Mittwoch, 6. November 2013

Aufzeichnungen eines Aussenseiters, 6.11.2013

                                              "Daneben scheissen kann jeder. An die Decke
                                               pinkeln- das ist Kunst."
                                                (Günther Willen, "Füsse hoch, das Niveau
                                                                      steigt!")
Heute geht es um ein richtiges Scheissthema. Es geht nämlich um Scheissen.
Nein, nicht ums Scheissen, um Scheissen. Um Toiletten, Klos. Dieser kleine,
aber feine Unterschied musste zu Beginn klargestellt werden. Damit niemand
behaupten kann, ich würde nur Scheisse schreiben.

Wer so wie ich öfter unterwegs ist, kommt natürlich nicht umhin, hin und wieder
öffentliche Toiletten zu frequentieren. Nun kenne ich einige Menschen, die auf keine
öffentlichen Toiletten gehen, da sie ihnen- das ist jedenfalls die häufigste Begründung-
zu unhygienisch seien. Zu diesen gehöre ich nicht. Ich finde öffentliche Toiletten
manchmal sogar recht interessant. Gerade auf den Männertoiletten kommt es gele-
gentlich vor, dass man an der Wand sogar eine kurze Lektüre vorfindet, die irgend-
ein kreativer Mitmensch der Nachwelt dort hinterlasssen hat. Wahrscheinlich, weil
er dachte, er müsse seinen geistigen Durchfall mit seinen Mitmenschen teilen.
Ich bin auf Toiletten schon Sprüchen begegnet wie: "Tritt näher ran, er ist kürzer
als du denkst" oder "Lebensende mit drei Buchstaben? Ehe."
Nun gibt es natürlich Menschen, deren Humor nicht konform geht mit den literari-
schen Erzeugnissen solcher Klosettpoeten; und da das Ganze auch ohne Einwilligung
des Scheisshausbetreibers quasi veröffentlicht wurde, werden diese literarischen
Ergüsse weggewischt, bzw. es wird dafür gesorgt, dass gar keine mehr hinterlassen
werden können. Es wird also quasi ein Veröffentlichungsverbot für Klosettpoeten
verhängt.
An grösseren Schweizer Bahnhöfebn wurde die Toilettenbenutzung schon vor
Jahren kostenpflichtig. Dafür werden einem saubere, stets gewartete und geputzte
Toiletten geboten. Die Obdachlosen in diesen Städten aber müssen seither noch
mehr betteln, weil sie doch auch mal aufs Klo müssen! Auch hier hat eben alles
zwei Seiten.
Da ich viel Zug fahre, darunter durchaus auch längere Strecken, benutze ich auch
hin und wieder Zugstoiletten. Gerade bei der SBB hat sich in den letzten Jahren
in dieser Hinsicht einiges getan. Früher war es z.B. verboten, aufs Klo zu gehen,
wenn der Zug noch steht, da jeder Scheiss auf den Geleisen landete. Heute hat auch
die SBB anständige Spülungen. Nur eines ist nach wie vor unangenehm: die SBB-
Toiletten sind ziemlich eng. Ganz anders hingegen die Toilette in der Deutschen
Bahn, die ich aufsuchte, als meine Freundin und ich letztes Wochenende zu ihren
Eltern fuhren: die war RIESIG! Das war beinahe ein Schlafzimmer, so gross war
dieser Raum! Aber um die Tür auf-und zuzuschliessen, da hätte man schon bei-
nahe Informatiker sein müssen, um bei all diesen Knöpfen durchzublicken.
Manchmal vermisse ich die guten, alten öffentlichen Toiletten, bei denen die
Spülung noch per Hand oder mit dem Fuss betätigt werden musste und in denen
es noch Waschbecken gab mit Wasserhähnen, die man eigenhändig auf-und zu-
drehen und das Wasser so lange laufen lassen konnte, wie man auch wirklich
brauchte, um die Hände zu waschen. Wenn es so was wieder vermehrt gäbe,
nähme ich sehr gerne auch die beschissenste Wandliteratur in Kauf.

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