Freitag, 4. April 2014

Aufzeichnungen eines Aussenseiters, 4.4.2014

Am vergangenen Sonntag machten meine Freundin und ich
einen Ausflug in den Berner Tierpark Dählhölzli, der so heisse,
liess ich mich einmal belehren, weil im Wald rundherum viele
Dählen stehen würden. Uns interessierten aber nicht die Däh-
len, sondern vielmehr die jungen Ussurischen Braunbären.

Die Bärengeschwister Mischa und Mascha, ein Geschenk des
damaligen russischen Präsidenten Medwedew, des Uebergangs-
präsidenten zwischen Putin und Putin, hatten nämlich Nach-
wuchs bekommen. Wir gingen früh genug, so dass wir im Tier-
park brunchen konnten, und doch war an der Eingangskasse
bereits eine Menschenschlange, fast wie der Autostau am Gott-
hard. Wir sahen die Bärenmama mit einem ihrer zwei Kleinen
vom Wolfsgehege aus. Kaum zu glauben, dass aus so einem
kleinen Fellknäuel einmal so ein Riesentier werden soll! Zum
Bärengehege selber wurden die Besucher nur grüppchenweise
vorgelassen, damit die Tiere nicht zu sehr gestört wurden, so
gross war der Andrang.
Und dann, nur ein paar Tage später, die Hiobsbotschaft, die
ganz Bern erschütterte: Eines der Bärenkinder soll durch den
Vater den Tod gefunden haben! Zu wild mit ihm gespielt,
hiess es, hätte er. Erst heute morgen stand in der Zeitung,
bei der Obduktion des Jungbären wären keine Hämatome
entdeckt worden, die Todesursache wäre demnach eine
andere. Für die Leserbrief- und E-Mailschreiber kam diese
Nachricht leider zu spät, und wie so oft, gab es einige arg
dumme und sogar bösartige Bemerkungen zu lesen, bei denen
man sich nur an den Kopf fassen konnte. Man solle die Jung-
bären doch zu denen im Bärenpark bringen, dann wären sie
auch von den Eltern getrennt, schrieb einer. Das wäre ja erst
recht das Todesurteil für die Kleinen! Das wären fremde
Bären im Revier der Anderen! Ob der Tierpfleger zu feige
gewesen wäre, um ins Gehege zu gehen und einzugreifen,
war eine weitere saudumme Bemerkung. Das wäre das To-
desurteil für den Tierpfleger gewesen! Da Mischa und Ma-
scha in menschlicher Obhut aufgewachsen sind, verhalten
sie sich nicht in jeder Hinsicht normal, die Pfleger können
ihre Reaktionen schlecht abschätzen, noch dazu ist der
Ussurische Braunbär noch um einiges mächtiger als der
Europäische Braunbär! Bären mögen niedlich sein, aber
es sind keine Kuscheltiere! Die Tierpfleger haben mit
Sicherheit nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt,
dessen bin ich mir sicher. Idiotisch auch der Vorwurf,
der Tod des Jungbären wäre absichtlich in Kauf genommen
worden, damit die problematische Frage nach der weiteren
Unterbringung im Erwachsenenalter nicht mehr auftauche!
In was für einer Welt leben wir denn? Die Menschen, die
im Dählhölzli arbeiten, wissen, was sie tun, auch dessen
bin ich mir sicher! Einen solchen Job können nur Men-
schen machen, die sich mit Tieren auskennen und verant-
wortungsvoll agieren, und zwar zum Wohle der Tiere.
Und natürlich wird auch wieder auf dem Tierparkdirektor
Bernd Schildger herumgeritten, bis hin zub eindeutig
rassistischen Aeusserungen wie, Schildger solle zurück
nach Deutschland, wir würden ihn hier nicht mehr wollen.
Doch! Ich will Schildger weiterhin als Tierparkdirektor,
und auch viele Menschen, die ich kenne! Seine Philoso-
phie, den Tieren grössere Gehege und natürlichere Be-
dingungen zu schaffen, bescherten dem Berner Tierpark
nicht nur den "Wisentwald" und das neue Wolfsgehege,
sondern auch immer wieder den Spitzenplatz auf der
Liste der tierfreundlichsten Zoos der Schweiz, die der
Tierschutz aufstellt. Meiner Meinung nach ist Schildger
der beste Tierparkdirektor, den Bern je hatte. Und des-
wegen muss er bleiben! Und wer selber keine Ahnung
von Tieren und der Natur hat, der soll daheimbleiben
und schweigen und keine gehässigen Leserbriefe schrei-
ben. Amen!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen