"Nur Helios vermag's zu sagen,
der alles Irdische bescheint",
so heisst es in "Die Kraniche des Ibykus", einem der vie-
len langen Gedichte von Friedrich Schiller. Wobei die
"Kraniche" noch harmlos sind gegenüber Schillers Mei-
sterwerk "Die Glocke". Unsere Eltern mussten diesen Bei-
nah-Roman unter den Gedichten in der Schule noch aus-
wendig lernen, unserer Generation ersparten die Lehrer
dies glücklicherweise. Nun, man mag von Schiller halten,
was immer man will, eines ist sicher: Der Mann hat in
seinen Gedichten Formulierungen gebracht, die so sehr ins
allgemeine Sprachgut eingingen, dass kaum einer, der ihn
nicht selber gelesen hat, noch weiss, dass dies von Schiller
stammte, beispielsweise:
"Ich sei, gewährt mir die Bitte,
in eurem Bunde der Dritte."
Das war der Schluss von Schillers Gedicht "Die Bürgschaft",
auch nicht gerade ein kurzes Werk. Ein Mann, dessen Sätze
so oft zu geflügelten Worten wurden, der musste wohl ir-
gendwelche Weisheiten damit verbreitet haben. Nehmen
wir nur einmal das Anfangszitat:
"Nur Helios vermag's zu sagen,
der alles Irdische bescheint."
Das hat sich zwar zu keinem geflügelten Wort entwickelt,
aber man könnte es mit trivialen Sprichwörtern umformu-
lieren wie: "Nur die Sonne vermag's zu sagen" oder "Das
weiss nur Gott allein." Beides ist passend, denn Helios war
ein griechischer Sonnengott. Und damit kommen wir zum
Wetter. Was für eine triviale Ueberleitung, um von Fried-
rich Schiller zu einem sehr viel aktuelleren Thema zu wech-
seln, dem Klima.
Der Januar 2017 war der kälteste seit etwa 30 Jahren.
Tatsächlich erinnere ich mich daran, wie wir als Kinder
noch problemlos auf den zugefrorenen See konnten, ohne
Angst, einzubrechen. Dann wurden die Winter wärmer und
die Sommer kälter, und Rudi Carrell sang: "Wann wird mal
wieder richtig Sommer?" Und schliesslich kam das Thema
Klimawandel aufs Tapet. Dass dieser tatsächlich stattfindet
zeigt sich nicht nur an wieder heisseren Sommern und wie-
der kälteren Wintern, sondern auch an den Tieren. Einer-
seits kommen eigentlich südlicher beheimatete Tiere wie
Skorpione, Wespenspinnen und Tigermücken zu uns,
andererseits aber auch nördlicher beheimatete Arten wie
Weisswangengänse, vereinzelt sollen sogar schon Eis-
füchse gesichtet worden sein. Und wenn es mit dem Kli-
mawandel so weitergeht, was dann? Wird dann eines
Tages an der Aare ein Kaiman einen Elch erbeuten?
"Nur Helios vermag's zu sagen..."
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