"Darf der Staat Dicke zum Abspecken zwingen?" lautete in "20 Minuten"
vom Donnerstag, dem 3. April, die Ueberschrift eines Artikels von Gabriel
Brönnimann.
Sogar auf der Titelseite wurde auf diesen Artikel aufmerksam gemacht, wenn
auch- glücklicherweise- nicht als Aufmacher, da war anderes dann doch
wichtiger. "Uebergewicht ist nicht länger nur Privatsache", stand da. Wie
bitte? Sorry, aber was geht es den Staat an, wieviel meine Verlobte wiegt?
Ja, wir haben uns mittlerweile verlobt; wann der nächste Schritt stattfindet
ist aber aus finanziellen und organisatorischen Gründen noch offen. Aber
zurück zum eigentlichen Thema. Nicht nur meine Verlobte ist hier Betroffene,
es gibt auch ganz viele weitere Personen, die ich kenne. Wenn diese ihr Ge-
wicht verraten wollen, bitte, dann sollen sie es ruhig tun, aber auf freiwilliger
Basis. Wenn nicht, dann soll es ein Geheimnis bleiben. Viele Uebergewichtige
leiden so oder so schon genug darunter, auch ohne dass nun sogar noch der
Staat auf ihnen herumreitet! Wo soll das denn sonst eines Tages noch enden?
Bei solche skurrilen Szenen, dass ein friedlicher, nichtsahnender, aber leider
etwas schwerwiegender Passant von der Polizei angehalten werden kann mit
der Begründung: "Sie sind zu dick, das macht 100 Franken Bussgeld und
eine Anzeige vor Gericht. Wenn sie Glück haben und einen gnädigen Richter
kommen sie vielleicht mit drei Monaten Abmagerungscamp davon..."?
Da würde selbst Monty Python das Lachen im Hals steckenbleiben! So etwas
geht doch nicht! Der Staat darf seine Bürger nicht bemängeln, nur weil sie
nicht seinen Idealvorstellungen entsprechen! Den Idealbürger gibt es nämlich
sowieso nicht, weil jeder Bürger nämlich denkfähig ist und sich dadurch eine
eigene Meinung bilden kann. Der Idealbürger aus der Sicht des Staates aber
wäre ein Zombie!
Was der Staat aber tun kann und sogar darf- auch wenn hierrüber die Meinun-
gen auseinander gehen-, ist, Steuern auf ungesundes und fettiges Essen zu er-
heben, so dass dieses teurer wird, so wie dies auch bei Tabak und Alkohol
gehandhabt wird. Aber Tabak und Alkohol haben eine grosse Lobby hinter
sich, da es sich um riesige Industriezweige handelt. Und würde die Schlag-
zeile lauten: "Bund plant Steuer auf Fast Food-Produkte", würde ein weite-
rer riesiger Industriezweig sein Veto einlegen. Stattdessen wird, unnötiger-
weise, auf unbescholtenen, dicken Bürgern herumgehackt! Diese nämlich
haben keine Lobby! Oft schämen sie sich sogar für sich selber, statt sich
so zu nehmen, wie sie sind und stolz auf das zu sein, was sie sind und wer
sie sind und was sie im Leben alles schon erreicht haben. Nun könnte
manch ein Betroffenere einwenden, ich könne ja gut reden, ich selber wäre
schlank, aber auch ich weiss, wie es sich anfühlt, im Abseits zu stehen,
weil man anders als die meisten Anderen ist, wenn auch aus anderen Grün-
den. Und wenn ihr es nicht selber ansprecht, dann tue ich es: Es wäre
höchste Zeit, dass so etwas wie die in den USA schon länger existierende
"Fat Acceptance"-Bewegung endlich auch hierzulande ankommt. Und
auch wir anderen Aussenseiter: vereinigt euch! Schluss mit 08/15 und
allen Normen- hier kommt die Lobby all derer, die anders sind!
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