Dienstag, 6. Januar 2015

Aufzeichnungen eines Aussenseiters, 6.1.2015

Nichts ist von Bestand. Wir werden geboren, wachsen auf,
werden erwachsen, werden alt und sterben schliesslich.

Vielleicht kommen wir zwar irgendwann mal wieder, aber
das weiss leider niemand so genau. Oder vielleicht sind wir
ja eigentlich unsterblich und wissen es bloss nicht; vielleicht
sind Diesseits und Jenseits nur zwei  verschiedene Dimen-
sionen.
Wie komme ich bloss auf solche morbiden Gedanken?
Vielleicht liegt es am Jahreswechsel. Das alte Jahr ist ver-
gangen, ein neues hat begonnen. Sogar hier: nichts von Be-
stand. Jedes Jahr hat eine andere Endziffer, jeder Tag ein
anderes Datum. Dabei gibt es doch wirklich Dinge, von
denen wir hoffen, dass sie Bestand haben, wenn möglich
ewig. Das gilt z.B. für funktionierende Beziehungen oder
gute Freundschaften. Da aber können wir selber etwas
dazu tun, damit diese Bestand haben, indem wir mit
unserem eigenem Verhalten und unserem eigenen Enga-
gement dafür mitwirken. Auch ein Arbeitsplatz, an dem
wir uns wohl fühlen, sollte Bestand haben, wenn möglich
bis zur Pensionierung. Auch hier können wir mit unserem
eigenen Verhalten und Engagement ein bisschen mitsteuern,
immer in der Hoffnung, dass uns keine Wirtschafts- oder
Sparmassnahmen einen Strich durch die Rechnung machen.
Aber leider gibt es auch Dinge, da nutzt uns alles nichts,
da können wir noch so sehr versuchen, da bleibt nichts
bestehen. Das ist so beim Geld, da bleibt auch kaum Be-
stand, genau gesagt verändert sich beständig der Bestand,
bis kaum noch oder gar kein Bestand mehr vorhanden ist,
sofern nicht beständig wieder irgendwie Bestand aufge-
füllt wird. Schade, dass es für den Geldbeutel nicht dieses
SBO-System gibt, mit dem im Detailhandel heutzutage
gearbeitet wird: Self-Based-Ordering. Sobald die letzte
Note das Portemonnaie verlässt, wird nachgeliefert. Das
wär doch mal was. Tagtäglich wird irgendwo neue Tech-
nik erfunden, warum nicht mal eine, die sinnvoll ist?
Wobei das mit der Technik auch so eine Sache ist: Tech-
nische Geräte werden bewusst so programmiert, dass sie
möglichst kurz nach Ablauf der Garantiefrist den Geist
aufgeben, damit man gezwungen wird, seinen Geldbe-
stand zwecks Neubeschaffung irgendeines Gerätes, von
dem man glaubt, es wäre unverzichtbar geworden, zu
verkleinern. Und zu hoffen, dass bald neues Geld nach-
geliefert wird. Aber vielleicht wäre es ja gar nicht nö-
tig, dieser Neukauf und die Geldausgabe. Vielleicht
lebt der Geist des alten Geräts ja weiter, nur halt in einer
anderen Dimension. Wer weiss das schon?

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