganz nachvollziehen konnte. Vielleicht dachte man sich, eine Musik, in der hin und wieder auch gejodelt wird, passe besser zu jenem Sender, der mehr die Schlager- und Volksmusikhörer statt das Pop-und Rockpublikum anspricht. Aber egal auf welchem Kanal, Redaktor Gerry Stocker und Moderator Christoph Schwegler boten meist einen guten Mix aus gerade aktuellem und traditionellerem Country- und Bluegrass-Sound. Als dann beide gleichzeitig in Rente gingen, tat dies der Sendung qualitativ leider nicht besonders gut. Abwechselnd übernahmen Regi Sager und Mike LaMarr das Mikrofon, die vorher schon mal eingesprungen waren, wenn Herr Schwegler abwesend war, aber wirklich überzeugen konnten mich beide nicht. Nicht, was ihre Arbeit am Mikrofon anging, sondern ob sie sich wirklich für diese Musik begeistern können. War beispielsweise zur Zeit von Stocker und Schwegler ein wichtiger Countrykünstler verstorben, waren diese immer recht aktuell, was den Nachruf betrifft. Das war danach nicht mehr der Fall. Der Tod von Don Williams wurde erst Monate später überhaupt nur erwähnt, jener von Nanci Griffith schien in der Redaktion gar niemand mitgekriegt zu haben. Wichtiger war es nun, neue Alben vorzustellen und in die aktuellen Country-Charts reinzuhören. Klar, gehört auch dazu, leider wurde die Sendung dadurch uninteressanter, da kommerzieller ausgerichtet. Und die Moderatoren sprachen regelmässig die Namen einiger Interpreten falsch aus. Dann kam Tamara Steffen. Anfangs schien diese Frau, die Moderation und Redaktion zugleich übernahm, ein Hoffnungsschimmer zu sein, doch schien ihr Herz recht stark in Richtung Country-Pop zu schlagen. Liebhaber der traditionellen Country-Musik kamen kaum noch auf ihre Kosten. Etwa während dieser Zeit wurde meine Partnerin durch eine Freundin auf den "Musikclub Country" aufmerksam gemacht, der jeweils mittwochs auf SWR 1 läuft. Wir hörten uns diese Sendung probehalber mal an und fanden sie gut, insbesondere, da sie eine Mischung bietet, bei der für jeden was dabei ist. Den "Country Special" hörten wir uns weiterhin regelmässig an, und dann war da plötzlich wieder eine neue Stimme:Martin Wittwer, am Dialekt als Bündner erkennbar, übernahm den "Country Special", und zwar sowohl Moderation als auch Redaktion. Und schaffte es im Alleingang, die Sendung zu retten. Wittwer achtet darauf, dass sowohl aktuelle als auch ältere Musik zu hören ist und erfüllt hin und wieder sogar- was es bisher im "Country Special" noch nie, im "Musikclub County" hingegen schon lange regelmässig gab- Zuhörerwünsche. Zwar kam es auch bei ihm schon vor, dass er sich in Bezug auf die Country-Geschichte geirrt hat- so etwa, als er erzählte, Alison Krauss' Version von "When You Say Nothing At All" wäre ein Country-Cover des Ronan Keating-Pop-Klassikers, obschon Keatings Version bereits ein Cover eines Keith Whitley-Country-Klassikers war, der von Paul Overstreet und Don Schlitz geschrieben wurde; Overstreet hatte den Song selber auch aufgenommen, hatte damit, im Gegensatz zu Whitley, aber keinen Hit. Aber alles in allem bietet Wittwer einen interessanten, hörenswerten Mix, genau das, was nach dem Abgang des Duos Schwegler und Stocker gefehlt hat. Man merkt, dass er diese Musik mag, und wenn er so weitermacht, kann er die Sendung wieder zur alten Grösse zurückbringen. Howdee!
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen